Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche, von G. R. von Wielligh

Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche. Buschmann-Erzählungen, Mythologie und Legenden, von G. R. von Wielligh.  Kuiseb Verlag, Windhoek, Namibia 2005. ISBN 9991640630 / ISBN 9789991640631

Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche. Buschmann-Erzählungen, Mythologie und Legenden, von G. R. von Wielligh. Kuiseb Verlag, Windhoek, Namibia 2005. ISBN 9991640630 / ISBN 9789991640631

In der folgenden Buschmannerzählung aus dem Buch 'Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche' von G. R. von Wielligh, wird der menschliche Atem und Geist als Wind dargestellt. In den Bantusprachen ist es ähnlich, auch in Xhosa und Zulu bedeutet Umoya sowohl Wind als auch Atem und Geist.

G. R. von Wielligh  

Der Wind und der Windvogel

!Kou, die älteste Tochter der Nacht, wurde in die Berge verwandelt; ihr Mann, der Sohn des Mantis, wurde in einen Vogel verwandelt, der Windvogel heißt. Seitdem wohnt er in einer Höhle in einer Felswand in den Bergen. Es ist niemandem anzuraten, sich der Höhle, wo der Wind wohnt, zu nähern. In dieser Höhle herrscht ein großes Gebrause. Sobald jemand sich nähert, weht daraus ein gewaltiger Wind und der Wind wirft jeden, der sich nähert, zu Boden und bläst ihm Sand und Staub in die Augen. Andernfalls wirbelt der Wirbelwind den, der sich nähert, hoch, hoch, hoch in die Luft, trägt ihn fort in die Ferne und lässt ihn dann hoch aus der Luft auf die Erde herabfallen. Dann schweift der Wind wütend umher und faucht die Hütten der anderen Menschen zu Fetzen; er bläst die Büsche, Matten und Felle, aus denen die Hütten gemacht sind, hinweg und zerstreut sie, sodass ihre Bewohner sie nicht bald wieder finden. Also pass auf! - dass du den Wind nicht erzürnst und dich seiner Wohnung nicht näherst. Zuerst aber war der Wind ein Mensch, ein Mann aus dem Alten Geschlecht. Zuerst lief er auf seinen Füßen umher, genau wie die anderen Menschen; damals war er sanftmütig und spielte und jagte zusammen mit Menschen. Erwarf mit Stöcken und Steinen und schoss mit Pfeil und Bogen. Er sang und tanzte wie die anderen Menschen. Aber seitdem er ein Vogel geworden ist, läuft er nicht mehr umher, sondern er fliegt, um Nahrung zu suchen. Schlägt der Vogel langsam mit seinen Flügeln, dann weht der Wind leicht; flattert er schneller, dann bläst der Wind stark; aber wenn er sich flach auf den Boden wirft und mit den Füßen zappelt und scharrt und mit den Flügeln den Sand und den Staub ungestüm aufwirbelt, dann ziehen Bänke von Staub auf, die Bäume biegen sich und knarren und der Luftzug wirft alles, was ihm im Weg ist, über den Haufen. Die Buschmänner sagen: Der Wind weht stark, wenn der Windvogel sitzt. Will der Windvogel einen Wirbelwind aufkommen lassen, dann stellt er sich auf den Boden, kratzt mit den Krallen die Erde los und dreht sich schnell mit geöffneten Flügeln im Kreis. Dann kann man eine Staubsäule in die Luft aufsteigen und dort herumwirbeln sehen. Wenn die Menschen den Vogel erzürnen, schlägt er tagelang mit seinen Flügeln, um den Wind weit über die Berge, das Flachland und die Wasser der Meere zu treiben. Lassen die Menschen ihn aber in Ruhe, dann kehrt er in seine Höhle zurück, wo er wohnt und geht darin schlafen, bis jemand ihn wieder belästigt oder erschreckt. Also pass auf! - erschrecke niemals den Wind. Der Windvogel schickt seinen Wind auch in die Menschen und Tiere hinein. Nimmt er den Wind aber weg von Menschen und Tieren, dann sterben sie und ihre Münder und Nasen füllen sich nie mehr mit Atem. Denn der Wind ist der Geist, der in den Menschen wohnt. Man muss aufpassen, dass man den Namen des Vogels niemals erwähnt - vor allem nicht, wenn er in der Nähe ist; denn der Vogel kann es nicht leiden, wenn man schlecht von ihm spricht. So haben einmal zwei große Kinder über den Vogel geschwatzt. Er setzte sich in ihrer Nähe hin und lauschte den beiden. [...]

Dies ist ein Auszug aus der Sammlung von Buschmanngeschichten, Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche, von G. R. von Wielligh.

Titel: Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche
Untertitel: Buschmann-Erzählungen, Mythologie und Legenden
Zusammenstellung: G. R. von Wielligh
Namibia: ISBN 9991640630 / ISBN 9789991640631
Deutschland: ISBN 3-936858-81-0 / ISBN 978-3-936858-81-5
Verlag: Kuiseb Verlag
Windhoek, Namibia 2005
Broschur, 15 x 21 cm, 96 Seiten, etliche sw-Abbildungen

von Wielligh, G. R. im Namibiana-Buchangebot

Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche

Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche

Die Sammlung 'Die Sterne sind glühende Kohlen und Asche' enthält im ausgehenden 19. Jahrhundert in Süd- und Südwestafrika erzählte Buschmannlegenden.

Versamelde Boesmanstories 1

Versamelde Boesmanstories 1

G. R. von Wielligh (1859–1932) het Boesmanstories versamel om kampvure in die Karooveld, dit opgeteken en in vier dele gepubliseer.