Diamanten Dornen Durst. Südwestafrikanische Erzählungen, von Hermann Niess

Diamanten Dornen Durst. Südwestafrikanische Erzählungen, von Hermann Niess. Safari-Verlag. Berlin 1927.

Diamanten Dornen Durst. Südwestafrikanische Erzählungen, von Hermann Niess. Safari-Verlag. Berlin 1927.

Diamanten Dornen Durst. Südwestafrikanische Erzählungen. Mit dem seltenen Original-Schutzumschlag.

Diamanten Dornen Durst. Südwestafrikanische Erzählungen. Mit dem seltenen Original-Schutzumschlag.

Die Sammlung südwestafrikanischer Erzählungen, Diamanten Dornen Durst von Hermann Niess, erschien in 1927 im Safari-Verlag. Der Bergbauingenieur war in den 1910er Jahren in der Bergbauverwaltung Deutsch-Südwestafrikas tätig.

Niess, Hermann  

Diamanten

Wieder einmal war nach einem schlechten Regenjahre das Gespenst der Hungersnot im Ovambolande erschienen: Scharen von abgezehrten Gestalten zogen mit dem wehen Rufe: „Ondjala, Ondjala" jammernd von einer Eumbo zur anderen, viele wanderten nach dem fernen Lande der Weißen, um sich als Arbeiter zu verdingen. Unter diesen befand sich auch Omuaheli vom Stamme der Oukuanjama. Ein Beutel mit Kürbiskernen und den getrockneten Früchten des wilden Omuantibaumes, einige halbreife Palmäpfel, eine wassergefüllte Kalabasse waren alles, was er seine Wegzehrung nannte. Mit Pfeil und Bogen, mit seinem Wurfkirri hoffte er auf dem langen Marsche, der ihn von den ersten Niederlassungen der Weißen trennte, seine dürftige Kost ergänzen zu können. Nach einem sechstägigen Marsche, zunächst zwischen lichten Waldstreifen und hohen Palmgruppen, über weite Steppen und glitzernde Salzpfannen, erreichte er schließlich die erste Polizeistation, die zugleich Anwerbestelle war. Hier wurde Omuaheli gegen Verpflegung und einen geringen Monatslohn auf ein Jahr für einen der südlichen Diamantbetriebe verpflichtet. Der Anwerber ließ ihm Kost für eine Woche geben, sowie einen dünnen Arbeitsanzug und eine Schlafdecke. Zwei Tage danach trat Omuaheli in Gesellschaft von mehreren anderen Ovambo den Weitermarsch nach der nächsten Eisenbahnstation an. Schließlich brachte ihn eine viertägige Bahnfahrt bis zur Diamantküste. Nach einem kurzen Aufenthalt in dem kleinen Hafenstädtchen ging es eines Morgens in dämmriger Frühe mit zwanzig anderen Eingeborenen unter Führung eines Kapjungen nach den noch weit im Süden gelegenen Abbaufeldern. Der Weg führte zunächst am Ufer eines weit in das Land hineinragenden Meeresarmes entlang, dessen schlickiger Strand mit Unmengen buntfarbiger Muscheln bedeckt war. Die See war wie unbewegt, eine weiße Nebelschicht lag über der glatten Flut. Nach einiger Zeit bog der Trupp landeinwärts ab. Das Gelände wurde bergig und zerklüftet. Man durchschritt mehrere tiefe Schluchten, deren schwarze Felswände haubenförmig unterhöhlt waren. Breite Dünenzüge durchzogen von Süden nach Norden die tote Wüstenlandschaft. Nach längerem Marsche bog der schmale Fußpfad, dem man folgte, westwärts ab. Das Gelände begann stark zu steigen, von Süden her wehte ein frischer Wind. Als man die letzte Höhe einer langen Bergreihe überschritten hatte, wurde in der Ferne das mit weißen Schaumkronen besäte Meer wieder sichtbar. Der Wind nahm an Stärke zu. Weiße Nebelfetzen flatterten über der See. Eine graue Wolkenwand stand über dem Meer und zog langsam vorüber. Der schmale Pfad führte jetzt nach einer sich weit landeinwärts erstreckenden Bucht, die an vielen Stellen eine reiche Buschvegetation trug und von zahllosen gleichförmigen Sandhügeln unterbrochen war. Nach einer weiteren Stunde hatte man den Strand erreicht, an dem der Weg südwärts weiterführte. Die See ging in starker Dünung. Lange Reihen schaumgekrönter Wogen stürmten unausgesetzt gegen die Küste. Mit dumpfem Getöse schlugen sie gegen das flache Ufer und strudelnd fluteten sie wieder zurück. Zitternde Gischt bedeckte in langen, gewundenen Linien den Strand. An den entfernten felsigen Uferstellen sprangen von Zeit zu Zeit weiße Brecher hoch empor, sie überschwemmten die glatt geschliffenen Gesteinsbänke und strömten in zahllosen Gießbächen eilend wieder in die unruhvollen Fluten zurück. Ein hastendes Kommen und Gehen, ein Brausen und Dröhnen, wild und ungestüm, ein machtvolles Lied ungebändigter Kraft, das das Meer hier sang. Das Ufer wurde jetzt felsig. Wiederholt mußte man schmale Meeresarme umgehen, die mit zitterndem Schaum und Stücken losgerissenen Tangs ganz bedeckt waren. An einer flachen Einbuchtung waren große Mengen weißgebleichter Walfischknochen, morsche Baumstämme und Schiffshölzer angespült. Bald darauf erreichte man den Rand einer seichten Lagune, in der ein Schwarm Flamingos eifrig den schlammigen Grund nach Muscheln absuchte. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Diamanten Dornen Durst. Südwestafrikanische Erzählungen, von Hermann Niess.

Buchtitel: Diamanten Dornen Durst
Untertitel: Südwestafrikanische Erzählungen
Autor: Hermann Niess
Illustrationen: Martin Opitz
Verlag: Safari-Verlag
2. Auflage, Berlin 1927
Original-Kartoneinband, Original-Schutzumschlag, 13 x 20 cm, 227 Seiten, mit etlichen Illustrationen

Niess, Hermann im Namibiana-Buchangebot

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