Der Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft, von Karl-Martin Seeberg

Der Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft, von Karl-Martin Seeberg. Dietrich Reimer Verlag. Berlin, 1989. ISBN 3496004819 / ISBN 3-496-00481-9

Der Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft, von Karl-Martin Seeberg. Dietrich Reimer Verlag. Berlin, 1989. ISBN 3496004819 / ISBN 3-496-00481-9

Die Studie 'Der Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft' von Karl-Martin Seeberg analysiert die Ursachen und den Verlauf des Maji-Maji-Krieges, seine Auswirkungen und seine Bedeutung bis zum heutigen Tag.

Der Beginn des Maji-Maji-Krieges

Im Morgengrauen des 20. Juli 1905 begannen eine Frau, Nantabila Naupunda, und zwei Männer, Ngulumbalyo Mandai und Lindimyo Macheli, in Nandete im Matumbiland Baumwollpflanzen der regierungseigenen Plantage aus dem Boden zu reißen. Als dies dem Akiden (von den Deutschen eingesetzter Verwaltungsbeamter) von Kibata, dem Omani-Araber Seif bin Amri zu Ohren kam, schickte er einige seiner Leute, um für Ordnung zu sorgen. "They were hotly pursued back until at Kitumbi (hill) Mwando, two miles from Kibata, where the first pitched battle took place." Nun dröhnten die Kriegstrommeln der Matumbi über das Land. Seif bin Amri verbarrikadierte sich in seinem Haus und schrieb am 28. Juli nach Kilwa, "daß die Bevölkerung Ausschreitungen beginge, und tags darauf schon, daß er in seinem Haus in Kibata belagert sei und dringend um Hilfe bitten müsse", wie der damalige kaiserliche deutsche Gouverneur Götzen schrieb. Seif floh über Nacht. Am 30. Juli fanden die Matumbi sein Haus verlassen vor. "After sacking Kibata, each clan attacked the centre of German influence nearest its horne«". So wurde noch am gleichen Tag in der Gegend der deutsche Pflanzer Hopfer getötet und sein Anwesen angezündet. Erste Zusammenstöße mit herbeigerufenen deutschen Truppen gab es beim Küstenort Samanga. Dabei ging die Siedlung der indischen Händler in Flammen auf. Die Matumbi griffen mit 1500 bis 1600 Kriegern an, die deutsche Schutztruppe mußte sich geschlagen zurückziehen. Die Feindseligkeiten griffen Anfang August zu den Ngindo, Pogoro, Kichi und Zaramo über; Ende August schlossen sich die Luguru, Vidunda und Mbunga den Kämpfen an. Am 15. August 1905 wurde der Militärposten Liwale von dem Afrikanern gestürmt. Versuche, diesen Militärposten für die Deutschen wiederzugewinnen, scheiterten. Mit dem Fall von Liwale nahm der Krieg nun endgültig für die weißen Herren "einen bedrohlichen Charakter" an. Schließlich, am Ende dieser ersten Phase, erhoben sich die Ngoni und Pangwa, Innerhalb weniger Wochen dehnten sich die Kämpfe auf einer Fläche von fast 100.000 qkm aus. Im August 1905 war nahezu das gesamte südliche Tansania zwischen der Grenze nach Mosambik, dem Malawi-See und einer gedachten Linie Kilosa - Dar es Salaam im Aufstand. Völker, die in Sprache, Tradition, ökonomischer, sozialer und politischer Organisation sich z.T. wesentlich unterschieden, kämpften gegen den gemeinsamen Feind. "The Bena, who attacked Yacobi mission on 19 September, were the last to join". Die Missionsstation Jacobi wurde 1899 in Ubena von der 'Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden zu Berlin' (der späteren 'Berliner Mission') gegründet. Am 19. September 1905 wurde Jacobi von ca. 2000 Bewaffneten angegriffen. Missionar Groeschel organisierte die Verteidigung: "Der Fall gibt einen lehrreichen Beitrag zu der Frage, ob unter Umständen Missionare sich mit der Waffe verteidigen dürfen". Ein an dem Kampf beteiligter Afrikaner erinnerte sich 1968: "Kolosani [d.i. Groeschel, K.S.] ging hinunter zum Tor und sagte: 'Geht weg, ihr bösen Leute. Ihr werdet alle sterben'. Die Feinde hörten nicht und begannen, ihre Speere zu werfen und mit ihren Migobaris zu schießen. Ihre Waffen waren nicht stark genug, das Haus zu zerstören. Hahn und Kolosani beschlossen, die Feinde niederzuschießen. Sie erschossen eine Person nach der anderen. Jede abgeschossene Kugel tötete einen Menschen. Kolosani betete sehr heftig". Auch Groeschels Frau beteiligte sich am Kampf: Sie ließ einen Bienenschwarm auf die Angreifer los. "Die Bienen hätten die Feinde in die Augen gestochen, darum mußten sie zurückweichen". Der Angriff wurde abgewehrt, jedoch konnten die angreifenden Bena das gesamte Vieh der Station mitnehmen. Am nächsten Tag flüchteten die Insassen der Station in den nächstgrößeren Ort Lupembe. In den folgenden Tagen wurde Jacobi geplündert und vollkommen zerstört. Groeschel schreibt, daß schon Wochen vorher Kundschafter gekommen seien; auch der eingangs erwähnte Seif bin Amri schrieb bereits Anfang Juli an das Bezirksamt in Kilwa. Er führte Beschwerde "wegen Aufreizung der Bewohnerschaft gegen seine Autorität" durch einen Zauberer. Dieser 'Zauberer' war Kinjikitile Ngwale aus Ngarambe. Es ist fraglich, ob ohne diesen Kinjikitile der Maji-Maji-Krieg ausgebrochen wäre. Er legte die ideologischen Grundlagen. Dafür wird er noch heute in Tansania als "source of inspiration for the great uprisings" verehrt. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Der Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft, von Karl-Martin Seeberg.

Titel: Der Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft
Untertitel: Historische Ursprünge nationaler Identität in Tansania
Autor: Karl-Martin Seeberg
Verlag: Dietrich Reimer Verlag
Berlin, 1989
ISBN 3496004819 / ISBN 3-496-00481-9.
Broschur, 15 x 21 cm, 120 Seiten, 3 Karten

Seeberg, Karl-Martin im Namibiana-Buchangebot

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