Die letzten Steinzeitjäger: Begegnungen und Erlebnisse mit den letzten freien Kung-Buschleuten in Namibia, von Gottlieb Polzer und Arnold H. Huber
„In die Steinzeit ist es nur ein Schritt, zum nächsten Briefkasten 320 km ... „ so bezeichnete ein ARD-Filmteam, das in //xa/hoba zu Dreharbeiten war, die kleine Buschmannsiedlung im Nordosten Namibias, die nicht weit von der Grenze zu Botswana und noch näher am Kaudom Nationalpark liegt. Darüber berichten die Autoren der Fotodokumentation Die letzten Steinzeitjäger: Begegnungen und Erlebnisse mit den letzten freien Kung-Buschleuten in Namibia, Gottlieb Polzer und Arnold H. Huber.
Gottlieb Polzer Arnold H. Huber
Das Gebiet ist völlig eben und weite Flächen sind mit mehr oder weniger dichtem Dornbusch bewachsen, ab und zu von Grasflächen unterbrochen. Große Pfannen füllen sich in der Regenzeit mit Wasser. Die gelben und weißen Seerosen bringen ein wenig Abwechslung in die sonst recht eintönige Landschaft. Unzählige Vogelarten finden dann für einige Monate hier ihre Heimat. Tausende von rosa Flamingos suchen im seichten Wasser nach Nahrung, Pelikane jagen nach Fröschen, Enten und Gänse säumen die Ufer, aus dem nahen Okavango- Delta kommen vorübergehend die seltenen Klunkerkraniche, von Europa der Weiße Storch. Aber auch Pirole und Bienenfresser werden von dem sich entfaltenden Insektenreichtum angezogen. Wo so viel Leben ist, fehlen natürlich auch die Raubvögel nicht. Gellend schallt der Ruf des weißköpfigen Schreiseeadlers über die Wasser. Ohne einen einzigen Flügelschlag zieht hoch oben der Gaukler seine Kreise. Im Ufergestrüpp versuchen kleine Falken einen der dort nistenden gelben Webervögel zu erhaschen. Trocknen die Pfannen im Verlauf des Winters aus sind fast alle Vögel wieder verschwunden, verwandelt sich das Grün der Pflanzenwelt in ein trübes Braun und Grau. Kaum zu glauben, wie hier vor kurzem noch das Leben blühte. Das war dann früher die Zeit, als die noch bis vor wenigen Jahren nomadisierenden Buschleute in die bewachsenen Sanddünen zogen, wo man die riesigen gelbbraunen Pilzen gleichenden Mangetti-Nußbäume findet. Sie stellen noch immer eines der Hauptnahrungsmittel der Jäger- und Sammlergesellschaff dar. Der andere große fruchttragende Baum ist der Maroula, der jedoch die feuchteren, nicht so sandigen Gebiete bevorzugt. Wenn im Mai seine gelben Früchte reifen, trifft man Mensch und Tier gleichermaßen unter seinen ausladenden Kronen an. Elefanten brechen manchmal sogar ganze Bäume nieder, um an die süßen Früchte zu gelangen. Seltener anzutreffen, aber um so beeindruckender, ist der Affenbrotbaum (Baobab). Hier im Lande der Buschleute wachsen die größten dieser riesigen Gewächse und manche erreichen einen Stammumfang von über 30 Meter. Die graue, an Elefantenhaut erinnernde Oberfläche der Sukkulentenpflanze lässt uns aber eher an ein Wesen aus einer anderen Welt denken als an einen Baum. Nicht weit von einem der größten Affenbrotbäume, am Weg zum Kaudom Nationalpark, wurde im Zuge eines Siedlungsprojektes ein Bohrloch geschlagen. Mit allerlei Versprechungen und Rindern als Geschenk, brachte man einen kleinen Clan dazu, sich hier anzusiedeln. Man tat dies sicher auch aus einem schlechten Gewissen heraus, denn Jahre zuvor waren eben diese Buschleute aus ihren Gebieten weiter nördlich vertrieben worden. Die Regierung proklamierte den Nationalpark und wollte keine Menschen darin haben. Hauptargument für die Ansiedlung war natürlich, diesen primitiven Nomaden zu einem besseren Leben verhelfen zu wollen. Doch es war wohl mehr eine Vertreibung aus dem Paradies der Unwissenheit in eine Welt der unerfüllten Konsumwünsche, als eine wirkliche Hilfe. //xa/hoba und über zwanzig weitere Siedlungen dieser Art an künstlich angelegten Wassern bildeten von nun an die Heimat verschiedener Buschmannclans mit all den Problemen, die solche neuen Lebensumstände mit sich bringen. In kürzester Zeit waren die Gebiete um die neuen Dörfer herum übersammelt und überjagt. Wenn früher die Nahrung im Busch knapp wurde, zog man einfach weiter. Jetzt zwingen die Haustiere die Menschen dazu, an einem permanenten Wasser zu bleiben. Ein weiteres Problem stellen die sterbenden alten Leute dar. Weiß doch jeder, was für ein Unheil die Geister dieser Toten anrichten können. Früher ließ man diese Alten, wenn sie nicht mehr mitlaufen konnten, auf den Wanderungen einfach zurück. Mit etwas Wasser und ein wenig zu essen. Die Hyänen sorgten dafür, dass man den Verstorbenen nie wieder begegnete. [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die letzten Steinzeitjäger: Begegnungen und Erlebnisse mit den letzten freien Kung-Buschleuten in Namibia, von Gottlieb Polzer und Arnold H. Huber.
Titel: Die letzten Steinzeitjäger
Untertitel: Begegnungen und Erlebnisse mit den letzten freien Kung-Buschleuten in Namibia Ende des 20. Jahrhunderts
Autoren: Gottlieb Polzer; Arnold H. Huber
Fotoautoren Titel: Dr. J.-W. Erben et al
Verlag: Nordwest Media Verlagsgesellschaft mbH
Grevesmühlen, 2012
ISBN 9783937431741 / ISBN 978-3-937431-74-1
Kartoneinband, 16 x 24 cm, 196 Seiten, 620 Farbfotos
Polzer, Gottlieb und Huber, Arnold H. im Namibiana-Buchangebot
Die letzten Steinzeitjäger: Begegnungen und Erlebnisse mit den letzten freien Kung-Buschleuten in Namibia
Die letzten Steinzeitjäger ist eine chronologische und thematische Fotodokumentation über Begegnungen und Erlebnisse mit !Kung-Buschleuten in Namibia.
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