Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien, von Jürgen Ruszkowski.

Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien, von Jürgen Ruszkowski. Maritime gelbe Reihe bei Jürgen Ruszkowski, Band 78. Hamburg, 2019. ISBN 9783748568797 / ISBN 978-3-00-047718-8

Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien, von Jürgen Ruszkowski. Maritime gelbe Reihe bei Jürgen Ruszkowski, Band 78. Hamburg, 2019. ISBN 9783748568797 / ISBN 978-3-00-047718-8

Maritime gelbe Reihe bei Jürgen Ruszkowski, Band 78: Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien, von Jürgen Ruszkowski.

Tsingtau, 20. September 1907

...will ich Dir kurz einmal etwas vom Lauschan erzählen. Wie ich Dir in meinem vorigen Briefe schrieb, fuhren wir am Sonnabend den 14. in aller Frühe los. 1/4 5 Uhr stand ich auf, ebenso Carl Stolle, der bei mir logierte, um 5 Uhr stand der Wagen vor meiner Tür, und um 1/4 6 nahmen wir bei einem Herren, dessen Frau oben im Lauschan weilt und der uns seine Sommervilla bzw. eine Wohnbaracke neben der Lauschan-Villa zur Verfügung gestellt hatte, ein Frühstück ein und in zwei Wagen traten wir dann alle die Reise an. Unterwegs rasteten wir zweimal und wechselten die Pferde. Um 1/4 12 Uhr waren wir oben und hatten nun noch eine Stunde zu marschieren, um unser eigentliches Ziel zu erreichen. Da wir für uns selbst sorgen mussten, rüsteten wir uns mit Konserven aller Art aus, um dem Magen nach längeren Märschen die nötige Stärkung zuzuführen. Nach liebenswürdiger Begrüßung durch Frau Behn, so heißt jener Herr, dem die Villa gehört, und in dessen Familie und Hause ich oft verkehre, richteten wir uns häuslich in der Baracke ein. Feldbetten, Decken usw. waren dort, nur Bettbezüge, Moskitonetze pp. hatten wir selbst mitgebracht. Die Gegend, in welcher wir hausten, ist einfach entzückend, auf halber Bergeshöhe, rings von höheren zum Teil sehr schön mit Kiefern bewaldeten Bergen umgeben, hatten wir die große Annehmlichkeit, unten im Tale den Peischaho rauschen zu hören. Unser Programm war bald gemacht und wurde strikt eingehalten. Zunächst wollten wir ganz der Gesundheit leben und nahmen, außer etwas Rotwein keinen Schluck Alkohol zu uns. Morgens um 1/2 6 Uhr standen wir auf. Karl Stolle hatte das Amt des Kochens übernommen. Dann tranken wir eine Tasse Tee, und um 6 Uhr waren wir schon unten im Gebirgswasser des Peischahos, um uns nach Herzenslust zu tummeln. Das Bad dauerte bis 7 Uhr. Herr Behn photographierte uns ohne unser Wissen. Von mir machte er eine Aufnahme, wie ich in meinen Bademantel gehüllt auf einem Felsblock stehe, eine Type für Fräulein Braut, meinte er. Willst Du sie haben...? Ich will erst 'mal sehen, wie sie geworden ist - dann schicke ich sie Dir, aber nur auf Deinen Wunsch. Um 7 Uhr frühstückten wir und machten dann Partien in die Berge. Wie oft sagte Karl Stolle zu mir, wenn wir bloß unsre Frauen bei uns haben könnten, wie würden sie sich mit uns freuen über die wunderbaren, gewaltigen Szenerien des Gebirges! Ach..., hättest Du nur mit mir zusammen sein können! Nach dem Mittagessen, zu dem wir mehrere Male von Behn's eingeladen waren, schliefen wir etwas, machten dann wieder Spaziergänge, und abends 6 Uhr waren wir wieder in unsrem Gebirgsbade. Nach dem Abendessen saßen wir alle im engen Familienkreise zusammen, und um 9 Uhr gingen wir ins Bett. Wir waren dann alle recht müde. Einmal suchten wir unsre Lagerstatt sogar schon um 1/4 9 Uhr auf. Frisch gestärkt erhoben wir uns am nächsten Morgen, und das Programm begann von Neuem. Nur schade, dass die schöne Zeit so schnell verfloss. Herr Behn ging bereits am Montag wieder nach Tsingtau, während wir im Mittwoch Nachmittag 1 Uhr die gastliche Stätte verließen. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien, von Jürgen Ruszkowski.

Titel: Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien
Autoren: Otto Schulze
Editor und Herausgeber: Jürgen Ruszkowski
Reihe: Maritime gelbe Reihe bei Jürgen Ruszkowski, Band 78
Selbstverlag Jürgen Ruszkowski
Hamburg, 2019
ISBN 9783748568797 / ISBN 978-3-74-856879-7
Broschur, 15 x 21 cm, 297 Seiten, einige sw-Abbildungen

Schulze, Otto und Ruszkowski, Jürgen im Namibiana-Buchangebot

Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien

Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien

Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schulze aus den Jahren 1906-07 von seiner Reise nach Tsingtau an seine Braut in Liegnitz, Schlesien.