Die Macht des Vorurteils revisited, von Patrick White

Die Macht des Vorurteils revisited: Eine Analyse des Antirassismus nach Pierre-Andre Taguieff, von Patrick White. Diplomica Verlag

Die Macht des Vorurteils revisited: Eine Analyse des Antirassismus nach Pierre-Andre Taguieff, von Patrick White. Diplomica Verlag

Wenn durch die Darstellung von Pierre-Andre Taguieffs „Die Macht des Vorurteils" etwas Licht ins Dunkel der Dichotomie zwischen Rassismus und Antirassismus gebracht werden kann, so könne man besser verstehen, warum der alte Krieg der Vorurteile immer noch so erbittert geführt wird, so der Autor dieser interessanten, 'revisiteden' Analyse, Patrick White.

Patrick White  

2.1 Zum Vorwort / Einleitung

Im 21. Jahrhundert prallen zwei unterschiedliche Zukunftsvisionen aufeinander: Einerseits das Ideal der Globalisierung, die als positives Konzept nichts weniger als eine Gesamtheit der Menschen anstrebt, die in „ewigem Frieden" geeint eine postnationale Vereinigung eingehen soll, andererseits Identitätskonflikte, die, oftmals durch Separatismus gekennzeichnet, Eigenheiten im tribalistischen Sinn, als das Maß aller Dinge kennzeichnet. Beide stehen in unbedingtem Widerspruch zueinander, da sie im ersteren Fall auf den Einschluss aller Menschen, im zweiten Fall auf eine notwendige Abgrenzung abzielen. Letzteres verbindet sich häufig mit einem latenten Rassismus, der sich einerseits biologistisch, andererseits auch kulturalistisch geriert und somit facettenreich und nicht immer auf den ersten Blick sichtbar erscheint. Wir können bei genauerem Hinsehen ein Amalgam des Rassismus mit dem  Nationalismus beobachten, welches als Konzept die Periode der Kolonalisierung begleitete. Das essentialistische Denken erfuhr eine Radikalisierung, da es nun völkisch geworden ist und Staaten ideellerweise zu homogenen Einheiten deklariert. Was nach Außen hin als fremd und volksfremd im Wechselspiel zwischen Normalität und Anormalität Ausdruck findet, wirkte auch innerstaatlich in anderen Bereichen:

„In derselben Epoche, d.h. im 16.-17. Jahrhundert, ist zu beobachten, wie in der Armee, in den Kollegien, in den Werkstätten, in den Schulen eine regelrechte Dressur des Körpers einsetzt, die eine Zurichtung auf den nützlichen Körper ist. Neue Verfahren der Überwachung, der Kontrolle, der räumlichen Anordnung, der Aufzeichnung usw. werden eingerichtet. Es ist eine neue politische Anatomie des Körpers mit Machtmechanismen, die darauf abzielen, ihn gleichermaßen gefügig und nützlich zu machen."

Diese Form der Disziplinierung tritt in der Form des rassischen Nationalismus ebenfalls auf. Die Zurechtweisung des Subjekts in seine essentiellen Schranken ist die Möglichkeit, die vorsäkulare Möglichkeit der Differenznivellierung zu umgehen. Die Chance durch religiösen Bekenntniswechsel Teil der Gesellschaft zu werden, oder durch Segregation ein unterscheidbarer Teil des sozialen Ganzen zu bleiben, ist nun verbaut. Assimilierung und Exterminierung scheinen beide Optionen ersetzt zu haben. Der homogene Staat bedarf einer bestimmbaren Masse:

„Eine territoriale politische Einheit wird nur in bestimmten Fällen ethnisch homogen: nämlich dann, wenn sie alle, die nicht der Nation angehören, tötet, vertreibt oder assimiliert."

Untersucht werden sollen auch diese drei Techniken, die der Nationalstaat zur Hand hat, um seine Homogenisierung zu vollziehen. Die erste Möglichkeit, ist die der Assimilation von Minderheiten auf dem staatlichen Territorium. Diese kann ethnophagisch verlaufen, d.h. die einzugliedernden Minderheiten werden der Mehrheit angepasst (z.B. durch Erziehung), wodurch neue Staatsbürger geschaffen werden, die der Mehrheit zugerechnet werden. Die Assimilation kann aber auch ethnogen vollzogen werden, indem aus den verschiedenen Gruppen ein neues Kollektiv produziert wird, welches durch den Gründungsakt alle Gruppen umfasst und sich somit alle auf einen gleichen Ursprung berufen können. Dieser Ursprung dient der Tradierung einer Gemeinschaft, die als solche einer Essentialisierung bedarf. Der Wille zur ethnischen Homogenität sitzt selbst einer Mythologisierung von Tatsachen auf, welche „Natur und Geschichte ständig miteinander verwechselt" Die zweite Möglichkeit, ist die der Abschiebung. Diese kann entweder durch eine, wenn auch zweifelhafte, vollzogene Rückführung von „Ungewollten" in ihre Ursprungsländer erfolgen, die in gewissem rechtlichen Rahmen ohne prinzipiell gewalttätige Maßnahmen stattfindet. Oder aber sie basiert auf der Anwendung von Gewalt, die notwendiger modus vivendi ihrer Idee ist: Ethnische Säuberung ist der Terminus, der diese Variante beschreibt. Die dritte und letztlich brutalste Möglichkeit der Homogenisierung besteht in der Vernichtung oder Extermination. [...]

Dies ist ein Auszug aus der Studie 'Die Macht des Vorurteils revisited: Eine Analyse des Antirassismus nach Pierre-Andre Taguieff', von Patrick White.

Titel: Die Macht des Vorurteils revisited
Untertitel: Eine Analyse des Antirassismus nach Pierre-Andre Taguieff
Autor: Patrick White
Verlag: Diplomica Verlag
Hamburg, 2016
ISBN 9783959349154 / ISBN 978-3-95934-915-4
Broschur, 16 x 22 cm, 113 Seiten, 9 Abbildungen

White, Patrick im Namibiana-Buchangebot

Die Macht des Vorurteils revisited

Die Macht des Vorurteils revisited

Die Macht des Vorurteils revisited: Eine Analyse des Antirassismus nach Pierre-Andre Taguieff.