Der Ruf der Kalahari, von Mark Owens und Delia Owens

Der Ruf der Kalahari. Sieben Jahre unter Wildtieren im Herzen Afrikas, von Mark Owens und Delia Owens. C. Bertelsmann Verlag; Gütersloh, 1987; ISBN 3570071448 / ISBN 3-570-07144-8

Der Ruf der Kalahari. Sieben Jahre unter Wildtieren im Herzen Afrikas, von Mark Owens und Delia Owens. C. Bertelsmann Verlag; Gütersloh, 1987; ISBN 3570071448 / ISBN 3-570-07144-8

In ihrem Prolog zu Der Ruf der Kalahari: Sieben Jahre unter Wildtieren im Herzen Afrikas, beschreiben Mark Owens und Delia Owens die Höhepunkte und schmerzlichen Seiten ihres freien Forscherlebens in der Kalahari und dem Deception Valley in Botswana.

Mark Owens  Delia Owens  

(...) Die linke Schulter und die Hüfte taten mir weh vom Liegen auf dem harten Boden. Ich wälzte mich auf die rechte Seite, wand mich auf Grasbüscheln und Steinen hin und her, konnte es mir aber nicht richtig bequem machen. Fest eingemummt in meinen Schlafsack, um mich vor der morgendlichen Kühle zu schützen, versuchte ich, noch ein wenig Schlaf zu finden. Wir waren am Abend zuvor nordwärts das Tal entlanggefahren und hatten gehofft, das Gebrüll eines Löwenrudels würde uns heimgeleiten. Doch um drei Uhr in der Frühe war es ruhig geworden, wahrscheinlich hatten sie eine Beute gerissen. Da wir uns nicht mehr an ihren Stimmen orientieren konnten, vermochten wir sie nicht zu finden und hatten uns neben einem Gebüsch auf einer kleinen grasbewachsenen Lichtung zum Schlafen gelegt. Wie zwei große, fette Raupen glänzten unsere taubedeckten Nylonschlafsäcke in der Morgensonne. Aaoouu - ein leises Grollen schreckte mich auf. Langsam hob ich den Kopf und lugte über meine Füße hinweg. Mir stockte der Atem. Es war eine sehr große Löwin, mehr als einhundertfünfzig Kilogramm schwer, und aus meiner Froschperspektive wirkte sie noch gewaltiger. Noch fünf Schritte entfernt, bewegte sie sich auf uns zu. Ihr Haupt schwang hin und her, und ihre schwarze Schwanzquaste zuckte. Ich packte ein Grasbüschel, hielt es ganz fest und erstarrte. Die Löwin kam näher, ihre breiten Pranken hoben und senkten sich in gleichmäßigem Rhythmus, Tröpfchen funkelten wie Edelsteine in ihrem Schnurrbart, und ihre dunklen Bernsteinaugen waren direkt auf mich gerichtet. Ich wollte Delia aufwecken, hatte aber Angst, mich zu bewegen. Als die Löwin am Fußende unserer Schlafsäcke angelangt war, wandte sie sich ein wenig zur Seite. »Delia! Schschsch, wach auf! Die Löwen sind da!« Delias Kopf kam langsam hoch, und ihre Augen weiteten sich. Der lange Körper der Katze, der von der Nasenspitze bis zur Schwanzquaste fast drei Meter maß, glitt an unseren Füßen vorbei und auf einen gut drei Meter entfernten Busch zu. Da ergriff Delia meinen Arm und zeigte stumm nach rechts. Als ich mich leicht umwandte, erblickte ich, etwa vier Schritte entfernt, eine zweite Löwin ... dann eine dritte, eine vierte. Das »Blaue Rudel«, neun Tiere insgesamt, war vollzählig um uns versammelt, und fast alle schliefen noch. Wir hatten buchstäblich das Lager mit einem Rudel wilder Kalahari-Löwen geteilt! Wie eine überdimensionale Hauskatze warf sich die Löwin Blue auf den Rücken. Sie schloß die Augen, streckte die Hinterläufe von ihrem weißen Bauchpelz ab und faltete die Vorderpranken über ihrer daunenweichen Brust. Hinter ihr lag Bones, der mächtige Löwenmann mit der zottigen schwarzen Mähne und der runzligen Narbe über dem Knie, Überbleibsel eines überhasteten chirurgischen Eingriffs, den wir vor Monaten in einer finsteren Nacht vorgenommen hatten. Zusammen mit Chary, Sassy, Gypsy und den übrigen mußte er sich irgendwann vor Tagesanbruch zu uns gesellt haben. Wir erlebten noch viele hautnahe Begegnungen mit Kalahari-Löwen, und nicht immer ging es dabei so freundschaftlich zu. Aber das »Blaue Rudel« hatte uns so vollständig akzeptiert, daß es sich neben uns zum Schlafen ausstreckte. Das war einer der beglückendsten Augenblicke seit dem Beginn unserer Forschungsarbeit in der Kalahari, mitten in Botswana, im Herzen Südafrikas. Der Anfang war nicht leicht gewesen. Wir waren als idealistische junge Studenten, ganz auf uns allein gestellt, nach Afrika gekommen, um das Leben der wilden Tiere zu erforschen. Nach monatelanger Suche nach einem jungfräulich unberührten Landstrich hatten wir schließlich das Gebiet des »Großen Durstes« entdeckt, eine riesige Wildnis und so entlegen, daß wir in einer Region von der Größe Irlands die einzigen Menschen waren, abgesehen von einigen wenigen steinzeitlichen Buschmannhorden. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Der Ruf der Kalahari. Sieben Jahre unter Wildtieren im Herzen Afrikas, von Mark Owens und Delia Owens.

Buchtitel: Der Ruf der Kalahari
Untertitel: Sieben Jahre unter Wildtieren im Herzen Afrikas
Autoren: Mark Owens; Delia Owens
Originalausgabe: Cry of the Kalahari, 1985
C. Bertelsmann Verlag
Gütersloh, 1987
ISBN 3570071448 / ISBN 3-570-07144-8
Original-Leinenband, Original-Schutzumschlag, 18x24 cm, 318 Seiten, 2 Kartenskizzen, zahlreiche Farbfotos

Owens, Mark und Owens, Delia im Namibiana-Buchangebot

Der Ruf der Kalahari. Sieben Jahre unter Wildtieren im Herzen Afrikas

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Der Ruf der Kalahari ist ein sehr gesuchter Reise- und Forschungsbericht von Mark und Delia Owens, die sieben Jahre in Botswana, im Deception Valley, verbrachten.

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