Das Swakoptal, von Hartmut O. Fahrbach

Das Swakoptal. Bedeutende Plätze am Swakoprivier, vom Langen-Heinrich-Berg bis zur Mündung, von Hartmut O. Fahrbach.

Das Swakoptal. Bedeutende Plätze am Swakoprivier, vom Langen-Heinrich-Berg bis zur Mündung, von Hartmut O. Fahrbach.

Ochsenwagenweg, Kleinsiedlerflecken, Aufmarschroute der südafrikanischen Angriffstruppe: das Swakoptal birgt unzählige geschichtliche Details.

Hartmut O. Fahrbach  

Kleinsiedlung Riet im Swakoprivier:

Die ehemalige Kleinsiedlung Riet ist 7 Hektar groß, liegt unterhalb des Langen-Heinrich-Bergzuges am südlichen Swakoprivier-Ufer und gehört inzwischen der Familie Krogh. Ein Schild und einige Zaunpfähle zeugen noch von der ehemaligen Farmerei. Heute ist Riet nur noch ein Ausflugsziel, gelegen in einer verlassenen, aber ausnehmend schönen Gegend des Swakoptals. Im englischen Sprachgebrauch gibt es das Wort "pristine" (urtümlich, unverdorben), welches das Tal zwischen dem Längen-Heinrich und der nördlich des Swakopriviers gelegenen ansteigenden Fläche Richtung Vlakbank und Modderfontein treffend beschreibt. W.S. Rayner / W.W. O'Shaughnessy schildern in ihrem Buch "How Botha and Smuts conquered German South West" (1916) die Gegend wie folgt: "Through this extraordinary territory meanders the dry course of the Swakop River, between the gorges of such awe-inspiring character that the voice is instinctively hushed at the terrible grandeur, as if in fearful expectation of a sudden encounter with the "Old Gentleman" himself, armed with horns and trident complete." Vor ungefähr 150 Jahren zogen hier, auf der Jagd nach Wild, nomadisierende Herero vorbei. Riet umfaßte damals nicht nur die 7 Hektar Rietfarm, sondern das ganze Gebiet am Swakop zwischen den Niederlassungen Caub und Nabas. Ochsenwagen, die auf dem Baiweg unterwegs waren, werden hier Rast gemacht haben, wenn es zeitlich nicht mehr bis Salem - per Ochsenwagen etwa fünf Stunden weiter landeinwärts - gereicht hat. Ganz in der Nähe, auf der anderen Seite, dem nördlichen Ufer des Swakopriviers, hatte später die Staatsbahn ihren Brunnen, aus dem Wasser gepumpt und zur Station Jakalswater gefahren wurde. Auf der Riet-Farm gegenüber, am Rivierufer auf dem Weg nach Jakalswater, steht noch ein alter, roter 3-Tonner Dodge-Lastwagen. Dieser gehörte Thomas Hansen, der mit seinem Bruder Hans auf Salem groß wurde, später eine Brockerhoff Tochter heiratete und dann auf Vlakbank, nicht weit von Salem, farmte. Die Fahrertür fällt heute noch ganz leicht ins Schloss. Man kommt nicht umhin zu meinen, es fehle nur an Benzin und der Wagen führe wieder!

Von geschichtlicher Bedeutung ist der 20. März 1915, an dem das Gefecht bei Riet stattfand. Die deutschen Truppen unter Hauptmann Krueger verschanzten sich hier auf dem Rückzug um den südafrikanischen Gegner zu erwarten. Krueger hatte die rege Patrouillentätigkeit bemerkt und erließ den Befehl, sich morgens um 4.30 Uhr in den Verschanzungen gefechtsbereit zu halten. Diese Stellung war mit 200 Gewehren, drei Maschinengewehren und sechs Geschützen besetzt. Laut Hans von Oelhafen „Der Feldzug in Südwest 1914/15' (1923) eröffneten die Südafrikaner um 7.15 Uhr unter General Brits das Feuer. Brits soll ein ziemlicher Haudegen gewesen sein. Als General Louis Botha ihn zum Einsatz rekrutierte, habe er angeblich sofort zugesagt und gefragt: "I am ready, whom do we fight, the British or the Germans?"

Laut Rayner/ O'Shaughnessy fiel der erste Schuss von deutscher Seite um 7.30 Uhr. Der deutsche Signalposten auf dem Längen-Heinrich wurde bemerkt und beschossen. Da er wichtige Informationen weiter zu geben hatte und nun ausgefallen war, blieben die Schüsse der deutschen Batterien wirkungslos. Gegen 11.50 Uhr zog man diese unter feindlichem Druck ein. Um 12.30 Uhr wurde Hauptmann Krueger über die allgemeine Lage der Gefechte bei Jakalswater und Pforte informiert und erhielt den Befehl, sich das Swakoprivier aufwärts, in Richtung Kubas, zurückzuziehen. Für das Regiment war dies ein harter Befehl, da es ja gelungen war, den Gegner bei Riet aufzuhalten. Der Rückzug wurde dann vorläufig nur bis Riet-Farm angetreten. Dort sammelte sich das Regiment und trat um 6.45 Uhr den weiteren Rückmarsch an.

Das Gefechtsfeld selbst befand sich westlich von Riet-Farm. Die Stellungen sind noch heute deutlich auszumachen. Ungefähr 50 Soldaten mit Gewehren hatten sich in Richtung Langer-Heinrich auf einem Hügelrücken in selbstgegrabene Vertiefungen gelegt - auch diese sind alle noch zu erkennen. Hulda Rautenberg erwähnt in ihrem Buch Das alte Swakopmund (1967), dass die Kinder der Brockerhoffs von Vlakbank aus die Kämpfe beobachtet und in den folgenden Tagen den zurückgelassenen Proviant sowie Munition eingesammelt hatten. Laut südafrikanischer Quellen fielen auf deutscher Seite 8 Soldaten, weitere 8 wurden verwundet und 28 gefangen genommen.

Am 30. Juli 1918 fand unter großer Beteiligung die Umbettung der zwölf bei Pforte und Riet gefallenen südafrikanischen Soldaten auf den Swakopmunder Friedhof statt. Einsam und verlassen steht heute noch der Grabstein des Soldaten Uys auf einer Anhöhe vor Riet - man könnte meinen, das Gefechtsfeld überschauend, jetzt nur Frieden ausstrahlend. Damals aber war er als ein Mann in blühendem Alter unter größten Entbehrungen fern der Heimat gefallen. Laut Dr. Lex Krogh, ehemaliger Besitzer der Riet-Farm, wurde Uys' Leiche später exhumiert und von seinen Eltern in Südafrika beigesetzt. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Das Swakoptal. Bedeutende Plätze am Swakoprivier, vom Langen-Heinrich-Berg bis zur Mündung, von Hartmut O. Fahrbach.

Buchtitel: Das Swakoptal
Untertitel: Bedeutende Plätze am Swakoprivier, vom Langen-Heinrich-Berg bis zur Mündung
Autor: Hartmut O. Fahrbach
Verlag:  Wissenschaftliche Gesellschaft Swakopmund
Swakopmund, Namibia 2011
ISBN: nicht angemeldet
Broschur, 14x20 cm, 87 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen

Fahrbach, Hartmut O. im Namibiana-Buchangebot

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