Der Ruf der Kalahari, von Mark und Delia Owens

Der Ruf der Kalahari, von Mark und Delia Owens. Gutkind Verlag. Berlin, 2024. ISBN 9783989410244 / ISBN 978-3-98-941024-4

Der Ruf der Kalahari, von Mark und Delia Owens. Gutkind Verlag. Berlin, 2024. ISBN 9783989410244 / ISBN 978-3-98-941024-4

Der Ruf der Kalahari, von Mark und Delia Owens. Aus dem Kapitel 'Die Jumblies'.

Mark Owens  Delia Owens  

Ich konnte nicht schlafen. Mit der Stirn lehnte ich mich an das dicke Doppelfenster des Jets und starrte in die Dunkelheit der Nacht über dem Atlantik. Die Welt unten flog vorbei, während das Flugzeug in die afrikanische Morgendämmerung steuerte.

Vorsichtig und anmutig betritt der Gepard die weite Ebene. Mit erhobenem Haupt und fließenden Bewegungen nähert er sich der grasenden Herde, den Schwanz leicht gekrümmt. Die Gazellen werden unruhig, flüchten jedoch nicht Die Katze ist hungrig und setzt zum Spurt an.

Das Flugzeug durchquerte die Dämmerung. Bald setzte es in der Nähe einer größeren Stadt auf einer Asphaltbahn auf und spuckte seine Passagiere aus. Zollbeamte in kurzen Hosen und makellos weißen Hemden mit dicken schwarzen Epauletten bellten Befehle und fuchtelten mit ihren Klemmbrettern herum. Wir füllten lange Formulare und Fragebögen aus, warteten in überfüllten Sälen und spähten durch den Maschendrahtzaun.

Geschwindigkeit, Koordination, Gleichgewicht und Form in absoluter Vollkommenheit: Der Gepard beschleunigt, die Gazellen setzen zur Flucht an. Er hat sich eine herausgepickt. Andere sprengen nach rechts und links, der ewige Wettlauf zwischen Jäger und Beute hebt an.

Ein kleineres Flugzeug, ein kürzerer Flug - wir sind eine Ewigkeit unterwegs. Dann der Zug. Wir starren nur noch blicklos auf unser Spiegelbild im Fenster. Meilenweit nichts als Dornsträucher. Alles sieht gleich aus, während wir, begleitet vom Rattern des Zuges auf den Schienen, durch die Landschaft donnern. »Ratter, ratter, du kannst nicht raus und nie mehr zurück, ratter, ratter...«

Der Gepard ist nur noch ein Schemen in der Ebene. Siebzig, achtzig, neunzig Stundenkilometer schnell schießt die lebende Rakete auf ihr Ziel zu. In diesem Augenblick, in dem er das auf und ab tanzende Hinterteil seiner Beute vor Augen hat, lässt sich die tiefe Schönheit dieses Wettkampfes nicht mehr leugnen. Jeder der beiden ein Bildhauer, der - mit den Äonen der Zeit als Hammer und der Entwicklungsgeschichte als Meißel - im anderen etwas von so vollkommener Form und Vitalität, von solcher Wahrheit herausarbeitet, dass es niemals nachgeahmt werden kann. Diese Beziehung ist die Essenz der Natur. Für die Gazelle ist der Moment der Wahrheit gekommen. Der Gepard, immer noch in Höchstgeschwindigkeit, holt mit der Pranke aus und bringt seiner Beute aus dem Gleichgewicht. Die Gazelle schlägt einen Haken, die vollkommene Form ist zerstört Mit einer Geschwindigkeit von neunzig Stundenkilometern durchtrennt der Zaun die Nase des Geparden, dessen Kiefer und schleudert ihm den Kopf in den Nacken. Bevor die Bewegung im Zaun endet, ist der elegante Hals bereits gebrochen, der Splitter eines weißen Knochens schiebt sich aus seinem Vorderlauf Der Zaun schnellt zurück und spuckt die zerbrochene, zerrissene und blutige Form in den Schmutz.

Die Druckluftbremse zischt, der Zug kommt mit einem Ruck zum Stehen und unterbricht den Albtraum. Wir schultern unsere Rucksäcke und stehen plötzlich an einem sandigen Bahnhof in der schwarzen afrikanischen Nacht. Hinter uns schnauft die Diesellok auf und die Wagenkupplungen scheppern, als der Zug sich wieder in Bewegung setzt. Mutterseelenallein standen wir nun um zwei Uhr morgens vor dem verfallenen Bahnhofsgebäude und fühlten uns wie in einem langen, finsteren Tunnel. Am einen Ende war im schwachgelben Licht einer Lampe ein Schild erkennbar: GABORONE BOTSWANA. Die dunkle Stille schien uns zu verschlingen. Allein in einem fremden Land mit so wenig Geld, dass es in einer Seitentasche meines Rucksacks Platz hatte: Auf einmal hatten wir das Gefühl, dass diese Herausforderung nicht zu bewältigen war. Wir mussten einen Wagen mit Allradantrieb kaufen, das richtige Gebiet suchen und Forschungen betreiben, die aussagekräftig genug waren, um ein Stipendium zu erhalten, bevor unser Geld aufgebraucht war. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Der Ruf der Kalahari, von Mark und Delia Owens.

Titel: Der Ruf der Kalahari
Autoren: Mark Owens; Delia Owens
Genre: Reise- und Forschungsbericht
Verlag: Gutkind Verlag
Berlin, 2024
ISBN 9783989410244 / ISBN 978-3-98-941024-4
Kartoneinband, Schutzumschlag, 14 x 22 cm, 512 Seiten, etliche Farbabbildungen

Owens, Mark und Owens, Delia im Namibiana-Buchangebot

Der Ruf der Kalahari

Der Ruf der Kalahari

Der Ruf der Kalahari ist der neu aufgelegte Reise- und Forschungsbericht von Mark und Delia Owens, die sieben Jahre im Wildtierschutz Botswanas aktiv waren.

Der Ruf der Kalahari. Sieben Jahre unter Wildtieren im Herzen Afrikas

Der Ruf der Kalahari. Sieben Jahre unter Wildtieren im Herzen Afrikas

Der Ruf der Kalahari ist ein sehr gesuchter Reise- und Forschungsbericht von Mark und Delia Owens, die sieben Jahre in Botswana, im Deception Valley, verbrachten.