Die Rieders. Geschichte einer deutschen Familie in Südwest, von Sofie von Uhde.

Die Rieders. Geschichte einer deutschen Familie in Südwest, von Sofie von Uhde.

Die Rieders ist ein Roman um die Geschichte der Familie Rieder als Einwanderer in Südwestafrika und eines der späteren Werke der Schriftstellerin Sofie von Uhde.

Sofie von Uhde  

[...] Es wurde einsamer auf Farm Riederhof. Die alte Südwester Geselligkeit war vorbei. Die Beamten und Offiziere waren nach Deutschland gefahren, und mit ihnen viele deutsche Farmer und Geschäftsleute. Die frohen Zeiten, da der Gouverneur ein ständiger Gast des Hauses war, da vergnügte Jugend auf der breiten Veranda tanzte und die Großleute der Hereros und Hottentotten auf dem weitläufigen Hofe von den Pferden stiegen, wo waren sie hin? Fremde Flaggen über Windhuk, fremde Männer aus den Regierungsposten, Jugend, die in keine Zukunft sah, verhetzte und feindliche Eingeborene, das war das Gesicht von Südwest. Auch die getreuen Nachbarn Prewitz waren fort. Die jüngste Tochter war der entsetzlichen Grippeepidemie des Jahres 1918, die Weiß und Schwarz wie ein erbarmungsloser Schnitter in Schwaden niedergemäht hatte, zum Opfer gefallen, die gebrochene Mutter hatte mit den beiden Kindern, die ihr geblieben, das erste Angebot der Union auf freie Rückreise in die Heimat angenommen und war in ihre alte brandenburgische Heimat zurückgefahren. Nun saßen Buren aus der Farm und ließen sie recht und schlecht verkommen. Keiner der deutschen Farmer dachte mehr an frohe Ritte in die Nachbarschaft. Sie saßen alle sorgenvoll auf ihren Besitzungen und überlegten, wie sie dem drohenden Ruine steuern könnten. Und kam man nach Windhuk, so sah man auch dort nur fremde oder vergrämte Gesichter. Aber sie fuhren doch oft hinüber, um ihren Sonnenschein Gisela, die auf der Realschule lernte und im Hedwig-von-Bredow-Haus im Pensionat war, zu besuchen und für ein Stündchen in den Truppengarten zu entführen zu Schokolade und Kuchen, von denen sie im Handumdrehen Berge verschlang, um schließlich mit einem tiefen und schmerzerfüllten Seufzer zu bemerken: «Wie schrecklich, ich kann nicht mehr?" Sie bebte von Leben wie ein junges, edles Füllen, und die Eltern fragten sich manchesmal sorgenvoll, wie denn das schöne und reichbegabte Geschöpf in diesem armen, belasteten Lande eine helle Zukunft finden sollte. Aber sie selber dachte an Zukunft nicht. Sie genoß den Augenblick mit ganzer Hingabe, den guten mit Jauchzen und Lachen, den schlechten mit rasch vorüberfliegender Verzweiflung, und war stets und immer dazu bereit, das Leben herrlich zu finden. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Die Rieders. Geschichte einer deutschen Familie in Südwest, von Sofie von Uhde.

Titel: Die Rieders. Geschichte einer deutschen Familie in Südwest
Autorin: Sofie von Uhde
Bergwald Verlag
3. Auflage, Leipzig 1940
Original-Halbleineneinband, 13x20 cm, 373 Seiten