Des Elefanten Wiederkehr. Südafrikanische Geschichten, von Hans Grimm

Des Elefanten Wiederkehr. Südafrikanische Geschichten, von Hans Grimm.

Des Elefanten Wiederkehr. Südafrikanische Geschichten, von Hans Grimm.

Des Elefanten Wiederkehr bringt südafrikanische Geschichten, besser: eine Auswahl hervorragender Abenteuergeschichten, die erzählt sind mit großartiger Erfassung der Atmosphäre, Landschaft und Lebensformen von Engländern, Buren und Deutschen in den Steppen und Bergen Südafrikas.

Als der junge Geschäftsmann Hans Grimm am 1. November 1897 in der südafrikanischen Hafenstadt Port Elisabeth an Land ging, um dort in einer deutschen Import- und Exportfirma als assistant foreign service clerk das Geschäft des Auslandskaufmanns zu lernen, ahnte er nicht, in welchem Maße ihm das Land Südafrika zum Schicksal werden sollte. Der junge deutsche Auswanderer war 22 Jahre alt. Kaufmann hatte er nie wirklich werden wollen, das was man damals Dichterberufung nannte, hatte sich schon im Schüler geregt. Und so sollte das südafrikanische Abenteuer nur ein Durchgang sein hin zur Literatur und Kunst. Das war nicht nur der sehnsüchtige Wunsch der schöngeistigen Mutter, sondern auch die tiefinnerste Hoffnung des Sohnes selbst. Daß die Erfüllung künstlerischer Ambitionen den Umweg ausgerechnet über das Gewerbe des Auslandskaufmanns nehmen sollte, mag freilich überraschen. Denn was scheint weniger mit dichterischer Phantasie zu tun zu haben als das nüchterne und sachliche Abwägen, ohne das es im Kaufmannsberuf nun einmal nicht geht? Und doch ist die Parallele so unbegründet nicht. Daß zum Geschäft der damaligen Auslandskaufleute auch ein Stück fernwehkranker Romantik und schöpferischer Phantasie gehörte, hat Hans Grimm wiederholt dichterisch gestaltet. Und umgekehrt: wie fruchtbar und kräftigend abwägende Sachlichkeit und nüchterne Strenge für dichterisches Schaffen sein können, tut sich dem Leser dieser afrikanischen Erzählungen auf jeder Seite kund. Das südafrikanische Kaufmannsdasein war für den Dichter kein Umweg, wenngleich der dichterische Durchbruch erst spät gelang. Sehr viel später heißt es einmal in einem seiner Briefe: »Für mich war Afrika nötig, wenn auch ohne Glück.« Der Satz stimmt in genau diesem doppelten Sinne. Nötig war Afrika für ihn, weil er, der Träumer, der Unfertige, der Lebensfremde, der Introvertierte dort von einer Lebenswirklichkeit durchgerüttelt wurde, wie sie in dieser Art einem jungen schöpferischen Menschen in dem wilhelminischen Deutschland nicht mehr zuteil werden konnte.

Afrika hatte für den damaligen Kaufmannsgehilfen und angehenden Dichter Folgen: persönliche, politische, dichterische. Für des Dichters Person bedeutete Afrika: ohne Stützen des Standes und der Herkunft etwas aus sich selbst heraus darstellen und sich behaupten müssen; es bedeutete: ganz von vorne anfangen, etwas aus dem Nichts schaffen müssen - oder verkommen (beide Alternativen sind Leitmotive in Grimms Werk); Afrika bedeutete Auseinandersetzung mit unvorstellbar menschenleerem Raum, und das heißt, mit geheimnisvollster Romantik, aber auch mit banalster Primitivität (auch dieser Dualismus ist aus Grimms Werk nicht wegzudenken). Im politischen Bereich bedeutet Afrika: bewunderndes Erleben, aber auch irritiertestes Ablehnen britischen Wesens; es bedeutete Begegnung mit der grandiosen Leistung des englisch-victorianischen Weltreiches, dessen Stolz damals unübertroffen in der Welt dastand, dessen viele versteckte Scheußlichkeiten - wie etwa die von Grimm persönlich erlebten Burenkriegs-Konzentrationslager bei Port Elisabeth - aber auch dem Weitsichtigen zeigten, daß der Keim der Auflösung sich bereits eingefunden und sein zerstörerisches Werk begonnen hatte.

Und Afrika, in diesem Falle britisches Südafrika, bedeutete für den aus altbürgerlichem, nationalliberalem und das heißt: anglophilem Elternhause stammenden Deutschen die erschreckende Erkenntnis eines sich unaufhaltsam zuspitzenden Gegensatzes zwischen Deutschen und Engländern von 1896 bis hin zur 1914er Katastrophe, ohne daß eine historisch gültige Notwendigkeit dieser Zuspitzung irgendwie hätte genannt werden können. Und dann: Afrika und alles dort Erlebte bedeutete auch Distanz zum eigenen Vaterland: aus der objektivierenden Entfernung schienen die schwierigen und verwickelten und seit 1848 noch immer unausgetragenen Unerfülltheiten nationaler Identität leichter überschaubar und erklärbar. Letztlich und endlich gedieh das Durchgerüt-teltwerden von unbarmherziger Wirklichkeit auch dem werdenden Dichter zum Segen. Er fand fort von den eigenen Seelennöten, von dem ewigen Umkreisen eigener Empfindlichkeiten, von dem unbarmherzigen Gerichtstaghalten über sich selbst, das die moderne Dichtung - nicht immer zu ihrem Vorteil - auf so weite Strecken kennzeichnet. Für den Spätentwickler Hans Grimm wäre das Nichtüberwinden der subjektivistischen Prämisse dichte-risch verhängnisvoll gewesen. Afrika schenkte ihm die Kunst, das eigene Erleben zu objektivieren. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Des Elefanten Wiederkehr. Südafrikanische Geschichten, von Hans Grimm.

Buchtitel: Des Elefanten Wiederkehr
Untertitel: Südafrikanische Geschichten
Autor: Hans Grimm
Verlag: Langen Müller
München, Wien 1976
ISBN 3784416225 / ISBN 3-7844-1622-5
Original-Leinenband, Original-Schutzumschlag, 19x12 cm, 347 Seiten

Grimm, Hans im Namibiana-Buchangebot

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