Briefe aus Südwestafrika des Leutnants August Remmets, von Alwin Kemna und Hans-Joachim Rust

Briefe aus Südwestafrika des Leutnants August Remmets. Erlebnisberichte und Gedanken aus der Kalahari, im Einsatz beim Bahnbau und zum Diamantenfund. Eindrücke von der Heimfahrt über Süd- und Ostafrika, von Alwin Kemna und Hans-Joachim Rust. Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft, Windhoek, 1996. ISBN 9991640002 / ISBN 99916-40-00-2
Briefe aus Südwestafrika des Leutnants August Remmets, von Alwin Kemna und Hans-Joachim Rust. Brief 12 / Seeheim, den 18. August 1908, aufgegeben 19.8.1908, angekommen 11.9.1908.
Liebe Eltern!
Fast 2 Monate ist es her, seitdem ich Euch den letzten Brief geschrieben habe. Mittlerweile hat sich in meinen dienstlichen Verhältnissen manches geändert. Ich bin jetzt, wie ich Euch schon auf einer Postkarte schrieb, bei der 17. Eisenbahnbaukompanie in Seeheim. Eigentlich war am l. Juli ein abermaliger dritter Vorstoß gegen Simon Cooper geplant, selbiger ist aber fürs erste aufgegeben worden, da Cooper immer noch ruhig auf dem Englischen in der Nähe von Lehutitu sitzt. Wir können vor der Hand nichts unternehmen, da wir die englische Grenze nur bei Verfolgung einer frischen Spur und in solchen Gebieten überschreiten dürfen, die nicht durch die Engländer besetzt sind. Es ist kaum zu befürchten, daß Cooper jetzt Räubereien auf deutschem Gebiet vornehmen wird, da er in seiner Bewegungsfreiheit durch die diesjährige Dürre in der Kalahari äußerst behindert ist. Frische Tsamas sind in diesem Jahr in der Kalahari auf weite Strecken überhaupt nicht gewachsen. Unter diesen Verhältnissen war es mir ganz lieb, daß ich von meinem einsamen Posten abgelöst wurde. Daß ich nun gerade zu einer Eisenbahnbaukompanie kam, paßte mir allerdings zuerst recht wenig. Habt Ihr übrigens die Abbildung meines Kowise-Kolker Signalturmes in der „Woche" gesehen? Geinab ist auf allen Karten falsch eingezeichnet, es liegt viel weiter östlich, etwa 30 km von der deutschen Grenze entfernt im Britisch-Betschuana-Protektorat. Mitte Juli hatten wir im ganzen südlichen Schutzgebiet und auch in der Kalahari sehr starke Winterregen mit Gewitter. Eine große Seltenheit. Leider sind diese Regen für das Gedeihen der Weide und der Tsamas von gar keiner oder doch nur von sehr geringer Bedeutung. Am 19. Juli abends marschierte ich mit meiner Reitordonnanz, 2 Pferden, 8 Mauleseln und meinen beiden Bambusen von Arahoab ab. Es tat mir doch leid, als ich der schönen Kalahari 'Lebe wohl' sagen mußte. Wer weiß, ob ich sie je wiedersehe! Am 1.8. kam ich in Keetmanshoop an und erfuhr hier, daß die Eisenbahnbaukompanie in Seeheim liegt. In Keetmanshoop hat, seitdem die Bahn Lüderitzbucht - Keetmanshoop fertig ist, eine sehr rege Bautätigkeit begonnen, und manches hat sich verändert. Meine erste Tätigkeit bei meiner neuen Kompanie war die, daß ich ein großes Fest zur Feier der Beendigung des Bahnbaues in Keetmanshoop mitmachte. Ich bin mit meiner Versetzung zur Eisenbahnbaukompanie schon ziemlich ausgesöhnt, da mein Kompanieführer Obrlt. Randt und der andere Offizier Lt. Bernhard sehr nette Menschen zu sein scheinen. Die dienstliche Tätigkeit behagt mir allerdings gar nicht. Randt stellte mir in liebenswürdiger Weise anheim, ob ich nicht erst gleich mal herunter zur Bucht fahren wollte, von welcher Erlaubnis ich gerne Gebrauch machte, um mich einigermaßen neu auszurüsten, denn ich war in meinen ganzen Sachen ziemlich abgerissen. Von Keetmanshoop und auch von Seeheim fährt man zwei Tage bis zur Küste. Übernachtungsstation ist Aus. Ich war dort bei Oblt. v. Hanenfeld einquartiert, den ich von Windhuk sehr gut kenne. In Aus war gerade Gerichtstag gewesen, und ich traf dort bei Hanenfeld den Bezirksamtmann von Lüderitzbucht mit seiner jungen hübschen Frau (19 Jahre), den Bezirksrichter ebenfalls mit Frau, zwar weder jung noch schön, aber - sehr nett im Wesen - und einen Rechtsanwalt. (Anm.36) Die Herrschaften fuhren am anderen Morgen nach Lüderitzbucht zurück, und so hatte ich auf der Fahrt eine angenehme Gesellschaft. Es berührt einen ganz seltsam, wenn man nach so langer Zeit sich zum ersten Mal wieder mit einer weißen, gebildeten Frau unterhält. Ich war überrascht von der schönen Lage von Lüderitzbucht. In der Bucht lag ein Dreimaster, ein Dampfer der Houston Linie und auf einem Felsenriff das Wrack eines großen gestrandeten Dampfers. Das ganze Leben und Treiben am Hafen, das, abgesehen von den Arbeitern, die in ihrer Hautfarbe alle Schattierungen von weiß bis zu tiefschwarz aufweisen, ganz dem einer europäischen Hafenstadt gleicht. Der Blick auf das weite tiefblaue Meer, die feuchte und würzige Seeluft taten mir ordentlich wohl. Leider mußte ich nach 2 Tagen wieder abfahren, da Randt zu einer vom Kommando Süd befohlenen Artillerie-Übung und Lt. Bernhard auf Patrouille mußte. [...]
Dies ist ein Auszug aus: Briefe aus Südwestafrika des Leutnants August Remmets, von Alwin Kemna und Hans-Joachim Rust.
Titel: Briefe aus Südwestafrika des Leutnants August Remmets
Untertitel: Erlebnisberichte und Gedanken aus der Kalahari, im Einsatz beim Bahnbau und zum Diamantenfund. Eindrücke von der Heimfahrt über Süd- und Ostafrika.
Bearbeitung: Alwin Kemna; Hans-Joachim Rust
Herausgeber: Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft
Windhoek, o. J. (1996)
ISBN 9991640002 / ISBN 99916-40-00-2
Originalbroschur, 15 x 21 cm, 214 Seiten, etliche sw-Fotos, 1 Faltkarte
Kemna, Alwin und Rust, Hans-Joachim im Namibiana-Buchangebot
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