Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie, von Kurt Dinter

Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie, von Kurt Dinter. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, aus XXII. Jahrgang. A. Hartleben's Verlag. Wien, Pest., Leipzig, 1900

Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie, von Kurt Dinter. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, aus XXII. Jahrgang. A. Hartleben's Verlag. Wien, Pest., Leipzig, 1900

Titelansicht des Beitrages von Kurt Dinter: Wanderungen in der deutschen Colonie (1900)

Titelansicht des Beitrages von Kurt Dinter: Wanderungen in der deutschen Colonie (1900)

Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie, von Kurt Dinter. Äquatortaufe auf dem Dampfer „Melita Bohlen" auf der Fahrt nach Lüderitzbucht im Mai 1897.

Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie, von Kurt Dinter. Äquatortaufe auf dem Dampfer „Melita Bohlen" auf der Fahrt nach Lüderitzbucht im Mai 1897.

Kurt Dinters Bericht 'Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie' erschien 1900 in der Reihe 'Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, Jahrgang XXII'.

Kurt Dinter  

Die Flora Deutsch-Südwest-Afrikas kennen zulernen und der mir angeborene Wandertrieb waren die Veranlassung, die angenehme Stellung als Curator des bekannten und vielbesuchten Hanbury'schen Acclimatisationsgartens in La Mortola an der Riviera auszugeben und ein Engagement anzunehmen, das mich zu Anpflanzungsversuchen im deutschen Schutzgebiete der anderen Hemisphäre verpflichtete. Bin ich auch hier fern aller Cultur und muß ich vieles entbehren und ertragen, so entschädigt mich dafür reichlich die neue Pflanzenwelt, welche mir aus meinen Kreuz- und Querzügen überall entgegentritt. Letztere und die dabei gemachten Erlebnisse und Beobachtungen zu schildern sei im Folgenden die Aufgabe. Im Mai des Jahres 1898* schiffte ich mich aus der „Melita Bohlen", einem der zahlreichen Schiffe der Woermannlinie, in Hamburg ein, um mit wenigen Passagieren die lange Fahrt nach der Lüderitzbucht auzutreten. Da in der ersten Cajüte nur zwei Cabinen belegt sind, so wird die größte Zahl von uns Reisenden zweiter Cajüte in Cabinen der ersten coulanterweise untergebracht Wir richten uns eben noch mit unseren Gepäcksstücken so schnell als möglich in unserem engen Käfig ein, da ertönt plötzlich das lauggezogene Tuten des Nebelhorns uud wir empfinden gleichzeitig das von der Schraube herrührende Vibriren der Planken. Wir eilen hinaus aufs Deck. Hunderte stehen am Quai und schwenken Taschentücher und Hüte zu uns, den Abreisenden, herüber; einige schießen ihren Momentapparat auf uns ab, und wir thun dasselbe. Noch lange begleiten uns die Abschiedsgrüße der an den Ufern Stehenden und an uns Vorüberfahrenden. Bald wird jedoch der Elbestrom breiter, das vielgestaltige Hafengetriebe Hamburgs verläßt uns und wir genießen in vollen Zügen den Anblick des herrlichen rechten Ufers, zum Verwechseln ähnlich in seiner Lieblichkeit, seinen netten Villenorten, die am Hange in einem ununterbrochenen Garten zu liegen scheinen, mit dem Elbeufer bei Loschwitz. Doch bald ist auch diese Herrlichkeit den Angen entschwunden, und wir schreiben schnell noch einige Postkarten, die der uns begleitende Lootse bei Cuxhaven mit ans Land nehmen soll, an die zurückbleibenden Lieben in der Heimat. Plötzlich wieder der markerschütternde Ton des Nebelhorns! Die Schraube dreht sich in entgegengesetzter Richtung, die liegen ruhig an der Seite eines mit schwarzer Flagge versehenen Leichters. Was soll das? Die Aufschriften der Kisten, welche die Dampfwinde aus dem Bauche des Unheimlichen herauszerrt, klären uns sofort auf: Loses Pulver, Dynamit, Patronen, „Stow away from the boiler". „Es find diesmal nur 500 bis 600 Zentner davon," sagt uns der diese gefährliche Ladung an Bord nehmende Officier gleichgiltig. „Genügt allenfalls auch schon, uns alle infolge eines Blitzschlages ins Schiff stückweise ins Jenseits zu befördern," dachte ich. Für Schwachnervige empfiehlt es sich, auf einem Schiffe der Castle- oder Union-Linie nach Südwest-Afrika sich einzuschiffen. Die Reise wird zwar durch den Umweg über Capstadt etwas theurer, aber die Passagierschiffe dieser Linien führen keine Explosivstoffe mit sich. Glücklich ist die letzte der todbergenden Kisten in der schwarzen Luke unseres Schiffes verschwunden, ohne daß die Windenkette gerissen ist, und alle athmen erleichtert auf. Unterdessen ist's Nachmittag geworden und wir sind, nachdem der Lootse uns bei Cuxhaven mit den Briefschaften verlassen, ins offene Meer gelangt. Nur mit Anstrengung der Augen vermögen wir links von uns einen Streifen des linksseitigen Flachlandes zu erkennen. Nachts gegen 3 Uhr weckt mich ein runder Lichtfleck an der der Lücke gegenüberliegenden Cabinenwand. „Dover, Herr v. E**., Dover, stehen Sie auf!" [...]

* In Wirklichkeit war es der Mai des Jahres 1897. Hier irrte oder verschrieb sich Dinter oder der Verlag.
** Gemeint ist der damals 36-jährige Landwirt Bodo von Estorff aus Friedrichshütte.

Dies ist ein Auszug aus dem Reisebericht: Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie, von Kurt Dinter.

Titel: Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie
Autor: Kurt Dinter
Reihe: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, aus XXII. Jahrgang
Verlag: A. Hartleben's Verlag
Wien, Pest., Leipzig, 1900
Privater Leineneinband, Goldprägung, 16 x 23 cm, 72 Seiten, etliche Stiche und sw-Fotos, Schrift: Fraktur

Dinter, Kurt im Namibiana-Buchangebot

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