Deutsche Herrschaft über Afrikaner, von Jürgen Zimmerer

Deutsche Herrschaft über Afrikaner: Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia, von Jürgen Zimmerer. Historische Studien, Band 10, Lit Verlag, 2000. ISBN 3825850471 / ISBN 3-8258-5047-1

Deutsche Herrschaft über Afrikaner: Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia, von Jürgen Zimmerer. Historische Studien, Band 10, Lit Verlag, 2000. ISBN 3825850471 / ISBN 3-8258-5047-1

Die Studie Deutsche Herrschaft über Afrikaner: Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia legte Jürgen Zimmerer im Jahr 2000 als Dissertation an der Freiburger Universität vor.

Jürgen Zimmerer  

Die Herrschaft von Europäern über Afrikaner ist ein zentrales Thema in der Geschichte der europäischen Kolonialherrschaft, bedeutet Kolonialismus doch "die Kontrolle eines Volkes über ein fremdes unter wirtschaftlicher, politischer und ideologischer Ausnutzung der Entwicklungsdifferenz zwischen beiden", wie die Definition von Wolfgang Reinhard lautet. Im modernen Kolonialstaat differenzierte sich zur Regelung dieser Beziehung innerhalb der Kolonialadministration ein eigener Politikbereich heraus, der exklusiv den Beziehungen zwischen Kolonisten und kolonisierter Bevölkerung gewidmet war: Die Eingeborenenpolitik. Diese am Beispiel der deutschen Kolonialherrschaft in Südwestafrika, dem heutigen Namibia, zu untersuchen, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Unter Eingeborenenpolitik werden dabei alle Maßnahmen verstanden, die der koloniale Staat traf, um sein Verhältnis zur kolonisierten Bevölkerung zu regeln, sowie die von ihm erlassenen Vorschriften zum Umgang der weißen mit der ortsansässigen afrikanischen Bevölkerung. Das Verhalten von Privatpersonen gegenüber Eingeborenen gehört nur insoweit dazu, als daraus die Wirkungen bestimmter Verwaltungsmaßnahmen sichtbar oder Rückschlüsse auf die Wahrnehmung der Aufsichtspflicht der beteiligten Beamten möglich werden. Der Begriff der Eingeborenenpolitik wird jedoch weiter gefaßt als der tägliche Umgang der Verwaltung mit der indigenen Bevölkerung und schließt auch das der deutschen Politik zugrundeliegende Konzept ein, d.h. die Herrschaftsutopie, die über momentane Herrschaftsvorstellungen, also über die Regelung alltäglicher Fragen der Eingeborenenpolltik, hinausging, In Anlehnung an Trutz von Trotha meint der Begriff der Herrschaftsutopie für den Bereich der Eingeborenenpolitik die von den Beamten als Idealzustand anvisierte, dauerhafte Regelung der Verhältnisse der indigenen Bevölkerung. Einen wichtigen Platz in dieser Arbeit nimmt die Frage nach der Rolle ein, die der moderne Staat und seine Vertreter, die Beamten, in der Eingeborenenpolitik spielten, Dies ergibt sich aus der Tatsache, daß die deutsche Kolonialherrschaft zwar von relativ kurzer Dauer (1884-1915) war, die Zeit dennoch ausreichte, um die Kolonialherrschaft zu festigen, die Grundlagen für eine Siedlergesellschaft zu legen, den Großteil des afrikanischen Grundeigentums in den Besitz des kolonialen Staates zu bringen und die traditionelle Wirtschafts- und Sozialstruktur der indigenen Gesellschaften weitgehend zu zerstören. Von freien, selbständig wirtschaftenden Bewohnern ihres Landes wurde die afrikanische Bevölkerung innerhalb weniger Jahre zu besitzlosen, zu ihrem Überleben auf abhängige Arbeit angewiesenen Untertanen des Deutschen Reiches. Dieser Vorgang kolonialer Entrechtung und Unterdrückung lief in Namibia in einem Tempo ab, das nur durch die Wirksamkeit des bürokratischen Verwaltungsstaates zu erklären ist. Der zeitliche Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei auf den Jahren 1905 bis 1915, als die deutsche Verwaltung nach dem genozidalen Krieg gegen die Herero und Nama (1904-1907) mit seinen Tausenden von Opfern unter der afrikanischen Bevölkerung und der sich daraus ergebenden Veränderung der Machtverhältnisse daran gehen konnte, alle vor dem Krieg praktizierten Rücksichten fallen zu lassen und ihre direkte Herrschaft über die Afrikaner zu verwirklichen. Als Träger der Eingeborenenpolitik stehen vor allem die "kolonialen Praktiker" im Schutzgebiet, also das Gouvernement in Windhuk und die Lokalverwaltungen in den Bezirken und Distrikten, im Mittelpunkt, da sie die Eingeborenenpolitik im wesentlichen gestalteten und umsetzten, aber auch unmittelbar mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen konfrontiert waren. Allerdings schließt dies die Frage nach dem Anteil des Reichskolonialamtes an der konzeptionellen Gestaltung der Eingeborenenpolitik nicht aus. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Deutsche Herrschaft über Afrikaner: Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia, von Jürgen Zimmerer.

Titel: Deutsche Herrschaft über Afrikaner
Untertitel: Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia
Autor: Jürgen Zimmerer
Herausgeber: Prof. Dr. Horst Gründer
Europa-Übersee: Historische Studien, Band 10
Lit Verlag
Münster Hamburg London, 2000
ISBN 3825850471 / ISBN 3-8258-5047-1
Kartoneinband, 17 x 24 cm, 329 Seiten, 4 Karten

Zimmerer, Jürgen im Namibiana-Buchangebot

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