Deutsch-Südwest-Afrika. Fotos aus der Kolonialzeit 1884-1918, von Wilhelm R. Schmidt und Irmtraud D. Wolcke-Renk
Wilhelm R. Schmidt und Irmtraud D. Wolcke-Renk zeigen den Alltag in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika zwischen 1884 und 1918. Die nie zuvor veröffentlichten Fotos aus der Kolonialzeit stammen aus den Beständen des ehemaligen Kolonialen Bildarchivs.
Wilhelm R. Schmidt Irmtraud Wolcke-Renk
Zu Zeiten, in denen es noch kein Kino gab, geschweige denn Fernsehen und Internet, besaß auch Deutschland Kolonien. Eine davon war Deutsch-Südwest-Afrika, das heutige Namibia. Wer sich damals, um 1900, über dieses Land informieren wollte, konnte die Deutsche Kolonialzeitung oder die Illustrirte Zeitung lesen; in der Gartenlaube erschien gelegentlich ein einschlägiger Roman. Etwas Besonderes war allerdings ein Lichtbildvortrag der Deutschen Kolonialgesellschaft im Gemeindesaal oder im Vereinshaus. Die Deutsche Kolonialgesellschaft hatte es sich zum Ziel gesetzt, für den kolonialen Gedanken zu werben, also der Bevölkerung die Bedeutung und den Nutzen von Kolonien nahe zu bringen. Außerdem sah sie es als ihre Aufgabe an, Deutsche auf ihren Aufenthalt in den Kolonien vorzubereiten und ihnen bei Bedarf Unterstützung anzubieten. Dieses Programm brachte es mit sich, dass die Gesellschaft zum besseren Verständnis Ihrer Arbeit und ihrer Ziele im ganzen Lande Vorträge hielt, welche durch begleitende Lichtbilder attraktiver gestaltet wurden. Beispielsweise stammt der älteste uns schriftlich überlieferte Vortrag über Deutsch-Südwest-Afrika aus dem Jahre 1904. Er wurde von Karl Dove verfasst, der das Land 1892/94 bereist hatte. Dove war Professor der Geographie in Berlin, Jena und Freiburg. Von jener Reise brachte er eine Sammlung an Fotos mit, die sich bis heute im Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft befindet. Gegen Ende der Kolonialzeit, von 1914 bis 1919, bereiste Fritz Jaeger, ebenfalls Professor der Geographie, das Land. Auch seine Fotos sind mit seinen eigenen Erklärungen erhalten. Dieses Bildarchiv wuchs von wenigen 100 Exemplaren um 1900 auf einen Umfang von ca. 50.000 Bildern in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts an. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Archiv wegen der drastisch zunehmenden Bombengefahr zusammen mit der 15.000 Bände umfassenden Bibliothek der Deutschen Kolonialgesellschaft in ein Thüringer Bergwerk ausgelagert. Nach Kriegsende gelangten die Bilder und Bücher in die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Sowohl die Deutsche Kolonialgesellschaft als auch ihre Nachfolgeorganisation, der Reichskolonialbund, existierten nicht mehr. Auf Grund dieser Bestände erhielt die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main von der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Auftrag und die Mittel, für ganz Deutschland die wissenschaftliche Literatur zu den Themen »Afrika südlich der Sahara« und »Südsee« zu sammeln. Im Rahmen dieser Sammelaufträge war auch die Sicherung des vom Zerfall bedrohten Bildarchivs vorgesehen. Wie sich aber herausstellte, wurde eine qualitativ befriedigende Be- und Aufarbeitung bei finanziell und zeitlich tragbaren Bedingungen erst mit der modernen Verfilmungs- und Computertechnik möglich. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft übernahm daraufhin nach 1994 die Kosten für die Sicherheitsverfilmung und die Digitalisierung des Bildmaterials, das Personal zum Aufbau einer Datenbank sowie die erforderliche Hard- und Software erhielt die Bibliothek, nicht ganz ohne werbendes Zutun, dankenswerterweise von zwei privaten Stiftungen. Ein Katalog des Bildarchivs steht nunmehr im Internet zur Verfügung: www.stub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de Der vorliegende Bildband soll einen Eindruck vom Leben in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika geben. Es wird nur Bildmaterial aus den Beständen der Deutschen Kolonialgesellschaft gezeigt, und zwar aus der Zeit bis etwa 1918. Da die Ziele der Gesellschaft ein möglichst positives Bild der Kolonien bedingten, gibt es so gut wie keine Bilder von Aufständen oder Kriegen, zumindest nicht aus Deutsch-Südwest. Dargestellt werden daher überwiegend die wirtschaftlichen Errungenschaften der Kolonialzeit und die deutschen Leistungen zur Entwicklung der Infrastruktur des Landes, die teilweise bis heute nachwirken. Falls bekannt, wurden Photograph oder Sammler und Entstehungszeit in Klammern hinter die Bildunterschrift gesetzt, die soweit möglich dem Bildarchiv entnommen wurde. Die modernen Karten wurden von Prof Dr. Uwe Ulrich Jäschke am Fachbereich Vermessungswesen und Kartographie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden erstellt. Für die Ermöglichung des Gesamtprojektes »Koloniales Bildarchiv« dankt die Stadt-und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den beiden privaten Stiftungen.
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Deutsch-Südwest-Afrika: Fotos aus der Kolonialzeit 1884-1918, von Wilhelm R. Schmidt und Irmtraud D. Wolcke-Renk.
Buchtitel: Deutsch-Südwest-Afrika
Untertitel: Fotos aus der Kolonialzeit 1884-1918
Autoren: Wilhelm R. Schmidt; Irmtraud D. Wolcke-Renk
Verlag: Sutton Verlag
ISBN 3897023466 / ISBN 3-89702-346-6
Erfurt, 2001
Originalbroschur, 25x23 cm, 144 Seiten, durchgehend sw-Fotos
Schmidt, Wilhelm R. und Wolcke-Renk, Irmtraud im Namibiana-Buchangebot
Deutsch-Südwest-Afrika. Fotos aus der Kolonialzeit 1884-1918
'Deutsch-Südwest-Afrika: Fotos aus der Kolonialzeit 1884-1918' erschließt die fotografischen Schätze des Kolonialen Bildarchivs.
Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest
'Als Telegrafenbauer in Deutsch-Südwest' ist ein schöner Fotoband basierend auf den Erinnerungen und Aufnahmen von Otto Schiffbauer.
Weitere Buchempfehlungen
Von der Sandbüchse zum Post- und Telegraphenland
Der Aufbau des Kommunikationsnetzwerks in Deutsch-Südwestafrika 1884-1915
Berthold Deimling: Ein umstrittener Kolonialoffizier
Berthold Deimling, ein umstrittener Kolonialoffizier in seiner Rolle als militärischer Führer in Deutsch-Südwestafrika.
Namibia’s Coast: Ocean riches and desert treasure
Namibia’s Coast: Ocean riches and desert treasure introduces the coast of Namibia in seven environmental chapters.