Die Alte Feste und der Reiter von Südwest, von D. W. Krynauw.

Die Alte Feste und der Reiter von Südwest, von D. W. Krynauw. Veröffentlichungen der Denkmalskommission von Südwestafrika. Afrika-Verlag Der Kreis. Windhoek, Südwestafrika 1964

Die Alte Feste und der Reiter von Südwest, von D. W. Krynauw. Veröffentlichungen der Denkmalskommission von Südwestafrika. Afrika-Verlag Der Kreis. Windhoek, Südwestafrika 1964

Der Südafrikaner D. W. Krynauw, bis 1970 wissenschaftlicher Mitarbeiter des SWA Archives Depot Windhoek, war ein versierter Denkmalpfleger mit einem Faible für die deutsche Geschichte Südwestafrikas. Der Erhalt zahlreicher historischer Gebäude und Archivbestände im heutigen Namibia ist ihm zu verdanken. Krynauw war Verfasser etlicher ortsgeschichtlicher Schriften, darunter von 'Die Alte Feste und der Reiter von Südwest' aus dem Jahr 1964.

D. W. Krynauw  

[...] Wie gebrechlich und primitiv das alles noch war, erzählt der Oberleutnant Franz von Bülow, der Anfang 1891 nach Windhoek kam. Als höherer Offizier ist von Bülow mit allen Ehren empfangen worden. Die 20 Soldaten der Ehrenwache machten mit ihren sonnverbrannten Gesichtern einen guten Eindruck auf ihn. Zwei von den Reitern, die er noch von Deutschland her kannte, begrüssten ihn und geleiteten ihn zu ihrer Unterkunft. Selbst wenn diese nur ein vorübergehender Notbehelf war, so erzählt von Bülow, so war sie doch sehr primitiv. Man konnte kaum eine gerade Linie in dem ganzen Bauwerk finden. Die Steine waren einfach aufeinander gepackt, und wenn die Soldaten assen oder schliefen, rieselten Sand und loses Geröll auf sie herab. In den Mauern waren kleine Öffnungen, als Schiess-Scharten gedacht; jetzt aber boten sie dem Wind Gelegenheit, trockene Blätter und Sand ins Zimmer zu blasen. In jeder Ecke stand ein primitives Bett. Holzpflöcke in den Mauerritzen ersetzten den Kleiderschrank, und überall standen die Essgeschirre herum. So ist die Alte Feste in Windhoek entstanden. In späteren Jahren konnte von Bülow, wenn er von den Türmen der Alten Feste auf die Dächer der anderen neuerstandenen Gebäude niedersah, kaum glauben, dass alles in so kurzer Zeit errichtet worden war. Die Arbeit kam schnell voran, und im Laufe des Jahres 1892 war alles vollendet. Auf dem Plan von Curt von François' und einem Photo aus den neunziger Jahren ist deutlich zu erkennen, dass die Alte Feste nur ein einfaches, man kann sogar sagen, ein unansehnliches Gebäude war, dabei aber durchaus zweckentsprechend. Das Fort bildete ein langgestrecktes Rechteck mit einem Turm an jeder Ecke, wobei die beiden östlichen Türme etwas höher waren als die beiden westlichen. Jeder Turm hatte neun Schiess-Scharten, drei in jeder Aussenmauer, und eine Tür, die Zugang zum Innenhof verschaffte. Ein Turm, der südöstliche, hatte noch eine zusätzliche Schiess-Scharte. Die Türme waren natürlich durch Mauern miteinander verbunden, und an der Innenseite der Mauern befand sich eine Anzahl von Zimmern. In einigen wohnten die Mannschaften; ferner waren da das Schreibzimmer, eine Apotheke, das Krankenzimmer, die Schmiedewerkstatt, eine Gewehrkammer und ein Lagerraum. Im Innenhof, in der Nähe der Nordmauer, war ein freistehendes Gebäude. Es enthielt den Proviantraum, die Pulverkammer, ein Arrestlokal und das Wachlokal. Wie wir sahen, bestand das Fundament aus Feldsteinen. Die Mauern waren an der Aussenseite aus gebrannten Backsteinen, innen aus ungebrannten. Das Dach bestand aus Wellblech. Die Türme trugen oben Zinnen, und das Dach war so gebaut, dass die Mannschaften bei einem Uberfall bequem darauf stehen und die Gewehre zwischen den Zinnen auflegen konnten. Der Haupteingang zur Feste war in der langen westlichen Mauer. Auf jeder Seite des Einganges waren elf Schiess-Scharten. Die andere lange Mauer, den heutigen Sportplätzen gegenüber, war ohne Eingang und hatte 24 Schiess-Scharten. Von den anderen zwei kurzen Mauern hatte die eine sechs, die andere sieben Schiess-Scharten. Welchen Eindruck machte die Feste damals auf die Menschen? Oberleutnant von Bülow, der bereits erzählte, wie primitiv alles zu Beginn war, war der Ansicht, dass die Lage der Feste militärisch sehr gut sei. Er hatte anfangs Bedenken, dass die Feste von dem Hügel aus beschossen werden könnte, auf dem sich jetzt die Höhere Schule befindet. Aber nachdem er sich die Sache überlegt hatte, war auch er der Überzeugung, dass der Feind, selbst wenn er die Höhe besetzte, nicht viel Vorteil dadurch hätte. Von Francois hatte den Platz gut ausgesucht. Helene Nitze, die Tochter von D. Nitze, dem ersten Siedler in Klein-Windhock, traf im Oktober 1893 in Windhoek ein, als die ganze Familie Nitze nach Südwest auswanderte. Ihr Vater hatte schon im Jahr vorher in Klein-Windhoek mit der Farmerei begonnen und hatte jetzt seine Familie nachgeholt. Helene wurde dann in Windhoek die erste Lehrerin. Auch sie hat eine kurze Beschreibung der Alten Feste gegeben: „Nach fast dreiwöchiger Reise kamen wir endlich in Windhoek an. Vor uns lagen die damals sehr wenigen Häuser, von der stolzen roten Festung etwas überragt, gleichsam von ihr behütet." Das war der Eindruck einer Pioniersfrau. Die Feste beschirmte Windhoek. Im gleichen Jahr kam Hauptmann Kurd Schwabe nach Windhoek, um am Feldzug gegen Hendrik Witbooi teilzunehmen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die Alte Feste und der Reiter von Südwest, von D. W. Krynauw.

Titel: Die Alte Feste und der Reiter von Südwest
Autor: D. W. Krynauw
Reihe: Veröffentlichungen der Denkmalskommission von Südwestafrika
Herausgeber: Historische Denkmalskomission von Südwestafrika
Verlag: Afrika-Verlag Der Kreis
Windhoek, Südwestafrika 1964
Originalbroschur, 15 x 24 cm, 51 Seiten, zahlreiche sw-Fotos, 2 Pläne

Krynauw, D. W. im Namibiana-Buchangebot

Die Alte Feste und der Reiter von Südwest

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Die Geschichte und die Restaurierung der Alten Feste und des Reiters von Südwest in Windhoek.

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Kaap Kruis is 'n publikasie van die Historiese Monumentekommissie van Suidwes-Afrika.