Das Kreuzkap, von D. W. Krynauw

Das Kreuzkap, von D. W. Krynauw.

Das Kreuzkap, von D. W. Krynauw.

D. W. Krynauw schrieb dieses sehr interessante ortgeschichtliche Werk über das Kreuzkap in Namibia, im Auftrag der Historischen Denkmalskommission von Südwestafrika.

D. W. Krynauw  

[...] Kapitän Beckers Untersuchung vom Kreuzkap als Landungsplatz blieb nicht die letzte Untersuchung der Küste nördlich vom Swakopmund. Noch im gleichen Jahr machte Curt von Francois selbst einen verzweifelten Versuch, einen besseren Hafen als Swakopmund zu finden. Auf einer siebentägigen Fußtour marschierte er entlang der Küste bis zum Kreuzkap und wieder zurück nach Swakopmund, so daß er jeden vielleicht geeigneten Platz selbst untersuchen konnte. Von Francois' Anstrengung hatte keinen Erfolg. Leider sind von seinem Bericht nur Teile erhalten geblieben; sonst würden wir sicher manches Interessante über das Kreuzkap wissen. Leutnant Kurt Schwabe, der 1893 Befehlshaber in Swakopmund war, hat auch die Küste ausgekundschaftet, und nach ihm hat sein Nachfolger Leutnant Eggers die Untersuchung fortgeführt. Aber zwischen Swakopmund und dem Kreuzkap war kein geeigneter Platz zu finden, und das Kreuzkap selbst konnte nicht entwickelt werden, da es dort kein Süßwasser gab. Aber Wasser oder nicht Wasser, das Kreuzkap hat plötzlich auf ganz andere Weise Swakopmund überflügelt und war für ein paar Jahre der geschäftigste industrielle Mittelpunkt von Südwest. Zu allen Zeiten durch die Jahrhunderte hindurch machten die Menschen Jagd auf Robben. Schon vor der Ankunft von Jan van Riebeeck genossen die Robben in Südafrika die Aufmerksamkeit, und besuchende Schiffe jagten die Robben auf Robbeneiland. Die Robben lieferten nicht nur Fleisch, falls anderes nicht zu haben war, sie lieferten auch gutes Oel und wertvolle Pelze. Anfangs wurden diese Pelze nur so gebraucht; später wurden sie verarbeitet und waren gesucht von modebewußten Damen. Robben waren die Ursache, daß das Kreuzkap wieder weit bekannt wurde, kurz nachdem die Wiederentdeckung von Caos Padrao die Aufmerksamkeit der Welt auf sich gezogen hatte. Ernst Hermann, Vertreter der Deutschen Kolonialgesellschaft, war ein unternehmungslustiger Mann. Er war 1889 in Südwest kaum angekommen, als er schon Maßnahmen zur Verbesserung von Lüderitzbucht traf und auf Kubub, in der Nähe von Aus, mit der Zucht von Wollschafen begann. Hermann suchte immer nach Gelegenheit, die Einnahmen seiner Gesellschaft zu verbessern. In Lüderitzbucht hatte er bemerkt, daß die Robben sich immer nordwärts bewegten. Eines Tages, im März 1894, gab er einem Engländer namens Matthews, der auch im Dienst seiner Gesellschaft stand, den Auftrag, diese Angelegenheit zu untersuchen. Von Matthews wissen wir heute wenig, können aber annehmen, daß er zu jenen unerschrockenen und ruhelosen Charakteren gehörte, denen ein freies Leben Bedürfnis ist und die immer in Bewegung sind. Auf Kubub, der Farm von Hermann, führte er zusammen mit Hermann ein entbehrungsreiches Leben. Beide kamen knapp mit dem Leben davon, als Hendrik Witbooi 1893 die Farm überfiel, plünderte und verwüstete. Weiter kann angenommen werden, daß Matthews ein geborener Prospektor war, immer auf der Suche, etwas Neues zu entdecken. Der Auftrag von Hermann war für ihn eine willkommene Gelegenheit. Wie er eigentlich aus der Gegend von Aus in den fernen Norden Südwests gelangt ist, wissen wir nicht. Aber später, so lauten die Erzählungen über diesen legendären Charakter, wurde er bekannt durch seine Angewohnheit, seine Wanderungen zu Fuß zu machen, mit nur ein oder zwei Nichtweißen als Begleitern und einigen Eseln als Packtiere. Wie das auch gewesen sein mag, in diesem besonderen Fall wissen wir von einer glaubwürdigen Person, dem Magistrat Frank H. Guthrie, der 1901-1902 auf Walfischbucht war, wie Matthews von Rooibank am Kuiseb endlich das 100 Meilen entfernte Kreuzkap erreichte. Guthrie hörte die Geschichte von seinem Zeitgenossen und berichtet: Bei Rooibank am Kuiseb saß Matthews und träumte vom Kreuzkap. Warum hatten die Portugiesen gerade dort ein Kreuz errichtet? Den Auftrag von Hermann erwähnt der Magistrat nicht, und wir müssen annehmen, daß Matthews auf jeden Fall die Absicht hatte, an die Küste zu gehen. Die Neugier hätte Matthews angespornt, berichtet der Magistrat, das Kreuzkap aufzusuchen. Aber dorthin zu kommen, war nicht ganz einfach. Hinter Swakopmund war nur an einigen Stellen im Omarururivier Wasser, und er saß jetzt hier auf Rooibank. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Das Kreuzkap, von D. W. Krynauw.

Titel: Das Kreuzkap
Autor: D. W. Krynauw
Deutsche Übersetzung: Fritz Gaerdes, Okahandja.
Reihe: Veröffentlichung der Historischen Denkmalskommission von Südwestafrika, Nr. 4
Herausgeber: Rat für Nationale Denkmäler
Windhoek, Südwestafrika 1970
Originalbroschur, 15x24 cm, 64 Seiten, zahlreiche sw-Fotos

Krynauw, D. W. im Namibiana-Buchangebot

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