Buschtrommeln in Uganda, von Konny von Schmettau

Buschtrommeln in Uganda. Als Korrespondentin im Bürgerkrieg, von Konny von Schmettau. Hippos Verlag. Swakopmund, Namibia. Swakopmund, Namibia 2021. ISBN 9789991682174 / ISBN 978-99916-821-7-4

Buschtrommeln in Uganda: Konny von Schmettau machte sich 1989 als junge Journalistin auf den Weg nach Uganda, um für deutsche Medien zu berichten.

Konny von Schmettau  

Ein Abend in der Telex Bar und seine Folgen

Ugandas Hauptstadt Kampala ist eine Stadt voller Widersprüche. Im Kern befinden sich Geschäftshäuser und Hotels, selbst ein Sheraton ist darunter, in dem sich in späteren Jahren das eine oder andere Journalistenteam einmietete und voller Angst vor der Gewalt des bereits zwei Jahrzehnte andauernden Bürgerkriegs nicht heraustraute, bis ein ganzes Heer von ugandischen Informanten sie mit grausigen Details gefuttert und einen Drehort gefunden hatte, nicht weit vom Hotel entfernt, sodass auch ein paar Bilder zu sehen waren. Eine deutsche Fernsehjournalistin behauptete allen Ernstes in ihrer aus geschützten Räumen heraus recherchierten Reportage, die Situation sei so schlimm, dass sie noch niemals ein Kind in Uganda habe lachen sehen. Und zeigte vermeintlich traurige Gesichter von Kindern, die vermutlich durch die unsensiblen Kameras dermaßen eingeschüchtert waren, dass ihnen das sonst fröhliche Lachen im Halse stecken blieb. Uganda war oftmals grausam zu seinen Kindern, aber da, wo die Kollegin ihre Fernsehbilder aufgenommen hatte, war die Not ganz sicher nicht am größten. In die Slums außerhalb der Stadt trauten Weiße sich nicht hinein, und das war auch sehr gut so, denn man konnte nie sicher sein, ob man lebend wieder heraus kommen würde. Als ich Jahre später in eben jenen Slums ein Waisenhaus gründete, konnte ich überall ungehindert hingehen. Wie überall auf der Welt sind Sensibilität und die Akzeptanz der Menschen, so wie sie sind, der Grundstein für ein Miteinander. Wenn heute jemand ungefragt mit einer Fernsehkamera in meinen Garten träte, würde ich sicher auch nicht gerade in Freudentaumel ausbrechen. Aber Kampala hat viele Facetten. Einer der interessantesten Anlaufpunkte für den frühen Abend ist die Telex Bar im Stadtteil Kabalagala. Unter afrikanischem Sternenhimmel und amerikanischen Coca Cola-Sonnenschirmen trinken hier allabendlich Globetrotter und Studenten aus aller Herren Länder, Botschaftsangehörige, Projektmitarbeiter auf Geschäftsurlaub in der Hauptstadt, Durchreisende und Vergnügungssüchtige ihr erstes Bier. Hier wird die Flasche am Tisch, vor den Augen des Gastes, geöffnet, damit niemand Angst vor heimlichem Vergiftetwerden befürchten muss (denn der Aberglaube ist ein wichtiger Bestandteil des ugandischen Lebens, offene Getränke sind suspekt). Aber das ist schon so ziemlich der einzige besondere Service, den die Telex Bar bietet. Außer den hübschen Mädchen natürlich, die sich hier nach einem Nebeneinkommen umsehen. Diese Mädchen oder jungen Frauen, die in der Telex Bar bedienen oder sich, auf der Suche nach Gesellschaft, auf einen freien Stuhl am Tisch zu einer Gruppe von Gästen setzen, sind fast alle irgendwann aus ihren kleinen Dörfern oder Siedlungen im Busch in die Stadt Kampala gekommen, um einer erzwungenen Verheiratung zu entgehen. Mit der Geschlechtsreife werden die Mädchen in den Dörfern verheiratet und haben in den meisten Fällen ein hartes Leben zu ertragen. Ihre Männer, denen das Kriegertum als einzigem Lebensinhalt im Zuge der Kolonialisierung genommen wurde, lassen sich wie zu alten Zeiten von ihren Frauen bedienen. Frauen bestellen den Acker, Frauen versorgen das Haus, gebären die Kinder, Frauen bedienen die Männer, haben für das männliche Wohlergehen zu sorgen und niemals aufzubegehren. Frauen müssen jederzeit für ihren Ehemann sexuell zur Verfügung stehen, dürfen aber niemals selbst sexuelle Wünsche äußern. Frauen und ihre Kinder sind Eigentum des Mannes und haben kein Recht auf eigene Wünsche. Trennt sich eine Frau vom tyrannischen Ehemann, so „gehören" die Kinder, die sie ihm gebar, dem Mann allein. Ihre Eltern nehmen sie nicht wieder bei sich auf, da sie als verstoßene Frau gilt, die ihrer Familie Schande gemacht hat. Nicht selten wird sie vom Vater oder ihren Brüdern getötet. Mädchen bleibt eine Schulbildung zumeist verschlossen - denn in der Großfamilie werden, wenn überhaupt, fast ausschließlich die Knaben in eine Schule geschickt. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Buschtrommeln in Uganda, von Konny von Schmettau.

Titel: Buschtrommeln in Uganda
Untertitel: Als Korrespondentin im Bürgerkrieg
Autorin: Konny von Schmettau
Hippos Verlag. Swakopmund, Namibia
Swakopmund, Namibia 2021
ISBN 9789991682174 / ISBN 978-99916-821-7-4
Broschur, 15 x 21 cm, 96 Seiten, zahlreiche sw-Fotos