Die Landungsbrücke von Swakopmund, von Yoko Rödel

Die Landungsbrücke von Swakopmund, von Yoko Rödel. Eigenverlag. Windhoek, Namibia 2021. ISBN 9789994553457 / ISBN 978-99945-53-45-7

Die Landungsbrücke von Swakopmund, von Yoko Rödel. Eigenverlag. Windhoek, Namibia 2021. ISBN 9789994553457 / ISBN 978-99945-53-45-7

Die Landungsbrücke von Swakopmund, von Yoko Rödel. Während einer Zeitspanne von nur rund dreißig Jahren wurde das deutsche Schutzgebiet Südwestafrika infrastrukturell erschlossen und im erheblichen Umfang Anlagen und Gebäude errichtet.

Yoko Rödel  

[...] Insbesondere in Swakopmund, das einst das „Tor zur Kolonie" war und bis heute als deutscheste Stadt südlich des Äquators gilt, zeugen zahlreiche kulturelle sowie baulichen Relikte von jener Epoche. Auf diese Weise ist die deutsche Kultur dort noch immer stark spürbar. Jenes Phänomen steht in engem Zusammenhang mit dem Prädikat der deutschen Wertarbeit - denn jener Mythos, der sich maßgeblich während der Wilhelminischen Zeit manifestierte, spiegelt sich gleichsam in den Architekturen jener malerischen Küstenstadt wider. In diesem Zusammenhang ist auch die dortige Landungsbrücke als ein außergewöhnliches Zeitzeugnis jener Ära zu werten. Die sogenannte „Jetty" hält nun schon seit über hundert Jahren Wind und Wellen stand: Sie wurde gegen Ende der deutschen Kolonialzeit errichtet und später unter südafrikanischer Herrschaft zur Promenade ausgebaut. Obwohl ihr innerhalb des kollektiven Gedächtnisses seit jeher ein besonderer Stellenwert zuteil wird, war bislang nur wenig über ihre Vergangenheit bekannt. Das änderte sich mit einem denkwürdigen Fund eines Swakopmunder Hoteliers, durch welchen es möglich wurde, die Historie des Bauwerks neu zu beleuchten: 2004 ereilte Dr. Andreas Vogt, Historiker und gebürtiger Deutschnamibier, ein denkwürdiger Anruf: Dabei berichtete ihm Ernie Rosemund, dass sein Gasthaus, das Swakopmunder Hotel Schütze, abgerissen werden sollte. Bevor das Gebäude jedoch dem Erdboden gleich gemacht wurde, inspizierte er den Dachstuhl und fand dabei eine Reihe alter Dokumente in deutscher Schrift. Da er den Inhalt derer nicht deuten konnte, bat er den Historiker, sich den Papieren einmal anzunehmen. Als Vogt die Dokumente zu sehen bekam, zeigte sich, dass es sich hierbei um bisher unbekanntes Quellenmaterial aus der deutschen Kolonialzeit handelte: „Das Konvolut beinhaltete rund siebzig Dokumente, welche aus dem Besitz von Mathäus Richter stammten", so Vogt. Bei der ersten Durchsicht zeigte sich, dass Richter im Jahr 1913 als leitender Ingenieur beim Bau der Landungsbrücke und später bis Kriegsbeginn beim Bau der Ambolandbahn beschäftigt war. Wenngleich nicht bekannt ist, wie der Fund auf den Dachstuhl des Hotels gelangte, konnte Vogt rekonstruieren, dass Richter während seiner Bautätigkeit im Hotel Schütze gastierte und nach dem Ende des ersten Weltkrieges die Dokumente auf dem Dachboden vor den Briten versteckte, damit diese nicht in deren Hände gelangen konnten. Bei der Untersuchung der Dokumente zeigte sich, dass das Konvolut unter anderem den originalen Vertrag, welcher für den Bau der Swakopmunder Landungsbrücke zwischen dem Deutschen Reich und den beiden Brückenbaufirmen Flender und Grün & Bilfinger abgeschlossen worden war, beinhaltete. „Die Dokumente verfügten über eine Reihe brisanter Informationen", erläutert Vogt. „Darüber hinaus waren sie authentisch und nahezu makellos erhalten, ganz so, als wären sie in einer Zeitkapsel konserviert worden." Nachdem der Historiker im Jahr 2005 Auszüge aus dem Fundus veröffentlicht hatte, kam es zunächst jedoch zu keiner weiteren Aufarbeitung der Inhalte. „Es war mir klar, dass damit etwas geschehen musste", so Vogt rückblickend. Knapp fünfzehn Jahre nach jenem historischen Fund machte sich schließlich im Sommer 2019 die Architekturstudentin Yoko Rödel auf den Weg nach Namibia. Zuvor hatte sie im Zuge eines Seminars am Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien erste Informationen zur deutschkolonialen Baukultur sammeln können und dabei entschieden, ihr Wissen im Rahmen der Diplomarbeit an der TU Wien zu vertiefen. Als sie sich während ihrer Recherchen in Namibia an Vogt wandte, zögerte dieser nicht lange, holte das Richter-Konvolut aus den Tiefen seines Archivs und überreichte es ihr mit den Worten: „Sie machen das jetzt!" - Ein klarer Forschungsauftrag. Zurück in Wien machte sich Rödel ans Werk. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Die Landungsbrücke von Swakopmund, von Yoko Rödel.

Titel: Die Landungsbrücke von Swakopmund
Autorin: Yoko Rödel
Genre: Baugeschichte Namibia
Eigenverlag Yoko Rödel, 2021
Windhoek, Namibia 2021
ISBN 9789994553457 / ISBN 978-99945-53-45-7
Broschur, 21 x 30 cm, 130 Seiten, 68 sw-Abbildungen

Rödel, Yoko im Namibiana-Buchangebot

Die Landungsbrücke von Swakopmund

Die Landungsbrücke von Swakopmund

Die Jetty, Landungsbrücke von Swakopmund. Ihre Planung, Errichtung, Erhaltung und Umwidmung seit 1912.