Die Vollrads in Südwest, von Henny Koch

Die Vollrads in Südwest, von Henny Koch. Illustrationen von Max Vogel.

Die Vollrads in Südwest, von Henny Koch. Illustrationen von Max Vogel.

Die Jugendbuchautorin Henny Koch schrieb den heute seltenen Mädchenroman Die Vollrads in Südwest, den der Maler Max Vogel illustrierte.

Henny Koch  Max Vogel  

[...] Am Abend, wie der Vater und Rolf heimkamen, hatten die auch allerhand sonderbare Bemerkungen gemacht. Simeon und Isaak waren lang verschwunden gewesen und hatten jede Auskunft darüber verweigert. Der erstere, der bis jetzt so unterwürfig gewesen war, schien völlig verändert. Er trug den Kopf zurückgeworfen und seine Augen schossen Blitze. Kaum, daß er antwortete, wenn Herr Vollrad und Rolf ihn um etwas fragten. Isaak versuchte, es dem Vater gleich zu tun, was ihm freilich nicht gelang. Josua und Matthäus, die Bergdamara, schlichen scheu herum und wichen allen aus. Herr Vollrad wurde nicht klug aus der Sache. Als er sich dann auf den Heimweg machte, war Josua zu ihm herangetreten. „Baas, nix wollen bleiben? Sein besser!" - „Was soll das heißen? Ich gehe doch jeden Tag um diese Zeit." Josua wollte etwas sagen, da trat Simeon herzu, worauf sich Josua scheu duckte und davonschlich. Simeon fragte nach etwas, und Herrn Vollrad kam Josuas sonderbares Gehaben darüber ans dem Sinn. „Was der Mensch nur wollte?" sann er am Abend beim Essen. Rolf nahm es leicht. „Er hat sich wahrscheinlich mit Simeon gestritten und fürchtet Prügel." - „Vielleicht." Herr Vollrad dampfte und grübelte. „Sind die Gewehre in Ordnung?" fragte er dann leise, als Hanna einmal aus dem Zimmer ging. „Ich werde nachsehen," fagte Rolf. Hanna staunte, als der Vater sie zu einer Schachpartie aufforderte. Das war seit Menschengedenken nicht vorgekommen. Sie staunte noch mehr, als sie den Vater schon nach ein paar Zügen matt setzte. „So was, Vater! Woran denkst du denn?" neckte sie. Er strich ihr über die Zöpfe, unbewußt so gewaltsam, daß es ihr weh tat; sie hielt aber still. „Gott erhalt's, Hänsel, Gott erhalt's!" sagte er leise, ohne sich weiter zu erklären. Am anderen Morgen, wie die Vollrads eben beim Frühstück saßen, kam ein kleiner heulender Junge gelaufen, der in seinem Burenholländisch etwas kauderwelschte, was niemand verstehen konnte. Daß er etwas auszurichten hatte, war klar. Hanna hatte die meiste Geduld; sie nahm ihn vor. „Er sagt etwas vom Vieh, Vater, von Herero und Wegtreiben," berichtete sie dann schreckensbleich. Da nickte der Junge, als ob sein Kopf herunterfallen müsse wie eine reife Frucht vom Stengel, und seine Augen rollten. „Sein alles weg - nix da - Herero sein böse Mann." Ein Mißverstehen war ausgeschlossen; Herero hatten das Vieh weggetrieben! „Schockschwerebrett, ich will dem Gesindel zeigen, daß der alte Vollrad der Mann ist, das Seine wiederzuholen! Die Gewehre, Rolf!" So wetterte Herr Vollrad, hatte Zornesblitze in den Augen und einen roten Kopf zum Fürchten. Hanna hängte sich an ihn und suchte zu beschwichtigen; er streifte sie aber einfach ab. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Die Vollrads in Südwest, von Henny Koch.

Buchtitel: Die Vollrads in Südwest
Untertitel: Eine Erzählung für junge Mädchen
Autorin: Henny Koch
Union Deutsche Verlagsgesellschaft
Stuttgart, o. J. (um 1910)
Orignialleineneinband, 15x21 cm, 274 Seiten, 4 farbige Abbildungen

Koch, Henny und Vogel, Max im Namibiana-Buchangebot

Die Vollrads in Südwest

Die Vollrads in Südwest

Ein Mädchenroman: Die Vollrads und ihre Kinder verlassen Deutschland und farmen in Deutsch- Südwestafrika.

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