Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919, von Günther Huber

Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919, von Günther Huber. Selbstverlag. Ulm, 1984

Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919, von Günther Huber. Selbstverlag. Ulm, 1984

Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919 ist eine Sammlung von Abbildungen seltener Postkarten und historischer Fotografien.

Günther Huber  

[...] Während der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre war ein großer Teil der Arbeitslosen in Südwest Deutsche. Viele blickten bewundernd auf das wiedererstarkte Reich, und schlössen sich zum „Deutschen Bund für Südwestafrika" zusammen. Er wurde jedoch bald verboten, und ihrer Führer ausgewiesen. Im Jahre 1938 erfolgte ein Einwanderungsverbot für deutsche Staatsangehörige. Kunde von waghalsigen Robinsonaden, um der angeordneten Internierung während des Krieges zu entgehen, drangen bis nach Europa. Die Nachkriegsjahre brachten auch Südwest, seit 1946 verwaltungsmäßig Bestandteil Südafrikas, einen gewaltigen Aufschwung. Die Infrastruktur weist ein hohes Niveau auf. Auch auf dem Bildungssektor sind beachtliche Fortschritte erzielt worden. Die umstrittene Apartheidspolitik Südafrikas führte 1966 zum Entzug des Mandatrechts durch die UN-Vollversammlung. Deren Entscheidung, die alleinige, sofortige Macht der linksradikalen SWAPO zu übertragen, bei gleichzeitigem Abzug aller südafrikanischen Machtmittel und Finanzen, würde mit Sicherheit die südwestafrikanischen Völker in das gleiche Chaos stürzen, wie ihre angolanischen Nachbarn. Wird sich die leidvolle Geschichte Europas der letzten 80 Jahre in Afrika wiederholen? Was brachte die Kolonisation den europäischen und den einheimischen Völkern? Kolonialpolitik war Handels- und Machtpolitik. Im Besitzergreifungs- und Flaggenhissungsfieber der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, erhielt auch die Bevölkerung Süd-Westafrikas einen Kolonialherrn, den sie sich nicht ausgesucht hatte. Zogen die Bewohner der ehemaligen deutschen Kolonien ein schlechteres Los, als die Einheimischen der anderen Kolonialmächte? Beim Aufeinandertreffen der europäischen mit den einheimischen Kulturen floß mehr Blut der schwarzen Bevölkerung, als der weißen Eindringlinge. Aber es unterliegt keinem Zweifel, daß das Töten in englischen und französischen Kolonien größere Ausmaße erreichte, als in den deutschen. Berichte des englischen Lord Kitchener oder die Geschichte der französischen Fremdenlegion sprechen für sich. Um eine gerechte Bewertung der Kolonialzeit aus europäischer Sicht zu erreichen, muß man sich auch in die damalige Zeit zurückversetzen. Das Rad der Geschichte läßt sich nicht aufhalten. Heute Kritik, teilweise durchaus berechtigte, zu üben, ist leichter, als damals eine schnelle Entscheidung zu treffen. Veröffentlichungen heutiger Schriftsteller, die von Kolonialwahn und Weltmachtstreben berichten, sowie an allen kolonialen Aktivitäten, besonders Deutschlands, nur eine negative Seite sehen, verkennen die damaligen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse. Den Einheimischen helfen sie am allerwenigsten. Erwähnt werden sollten auch die positiven Seiten des kolonialen Zeitalters. Die christlichen Missionen, unter welchen Gesichtspunkten sie auch beurteilt werden, hatten überwiegend positiven Charakter. Bei Kriegen zwischen feindlichen Stämmen versuchte man zu vermitteln. Der Sklavenhandel wurde abgeschafft, die Infrastruktur verbessert. Das Eisenbahnnetz in den ehemaligen deutschen Kolonien bildet bis auf den heutigen Tag, das Rückgrat des Schienenverkehrs, in diesen afrikanischen Ländern. Allein das Deutsche Reich investierte über 650 Millionen Mark in seine Kolonien. Es ist sicher den wenigsten bekannt, daß Deutschland als einzige Kolonialmacht, keinen finanziellen Nutzen aus seinen überseeischen Gebieten zog. Erwähnenswert ist auch die Einführung der Sisalpflanze in Ostafrika durch Dr. Hindorf. Seine Aufbauarbeit bildete den Grundstock großer Pflanzungen, die bis heute Tansania zum weltgrößten Sisalexporteur gemacht haben. Die Einführung des Karakulschafes in Südwest brachte dem Land großen wirtschaftlichen Nutzen. Viele anerkannte Veröffentlichungen dieser Zeit sind noch heute Standardwerke der Geographie und Ethnologie. Zum größten Segen der Menschen aber gereichten die Fortschritte der Ärzte in der Tropenmedizin. Inzwischen ist das erste Vierteljahrhundert der Selbstverwaltung in den meisten afrikanischen Ländern vorüber. Geht es diesen Ländern jetzt besser als zur Zeit der Kolonialherrschaft? Es fällt auf, daß besonders in den sozialistischen Ländern die größte Armut herrscht. Am weißen Mann kann es also nicht allein gelegen haben. Süd- und Südwestafrikas einheimische Bevölkerung erfreut sich heute des höchsten Lebensstandards in Schwarzafrika. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919, von Günther Huber.

Buchtitel: Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919
Reihe: Kolonialarchiv, Band 1
Autor: Günther Huber
Selbstverlag
Ulm, 1984
Keine ISBN
Originalkartoneinband, Original-Schutzumschlag, 18x24 cm, 100 Seiten, 172 Abbildungen, 1 Karte

Huber, Günther im Namibiana-Buchangebot

Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919

Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919

Deutsch-Südwestafrika in alten Ansichten 1884-1919 ist eine Sammlung von Abbildungen seltener Postkarten und historischer Fotografien.

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