Das Haus im Marulabaum, von Alexandra Cordes

Das Haus im Marulabaum, von Alexandra Cordes. Sonderausgabe des Lingen Verlag von 1977.

Das Haus im Marulabaum, von Alexandra Cordes. Sonderausgabe des Lingen Verlag von 1977.

Das Haus im Marulabaum, von Alexandra Cordes.  Heidi Kraus Verlag, Hocheim im Taunus, 1977.

Das Haus im Marulabaum, von Alexandra Cordes. Heidi Kraus Verlag, Hocheim im Taunus, 1977.

Das Haus im Marulabaum, von Alexandra Cordes. Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, Köln  1977. ISBN 9783625209959 / ISBN 978-3-625-20995-9

Das Haus im Marulabaum, von Alexandra Cordes. Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, Köln 1977. ISBN 9783625209959 / ISBN 978-3-625-20995-9

Das Haus im Marulabaum ist ein Roman einer Ehe, die sich bewähren muß in einer Welt der verpaßten und nicht gewollten Chancen. Alexandra Cordes' Afrika-Roman steht dafür, daß wir den Kampf um die Liebe und die Versöhnung gewinnen können, wenn wir es nur wollen.

Alexandra Cordes  

Die Zelte lagen bleich im Mondlicht, das Feuer auf dem grauen Sand der Lichtung war heruntergebrannt. Sie rückten ihre Feldstühle näher an die Glut. Kaum sichtbar noch stieg der scharfduftende Rauch des Tomboti-holzes auf, das den Abend lang das Feuer gespeist hatte. »Es war ein schöner Tag«, sagte Sophie. Warum klang ihre Stimme so dünn? Unter ihren Wangenknochen lagen Schatten, wie Schmutzflecken, die sich Kinder beim Spielen beibringen. Doch als sie den Kopf Jessica zuwandte, verschwanden die Schatten aus ihrem Gesicht. »Zeit ins Bett zu gehen, Baby.« - »Laß sie doch noch ein bißchen da«, sagte Alexander. Jessica sah ihn an. Sein Gesicht war mager und gebräunt. In seinen Augen spiegelte sich die Glut des Feuers, und sie wirkten auf Jessica wie die Augen eines schönen, unbekannten, geheimnisvollen Tieres. »Soll ich nun, oder soll ich nicht?« Ihre Eltern lachten. Es tat gut zu hören, daß sie zur selben Zeit lachten. »Noch einen Schluck Kakao, Miss Jessica?« fragte Chris. Sie wünschte, er hätte sie ebensowenig so genannt, wie ihre Mutter sie Baby rief. Sie war schließlich zwölf Jahre und drei Monate alt. »Nein, danke«, sagte Jessica. Chris grinste. »Vielleicht möchte unsere junge Dame lieber einen Whisky?« - »Wenn Jess auf mich kommt, bestimmt.« Alexander leerte in einem Zug das Glas Grapefruitsaft. »Wenn du so sehr danach verlangst?« sagte Sophie leise. »Nein, kommt gar nicht in Frage. Auf dieser Safari trinke ich keinen Tropfen.« Sophie zündete sich eine Zigarette an, Alexander gab ihr Feuer, obwohl er nicht mochte, daß sie rauchte. Chris holte sich ein frisches Bier aus dem Messzelt, das ebenso wie die Schlafzelte unter Tombotibäumen lag. Dahinter glühte ein zweites Feuer. Dort hatten Arnos und Noko, die beiden Batawana, unter blechernem Gelärm das Geschirr vom Abendessen gewaschen. Jetzt drang nur noch eine seltsame kleine Melodie herüber, als vermischten sich Flötenklänge mit dem Singen des Windes, wenn er durch das Elefantengras streift. Jessica zog ihre Füße auf den Stuhlrand, streifte die grobwollene Schlafkutte über sie herab. Aber ihr war nicht kalt, sie saß zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter, und wann kam das schon vor? »Wie wird das Wetter morgen, Chris?« fragte Sophie. »Trocken, klar, nicht zu heiß, denke ich. Gleich in der Frühe schauen wir, daß wir die trächtige Löwin wiederfinden, Mrs. Weg.« - »Vielleicht hat sie die Jungen schon?« Alexander illustrierte zur Zeit ein Kinderbuch, und darin kamen auch neugeborene Löwen vor. Mit dem rechten Fuß glättete er den Sand, beugte sich vor, nahm einen Zweig, begann mit raschen, sparsamen Strichen zu skizzieren. Jessica hielt den Atem an. Nie konnte sie Alexander beim Malen zusehen, ohne daß eine warme Welle aus ihrem Bauch aufstieg, sich in ihrer Brust ausbreitete und von da aus bis in die Fingerspitzen und Schläfen. Sie schaute auf die braune, sehnige linke Hand mit den langen Fingern. Zu zart war sie eigentlich für eine Männerhand, zu empfindsam. Und doch manchmal grausam, weil sie sich ihrer eigenen Kraft nicht bewußt war. Auch beim Anblick dieser Hand dachte Jessica zuweilen an ein schönes, unbekanntes, geheimnisvolles Tier. Sie merkte erst jetzt, daß die leise Melodie der Batawana verstummt war, sie spürte die Bewegung ihrer Körper hinter ihr, roch ihre Ausdünstung, die anders war als ihre eigene. Sophie hatte ihr erklärt, das komme von der andersgearteten Ernährung. »This painting is very mysterious«, sagte Noko. Er hatte sechs Jahre lang die Schule in Maun besucht und sprach fließend englisch, auch wenn er die Wörter manchmal ein wenig seltsam verwendete. Alexander zeichnete die Trompeterhornschnäbel, die sie morgens immer mit ihrem Gekreisch weckten, und dann, ganz wundersam klar, den Kopf einer Säbelantilope mit ihrem stolzen gespindelten Gehörn. Der graue, fast staubfeine Sand vermischt mit der Asche unzähliger Feuer, bewahrte jede Linie wie beste Leinwand. Arnos schluckte nervös, Jessica hörte, daß er die Hände an seinen Khakihosen rieb. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Afrika-Roman: Das Haus im Marulabaum.

Autorin: Alexandra Cordes
Genre: Afrika-Roman
Verlag: Lingen Verlag
Köln, 1977
Sonderausgabe, keine ISBN
Originalkartonband, Originalschutzumschlag, 13 x 21 cm, 348 Seiten

Cordes, Alexandra im Namibiana-Buchangebot

Das Haus im Marulabaum

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Die Handlung des Romans 'Das Haus im Marulabaum' ist in Südafrika und Botswana verortet.

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