Deutsch-Nama Wörterbuch, von Friedrich Rust

Deutsch-Nama Wörterbuch, von Friedrich Rust.

Deutsch-Nama Wörterbuch, von Friedrich Rust.

Friedrich Rust war Missionar der Rheinischen Mission in Südwestafrika und schrieb das Deutsch-Nama Wörterbuch weniger für den wissenschaftlichen, als für den praktischen Gebrauch durch Missionare, Farmer und Kaufleute.

Friedrich Rust  

 [...] Die Anordnung der Wörter erfolgte in der Form von Leitworten, die alphabetisch aufeinander folgen. Unter denselben findet man dann diejenigen Worte, die inhaltlich oder gegensätzlich zu ihnen gehören (wie unter „Friede": befrieden, Friedfertigkeit, Unfriede, Unzufriedenheit u.a.). Bisweilen sind solche Leitwörter durch Grossdruck hervorgehoben, wie Mattenhaus; dann werden unter diesem Leitwort die Ausdrücke gesammelt, die von Einrichtung und Einteilung des Mattenhauses (des „Pontoks") handeln. Auf diese Weise wird das einzelne Wort in seinen Zusammenhang eingereiht. Im übrigen ist bei zwei so weit auseinanderliegenden Sprachen wie Deutsch und Nama oft nur eine ungefähre entsprechende deutsche Wiedergabe der Vorstellungen möglich. Auf einige Eigentümlichkeiten der Sprache sei kurz aufmerksam gemacht. Als Grundform der verschiedenen Wortklassen (Hauptwort, Eigenschaftswort u.s.w.) wird im Wörterbuch meist das Tätigkeitswort (Verbum) an den Anfang einer Begriffsreihe gestellt. Da muss man nun wissen, dass nicht so, wie es z.B. im Latein oder Griechisch der Fall ist, jedes Verbum nur nach der gerade zu ihm gehörenden Konjugation abgewandelt wird; vielmehr ändert sich in den 3 „Konjugationen" ein und dasselbe Verbum in seiner Bedeutung nach folgenden Grundsätzen: 1) Das Verbum wird „progressiv" abgewandelt (Partikel „ra", sich entwickelnde, fortschreitende Handlung); 2) es wird „stativ" abgewandelt (Partikel „a", jetziger Zustand); 3) es wird „durativ" abgewandelt (Partikel hd, vollendete Handlung, dauernder Zustand). Das Adjektivum lam (grün) z.B. würde in der ersten „Konjugation" die Bedeutung „grünen, ergrünen", in der 2. die Bedeutung „(augenblicklich) grün sein", in der 3. die Bedeutung „in vollem Grün stehen" haben. Ein anderes Beispiel für die Wendigkeit der Sprache ist die Funktion der Genus-Endung („Artikel").

Wieder ist es nicht so, dass jedes Hauptwort sein bestimmtes Geschlechtszeichen hat; vielmehr bedeutet das Geschlechtssuffix verschiedene Erscheinungsformen derselben Vorstellung: der maskuline „Artikel" vermittelt die Vorstellung des Schlanken, lang sich Hinziehenden, der feminine „Artikel" die des Breiten, Füllenden, der „neutrale" (Commune genannt) lässt die Erscheinung des Gegenstandes unbestimmt; so ist heib (m) der (in seiner Erscheinung lang wirkende) Stock, heis (f) der (mit seiner Krone breit wirkende) Baum, heil (c) das in seiner Erscheinungsform unbestimmt gelassene Holz; die subjektive Sicht, die Beziehung auf andere Satzglieder bestimmt sehr die „Geschlechts" = Partikel. In nichts spiegelt sich der Charakter des Hirten -und Jägervolkes so ausgeprägt wieder wie in den Genus- und Personalsuffixen. Wie der Jäger oder Hirt eine Spur durch alle Geländeschwierigkeiten verfolgt, so ist das Personal- und Genussuffix in den verwickeltsten Satzkonstruktionen der sichere Leitfaden durch die oft krausen Gedankengänge.

Es bedarf dazu freilich einiger Übung bei der Zahl von 25 verschiedenen Personalsuffixen des Geschlechts und des Numerus. So bleibt eine gewisse schillernde Eigentümlichkeit der Sprache charakteristisch, andrerseits hat sie gerade in ihren Suffixen einen Reichtum der Abgrenzungsmöglichkeit gegen Nebenauffassungen; wie Wegweiser laufen die Suffixe durch die Sätze. Diese wenigen grammatischen Eigentümlichkeiten scheinen mir notwendigerweise zur Einführung in das Wörterbuch gesagt werden zu müssen, weil sonst bei der Auswechselbarkeit der Geschlechtsendungen u.s.w. jemand, dem ein Wort, das er sucht, mit anderer als der im Wörterbuch stehenden Geschlechtsendung entgegengebracht wird, sich dadurch leicht irre machen könnte. Auf andere grammatische und auf syntaktische Eigentümlichkeiten möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Deutsch-Nama Wörterbuch, von Friedrich Rust.

Buchtitel: Deutsch-Nama Wörterbuch
Untertitel: Afrikaans-Duits woordelys van die vernaamste Duitse woorde in die Deutsch-Nama
Autor: Friedrich Rust
Verlag: Rheinische Mission in Südwestafrika
Windhoek, Südwestafrika 1960
Original-Leinenband, 13x19 cm, 97 Seiten

Rust, Friedrich im Namibiana-Buchangebot

Deutsch-Nama Wörterbuch

Deutsch-Nama Wörterbuch

Deutsch-Nama Wörterbuch nebst Anhang: Afrikaans-Duits woordelys van die vernaamste Duitse woorde in die Deutsch-Nama.

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