Der Ölsucher von Duala, von Hans Grimm
Hans Grimm schrieb den Roman 'Der Ölsucher von Duala' vor dem Hintergrund der systematischen Mißhandlung der Deutschen aus Kamerun und Togo in französischer Kriegsgefangenschaft.
[...] Die Fahrt flußab vorn auf dem Stuhl im Boote, hinten das Geplätscher, Geschwatze und Gesinge der Ruderer, war schön trotz der flimmernden Hitze. Muße in Bewegung ist zu ertragen. Wir brauchten den ganzen Tag und hatten doch die geschwinde laufenden, bald sehr gelben und schlammigen Fluten zur hurtigen Hilfe. Anfangs, beim erwachenden Lichte, blickte ich von der grünen zur grünen Wand und hörte die Reiher schreien und sah die grauen, die braunen, die weißen Räuber ärgerlich sich zu neuem Auffluge bereitmachen. Danach begannen die Tauben zu buhlen und zu schmeicheln, und auf den hohen, hellen Stelzenwurzeln der Mangroven saßen die Königsfischer in immer knapperen Zwischenräumen und fuhren unbekümmert in die Luft und standen rüttelnd als schwarzsilberner Federball und ließen sich plötzlich wie Steine in das glitzernde Wasser fallen und waren gleich wieder heraus mit ihrer Beute. Und es hingen auch nicht die unendlichen Mangrovenstrecken überall aneinander, sondern große Raphiapalmenwölder standen da und waren bei ganz schwacher östlicher Brise ein wenig in schwankender, spielender Bewegung, und die Affen schrien aus ihnen. Gegen zehn Uhr hörte die Brise auf, der Fluß leuchtete sehr stark und strahlte die Hitze der Sonne wider, die Tierstimmen wurden seltener bis auf das Schrillen der Buschgrille und das Taubengurren; das dauerte beides immerfort, als gehöre es zur brütenden Wärme. Um diese Zeit schwanden auch die Palmenwölder völlig, und nichts unterbrach mehr die düsteren, gleichförmigen Mangrovenmassen rechts und links, und ich sah kaum ein anderes Lebendiges als knapp vor dem gleitenden Boote dann und wann einen erschreckten, springenden, glänzenden Fisch. Da kniff ich die Augen zu, doch ich schlief nicht. Mir begann es durch den Kopf zu gehen, wie ich in das deutsche Tropenland gekommen sei und zu meiner heimlichen Suche. Aber, wenn einer etwas festhalten will, kann er es nicht wohl tun in dem Durcheinander, in dem die Gedanken es eilig oder lässig anbringen. Schrift verlangt Folge. Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt geworden hier draußen. An Bord bei der Ausreise und in den letzten Jahren drüben in Ohio schätzten sie mich zehn Jahre älter. Buschleben, Bart, Bräune, Sonnenrunzeln, Hagerkeit des Gesichtes mögen bald mehr Jahre hinzutäuschen. Macht nichts, ich will Gewicht, und die Feder in mir verliere ich deswegen noch lange nicht. Auf der Uhlenhorst in Hamburg steht mein Vaterhaus. In der Großen Reichenstraße ist in zwei Stockwerken das Geschäft, das Großvater angefangen und dem Vater seine ganze Hingabe zugewandt hat. Großvater und Vater machten sich zu Hamburgern. Vater gibt die andere Herkunft nicht gern zu, aber er spießt heute noch nicht das "st" und "sp" mit der Zunge. Die beiden Vordern kamen aus Mitteldeutschland, die alten "Hamburger" kommen immer woanders her. Alle sind homines novi, die Notabeln und die Bürger; die früheren Geschlechter sind ausgestorben oder verschollen, und jene tun jetzt so. Ich ging zuerst in die Biebersche Schule, wo man hingeht, wenn man auch Hamburger Kaufmann werden soll. Ich wollte nicht Kaufmann werden, darin unterstützte mich meine Mutter. Vater überwand sich scheinbar und ließ mich übertreten in das Johanneum, dort hielt ich mich unter der Obhut des steinernen Buckenhagen unerhört lange auf, um nach dem Abiturium alle Wege frei zu haben, wie meine gute Mutter bis zu ihrem Tode meinte. [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Der Ölsucher von Duala, von Hans Grimm.
Titel: Der Ölsucher von Duala
Untertitel: Ein afrikanisches Kriegstagebuch
Genre: Roman nach Tatsachen
Verlag: Deutsche Hausbücherei
Hamburg, 1931
Originaler Halbleder-Einband, 13x19 cm, 346 Seiten, 10 Federzeichnungen von Anton Aschenborn
Grimm, Hans im Namibiana-Buchangebot
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Der brisante Roman 'Der Ölsucher von Duala ' ist nach den Erlebnissen des Hamburgers Kersten Düring in der deutschen Kolonie Kamerun geschrieben.
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