Die Deutsche Landnahme. Der südafrikanische Lederstrumpf, Band 2, von Bernhard Voigt

Die Deutsche Landnahme. Der südafrikanische Lederstrumpf, Band 2, von Bernhard Voigt.

Band 2 der Reihe 'Zwischen Nama und Herero' von Bernhard Voigt enthält die Erzählungen 'Hendrik Witboi', 'Zwischen Nama und Herero' und 'Die Farmer'.

Bernhard Voigt  Heiner Rothfuchs  

[...] Der Berg, auf dem die drei Hütten standen, bot einen freien Blick über den Oberlauf des Limpopo. Zwar war der Fluß, der in der Regenzeit als ansehnlicher Strom zwischen den hohen Userrändern dahinschoß, jetzt versiegt und zeigte zwischen endlosen Sandwellchen nur hier und da einen Tümpel trüben Wassers; aber seine Ufer waren eingebettet in frischgrüne Dickichte von hohem Schilf und vielen gelbblühenden Büschen. Jenseits lag Bodenwelle hinter Bodenwelle, jede in anderem Licht; sie lockten in die Ferne und lenkten das Auge auf die Unendlichkeit. Keine der Hütten auf dem Berge glich der andern. Die in der Mitte war unverkennbar die Behausung eines Weißen; ihre Mauern waren aus Lehmziegeln aufgerichtet und sauber verstrichen; das Schilfdach zog sich lang nach vorn und überdeckte eine große Veranda, die mit zahlreichen Antilopenhörnern ge-schmückt war. Ebenso glatt sah die Hütte zu ihrer Linken aus, die mehr einem kleinen Turme glich. Ihre senkrechte Außenwand verlief in einem Kreise, darüber war das kegelförmige Dach gestülpt - eine verkleinerte Wiedergabe der üblichen Sulubauten. Die dritte Behausung dagegen bestand nur aus einer Halbkugel von rohem Astgeflecht, regellos mit Grasbüscheln und Fellfetzen beworfen - so bauten die Hottentotten in ihrer leichtsinnigen Art. Gras und Büsche reichten von allen Seiten bis an die Hütten heran, nur der Raum zwischen ihnen war von dem üppigen Pflanzenwuchs befreit, und hier brannte ein großes Holzfeuer. Es war ein frischer Morgen, darum wurde die strahlende Hitze des Feuers dem kleinen, alten Hottentotten kaum lästig, der dicht neben den Flammen hockte und an einem spitzen Stock einige Springbockrippen darüberhielt. Lebhaft rief der Kleine: „Baas, mein lieber Baas, nimm ein paar herunter, sie sind gar!" Der weiße Jäger langte herüber und zog das erste Rippenstück ab, das er mit Hilfe seines Jagdmessers zerteilte. Sein gleichmütiges schmales Gesicht verzog sich kaum, als er auf einen dritten Mann deutete. „Ja, ja, Baas, Makomo kommt schon an die Reihe. He, großer Häuptling, bist du eingeschlafen?" Der Angeredete hockte am Boden, so daß man kaum ahnen konnte, wie lang sein hagerer Körper war. Er war ein Häuptling aus dem fernen Sululande, was ebenso der Ring, der mit Baumharz in dem dichten, grauen Haarschops befestigt war, wie auch das prächtige Leopardenfell, das sich um seine Hüsten schlang, bewies. Sonst war sein Körper nackt; die Flammen spiegelten sich auf der fettglänzenden, schokoladenfarbenen Brust. Aber er schien zu frieren, wo ihn die Glut nicht wärmte; deswegen hatte er seinen Rücken mit einer Decke aus langhaarigen Schakalfellen bedeckt. Auch er griff nach dem dargebotenen Fleisch und schnitt sich kleine Bissen davon ab, während der Hottentott kräftig in eine andre Rippe biß, ohne seine Aufmerksamkeit von den übrigen Bratenstücken abzuwenden. Nach der Mahlzeit fiel das nicht mehr genährte Feuer rasch in sich zusammen. Der Sulu zog seine Felldecke jetzt dichter um sich. Der Jäger aber stand auf und reinigte sorgfältig eine doppelläufige Büchse, während der Hottentott eine schmutzige Pfeife, die mit Draht geflickt war, stopfte. Da stahl sich aus der Schakaldecke ein langer, dürrer Arm und deutete schweigend über die Fläche. Rasch wandte sich der Jäger um und murmelte: „Vier Reiter? Das wird wohl kaum eine Freude für uns bedeuten." [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die Deutsche Landnahme. Der südafrikanische Lederstrumpf, Band 2, von Bernhard Voigt.

Titel: Die Deutsche Landnahme
Autor: Bernhard Voigt
Illustration: Heiner Rothfuchs
Reihe: Der südafrikanische Lederstrumpf, Band 2
Feldpostausgabe
Verlag: Ludwig Voggenreiter Verlag
5. Auflage, Potsdam 1942
Original-Halbleinen, 11x16 cm, 391 Seiten, 2 Kartenskizzen