Der heimliche Reichtum Namibias, von Hans Jenny
Hans Jenny würdigt in diesem Reisebericht zahlreiche Pioniere und Kulturschöpfer, die an der geistigen und materiellen Entwicklung Namibias mitgewirkt haben.
In meinen Aufzeichnungen gebe ich einen Rückblick über die vergangenen 30 Jahre aufgrund von Reisen, Gesprächen, Briefen und Büchern. Als ich meinen Fuß im Jahre 1957 erstmals auf den Boden des damaligen Südwestafrika setzte, fühlte ich mich bezaubert: von den Landschaften, ihren Stimmungen und Farben, den Eigenarten der Pflanzen und Tiere, der Vielfalt der Völker, ihren so mannigfachen Sitten und Gebräuchen. Ich entdeckte bald, daß in kaum einer Region dieser Erde so viel Sonderliches vorkommt wie in diesem Steppenland, wo in weiten Teilen noch nicht einmal ein Mensch pro Quadratmeter gezählt wird. Es gibt eine Krankheit, die manchen Europäer überfällt, der einmal zwischen Oranje und Okavango gereist ist. Wer dem Zauber der bizarren braunen Felsformationen, der großartigen Sicheldünen, der in rotvioletten Pastelltönen schimmernden Berge, der urtümlichen Bäume in den Savannen des Nordens und der subtropischen Okavango-Ufer erlegen ist, für den wirkt dieses Land wie eine Droge, die süchtig macht. Hier leben zahlreiche Individualisten, auf hohem geistigen Niveau stehende Menschen, die mit ungewöhnlicher Neugierde und Leidenschaft nach allem Wissenswerten streben. Andere wiederum verfügen über einen ausgesprochenen Kunstsinn, dritte haben ein erstaunliches Talent, die Geheimnisse der Natur zu erforschen. Mit solchen Menschen saß ich an den nächtlichen Lagerfeuern, in den Farmstuben, in den Biergärten und Gaststätten, manchmal auch in ihren Kontoren oder in ihren Kralen, war da und dort mit ihnen «auf Pad». In Tagebuchblättern habe ich Teile meiner Gespräche festgehalten. Und wenn ich sie wieder zur Hand nehme, stelle ich fest, daß ich trotz der neun Reisen noch lange nicht alles gesehen habe, was es im alten Südwest, und ab 1990 im neuen Namibia, an Merkwürdigkeiten und Geheimnissen zu entdecken gibt. Kenner des Landes mögen vielleicht in der Auswahl der vorgestellten Persönlichkeiten eine gewisse Willkür empfinden. Vor allem werden sie zahlreiche Lücken entdecken. Es ging mir in erster Linie darum, meine persönlichen Eindrücke zu schildern, Menschen darzustellen, mit denen ich einen Gedankenaustausch pflegen konnte. Diese Schrift eignet sich daher nicht als Who's Who zum Nachschlagen. Wenn ich die Galerie der zahlreichen Persönlichkeiten durchgehe, fällt mir auf, daß sich unter ihnen überwiegend Deutschsprechende befinden, daß es aber auch bei den vielen anderen Sprachgruppen Charakterköpfe gibt. Diese sind aber im Hinblick auf ihr eigenes Anliegen, die Erlangung der nationalen Unabhängigkeit, in erster Linie im politischen Sektor zu finden, den ich hier weitgehend vernachlässigen will. Die Zahl der Südwester Deutschen, die im Lande geboren sind, entspricht kaum dem Vorort einer Großstadt, nicht einmal der Bevölkerung des Fürstentums Liechtenstein. Aber das Land ist zwanzigmal größer als die Schweiz, und manche Farm umfaßt den Raum eines kleineren Kantons. Es gehört zu den Eigenarten dieser Leute, daß sie über einen dem fremden Besucher nicht bekannten Wortschatz verfügen: das Südwesterdeutsch. Ein Glossar gibt darüber Auskunft. (...)
Dies ist ein Auszug aus dem Reisebericht: Der heimliche Reichtum Namibias, von Hans Jenny.
Titel: Der heimliche Reichtum Namibias
Untertitel: Begegnungen mit Südwester Pionieren
Autor: Hans Jenny
Verlag: Arborea Verlag
Zürich, 1990
ISBN 3905094029 / ISBN 3-905094-02-9
Originalkartonband, 15x21 cm, 190 Seiten, 1 Karte, einige sw-Fotos
Jenny, Hans im Namibiana-Buchangebot
Der heimliche Reichtum Namibias
Der heimliche Reichtum Namibias ist eine Würdigung der Leistung zahlreicher Südwester Pioniere.
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