Die Farmer von Otjivanda, von Karl Angebauer

Die Farmer von Otjivanda, von Karl Angebauer.

Die Farmer von Otjivanda, von Karl Angebauer.

In kurzen, anekdotenhaften Skizzen berichtet Karl Angebauer in seinem Buch 'Die Farmer von Otjivanda' über zahlreiche in Südwestafrika erlebte Ereignisse, Begegnungen und Abenteuer.

Karl Angebauer  

[...] „Sehr erfreut!" sagte ich und dachte bei mir, ob es nicht am besten wäre, gleich wieder abzuhauen, denn, Karl, Frauensleut' auf der Farm, gleich zwei Stück, und dennoch dazu in so 'ne Zustände ..., un' dieser verfluchtige Palmapfel hatt' mir die eine gleich offeriert, da kann auch dem tapfersten Menschen 'ne Gänsehaut überkommen. Na, Kaffeetrinken mußt ich ja nun erst, aber. Junge, an den Kaffee werd' ich denken; ich saß da wie der Deubel in'n Bienenschwarm. Bloß, daß die Bienen noch summen, hier aber würd' kein Ton laut. Palmapfel saß da in schweren Gedanken, ich sagte nichts, Fräulein Papen sagte gar nichts und Toni Palmapfel, sonst doch 'ne ganz vergnügte Hummel, hatt' auch 'n Gesicht aufgesetzt, wie'n klitschnasser Märzhase, wenn's donnert. Schließlich gab mir Willem Palmapfel 'nen Winker, wir standen auf und verdünnisierten uns schleunigst nach draußen. „Merken Sie jetzt, wo's piept?" sagte er, als wir in Sicherheit waren. Ich drückte ihm mitfühlend die Hand. „Is woll Ihre Schwiegermutter eingegangen?" fragte ich. - „Die wird 'n Deubel un eingehn!" grunzte er. „Ach, Jupp, hab' ich 'ne Dummheit gemacht!" Ich denk', er spielt auf seine Heirat an. „Ja," sag' ich tröstend, „das ist nun einmal passiert, 'n guter Freund von mir, sonst 'n ganz ordentlicher Mensch, ist auch reingetappt, man sagt aber, wenn man zehn Jahre verheiratet ist, soll sich der Schmerz darüber legen." - „Ach, reden Sie nich," sagt er, „dies is was ganz anderes. Ich will Ihnen die Sache mal verklaaren. Von der Weihnachtskiste haben Sie doch sicher schon gehört? Die Ladung jungfräulicher Geschöpfe meine ich, die der Deutsche Frauenbund hin und wieder nach Südwest exportiert, zum Segen der Kolonie, Belehrung und Aufmunterung der hiesigen, leider muß man sagen, etwas verrohten Junggesellen und zur weiteren Fortpflanzung. Na gut. Die Toni sitzt hier draußen oft so allein und fühlt sich ganz vereinsamt. Sollst ihr 'ne Freude machen, denk' ich, läßt dir 'ne Puppe aus der Weihnachtskiste überweisen, dann hat sie Gesellschaft, und die Laune wird dadurch bedeutend gehoben. Jawoll, so dacht' ich. Hätt' ich lieber nichts gedacht! Toni war Feuer und Flamme für meinen Plan. Freut sich mächtig. Ich freu' mich wieder, weil sie sich freut. Alles klappt auch, und eines Tages kommt das Wesen, was Sie eben da drin bewundert haben, angezittert. Na, wir waren fein raus. Aufmuntern? Die uns? Ja, hat sich was, könnten wir sie nur aufmuntern. Heimwehdurchseucht kam sie an. Heult und schnuckt schon acht Tage lang, daß die ganze Gegend berieselt wird, und ich befürchten muß, den Schwamm ins Haus zu kriegen. Und Toni? Die heult aus lauter Mitgefühl mit. Und ich sitz' da als der Lackierte mit zwei tränenklätrigen Weibsleuten. Himmeldonnerwetter noch mal! ich steck, weiß Gott, im Durchschlag. Tun Sie mir den Gefallen, Jupp, heiraten Sie das Mädel, ich verpacht' Ihnen meine zweite Farm, morgen können Sie gleich raufziehn. Wissen Sie, nichts muntert ein Mädel so auf, als wenn sie geheiratet wird!" - „'n saures Gesicht un 'ne Farm mit Sauergras sind mir zu viel Säuerlichkeiten auf einmal, wo 's Leben so schon sauer genug ist, nee, Palmapfel, bei mir ist nichts zu wollen, aber fahren Sie doch mal nach Grootfontein rüber, da wird sich doch wohl so'n Jammermensch auftreiben lassen, den Sie für Ihre dunklen Zwecke mißbrauchen können," winkte ich ab. „Das 'n Plan!" rief Palmapfel. Schon am nächsten Morgen fuhr er los. Karl, Affen in Afrika sind leicht zu fangen, aber einen ollen Junggesellen für den heiligen Stand der Ehe einzufangen, das hat mitunter seine Mucken. Das mußte auch Palmapfel gewahr werden. Der erste, der ihm in die Quere lief, war Hans Flotow. „Morro," sagte er zu dem, „na, Sie laufen auch noch immer wie so'n ausgestoßener Wildebeestbulle umher, sollten sich mal bald nach 'ne soliden Heiratsangelegenheit umsehn." [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die Farmer von Otjivanda, von Karl Angebauer.

Buchtitel: Die Farmer von Otjivanda
Untertitel: Ein Buch von Pionieren und Hinterwäldlern
Autor: Karl Angebauer
Verlag: Deutsche Buchwerkstätten
Leipzig, 1929
Originalkartoneinband, 15x20 cm, 130 Seiten, zahlreiche sw-Fotos

Angebauer, Karl im Namibiana-Buchangebot

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In dem Buch Die Farmer von Otjivanda sind zahlreiche vom Autoren in Südwestafrika erlebte Ereignisse und Abenteuer beschrieben.

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