Die weiße Jägerin, von Rolf Ackermann
Rolf Ackermanns Roman, Die weiße Jägerin, der 2007 vom ZDF verfilmt wurde, beruht auf der wahren Lebensgeschichte der Margarethe Trappe, die ihrem Mann Berlin verläßt und 1907 am Fuße des Kilimandscharo ihre zukünftige Heimat findet.
Die letzten Sonnenstrahlen ließen den Oldoinyo le Engai in wundersamer, erhabener Schönheit erstrahlen und kolorierten Ostafrikas Steppen in den Pastellfarben Caspar David Friedrichs. Das Land war weit und schön und wunderbar friedlich. Die sanften goldgelben Grashügel kokettierten mit langen Schatten. Weit ausladende Akazienbäume streckten ihre fingerlangen weißen Dornen der untergehenden Sonne entgegen; kleine Bäche schlängelten sich, matt glänzenden Nattern mit blauen Rückenstreifen gleich, durch die Weiten; Berge mit magischen Namen umringten die Ebenen; die Luft war erfüllt vom schweren, süßlichen Duft der Leleshwa-Blätter. Aus den nahen Galeriewäldern des Flusses hallte das dumpfe Echo dahinstampfender Elefanten zu den Hütten; Hunderte, Tausende, nein, Hunderttausende Zebras, Gnus und Antilopen verharrten in erwartungsvoller Anspannung am Flussufer. Wie ein von mächtiger Hand geformter Naturaltar ragte der vom Volk der Massai als »Berg Gottes« verehrte Vulkan Oldoinyo le Engai in den Abendhimmel. Am Horizont türmten sich mächtige Kumuluswolken wie Berge aus Licht und Schatten zu einem herannahenden Gewitter auf. Als wolle Engai, der Gott der Massai, auf die makellose Schönheit seines Werkes hinweisen, kreierte er am Firmament zaghaft das Kreuz des Südens und ließ einen weiß glühenden Kugelblitz über das Land hin zu seinem Berg rollen. Der trockene Knall des ihn begleitenden Donners hallte an den Hängen des Vulkans wider. Die Natur duckte sich erschrocken. Alle Tiere erstarrten in Ehrfurcht. Die Kinder unter der inmitten der schier unendlichen Massai-Steppe stehenden Schirmakazie rückten zusammen und starrten mit angsterfüllten Augen auf den alten Mann, der ihnen gegenüber mit dem Rücken zum Baum saß. »Das sind die Zeichens Engais, unseres Gottes«, sprach Masiani ole Chieni. Der Alte mit dem kahl geschorenen Schädel und dem starren Cape aus dem buschigen, braunen Fell des Baumschliefers blickte Ansehen heischend in die Runde der auf dem Boden sitzenden Kinder, die sich nicht trauten, dem alten Mann in die Augen zu schauen. Denn ihr Laibon, des meistgeachtete, meistgefürchtete Älteste, hatte schon seit Geburt nur ein Auge, dessen starrer Blick nicht nur Kinder ängstigte. »Einst, so haben es uns die Urahnen unseres Volkes unseren Großvätern und Vätern schon erzählt, nannte Engai drei Söhne sein Eigen. Jeden der drei Söhne bedachte er mit einem Geschenk: Der erste Sohn erhielt einen Speer, um seinen Lebensunterhalt als Jäger zu bestreiten; der zweite eine Hacke, um das Land zu bearbeiten; und der dritte einen Stock zum Hüten des Viehs. Dieser dritte Sohn, Natero Kop genannt, gilt als der Urvater der Massai, die seit jener Zeit stolze Besitzer großer Viehherden sind und im Schutze des Berges Lengai unzählige Sonnenaufgänge und feurige Abenddämmerungen erlebt haben und ihre Rinder hüten, die in den endlosen Savannen grasen. Einem Storch gleich manchmal auf einem Bein stehend, wacht der Hirte über das, was Engai ihm gegeben hat. [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Die weiße Jägerin, von Rolf Ackermann
Titel: Die weiße Jägerin
Autor: Rolf Ackermann
Verlagsgruppe Droemer-Knaur
München, 2005
ISBN 9783426196816 / ISBN 978-3-426-19681-6
Original-Kartoneinband, Original-Schutzumschlag, 15x22 cm, 464 Seiten
Ackermann, Rolf im Namibiana-Buchangebot
Die weiße Jägerin
Der Roman Die weiße Jägerin handelt von der Liebe einer jungen Deutschen zu Deutsch-Ostafrika.
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