Bilder aus der deutschen Südsee, von Hermann Joseph Hiery

Bilder aus der deutschen Südsee: Fotografien 1884-1914, Hermann Joseph Hiery, Verlag Ferdinand Schöningh 2005, ISBN 3506701126 / ISBN 3-506-701-12-6

Bilder aus der deutschen Südsee: Fotografien 1884-1914, Hermann Joseph Hiery, Verlag Ferdinand Schöningh 2005, ISBN 3506701126 / ISBN 3-506-701-12-6

In "Bilder aus der deutschen Südsee" strebte Hermann Joseph Hiery an, auf den Wiederabdruck bereits bekannter Bilder soweit als möglich verzichten und stattdessen das bislang eher Unbekannte zu präsentieren. Zu einigen wenigen Aspekten der kolonialen Tätigkeit mußte auf Fotografien zurückgegriffen werden, die bereits in der Kolonialzeit veröffentlicht worden waren, häufig allerdings an entlegenen Stellen, die, zumal im Ausland, heute nur schwierig zugänglich sind.

Zur historischen Bedeutung der Bilder. Einführende Bemerkungen

[...] Bilder aus der deutschen Südsee zeigen einen Ausschnitt dessen, was in Deutschland und darüber hinaus als fotografischer Nachlaß der deutschen Kolonialzeit in Neuguinea, Mikronesien und Samoa erhalten geblieben ist. Uber mehrere Jahre lang wurde versucht, aus privaten und öffentlichen Sammlungen Fotografien zusammenzutragen, die die einheimischen Kulturen unter deutschem Einfluß und die koloniale Tätigkeit der Deutschen in der Südsee dokumentieren. Die meisten Bilder stammen, wie der Titel angibt, unmittelbar aus der deutschen Kolonialzeit, doch finden sich einige Abbildungen auch aus der protokolonialen Phase von vor 1884. Das früheste Bild dürfte eine Fotografie sein, die einen jungen Tolai abbildet (Abb. 23). Da der Fotograf Franz Hübner 1875 in Neuguinea verstarb, kann das Foto nicht später als in diesem Jahr entstanden sein. Nur wenige Fotos stammen aus der Zeit nach 1914. Der Bildband endet ganz bewußt vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der das deutsche Kolonialreich faktisch aus der Welt schaffte. Dieser Krieg und seine Nachwirkungen wären ein eigenes, auch fotografiegeschichtlich eigenes Thema, das vielleicht später einmal bearbeitet werden kann. Aus weit über 5000 Abbildungen, die dem Autor in Original oder Kopie vorlagen, wurden im vorliegenden Band 547 ausgewählt, weil sie entweder besonders repräsentativ oder besonders interessant erschienen. Vieles konnte wegfallen, weil ähnliche Motive, insbesondere bei den verschiedenen Missionen, immer wieder vorkamen. Andererseits fiel es gelegentlich schwer, das ein oder andere doch aufzugeben, um den Band nicht ins Uferlose anwachsen zu lassen. Bei der Auswahl der Bilder half meine Frau, die dabei ihre eigene melanesische Perspektive einbrachte. Was nunmehr vorliegt, soll das indigene wie das koloniale Leben im deutschen Melanesien, Mikronesien und Polynesien deutlicher illustrieren, soweit dies durch Fotografien, die unter kolonialem Einfluß erstellt worden sind, möglich ist. Es erscheint banal, aber auch diese Selbstverständlichkeit der kolonialen Fotografie verdient festgehalten zu werden: Fotografie war zunächst eine ausschließliche Sache der Europäer und zwar vor allem der Männer; welche Motive ein einheimischer Fotograf oder eine indigene Fotografin ausgewählt hätte, muß spekulativ bleiben. Immerhin soll darauf hingewiesen werden, daß Josef Ada (Abb. 405 u. 406), ein Sohn des einzigen Südseeinsulaners, der während der deutschen Kolonialzeit die Reichsangehörigkeit verliehen bekam, sich in Alzey einer Fotografielehre unterzog und nach seiner Rückkehr in Guam als Berufsfotograf niederließ. Ada hat dann während der japanischen Kolonialzeit typische Postkartenmotive von Guam fotografiert - Unterschiede zu einer europäischen (oder japanischen) Perspektive sind aus seinen Fotografien nicht zu erkennen. Hervorzuheben ist auch, daß Bild 490 dieser Auswahl - wie der Vergleich mit Bild 489 naheliegen läßt - ziemlich sicher von einer Nauruerin gemacht worden ist. Eine besondere indigene Sichtweise ist auch hier nicht zu erkennen. Es ist wohl auf Anordnung des Europäers fotografiert worden, eigentlich wurde nur der Auslöseknopf von einer einheimischen Frau betätigt. Bezeichnend ist jedoch, daß Bild 489, von einem Europäer gemacht, als Postkarte gedruckt und vertrieben wurde, Bild 490, das den Europäer zwar zeigt, aber formal gesehen nicht von ihm stammt, dagegen nicht. Die Arbeit an diesem Band machte auch deutlich, daß manche Motive, die man auf Grund intensiver Beschäftigung mit der deutschen Kolonialverwaltung hätte erwarten dürfen, trotz langwieriger und mühseliger Suche in den verschiedensten Archiven, Nachlässen und Sammlungen nicht als fotografisches Dokument greifbar sind. Am ehesten nachzuvollziehen ist noch das Fehlen von Bildern der in Rabaul lebenden und arbeitenden japanischen Prostituierten. Andererseits sind in der Zeit jede Menge Fotografien mit eindeutig sexuellen Konnotationen entstanden; die Halb- und Vollakte aus Samoa (und übrigens auch des benachbarten britischen Fidschi und des amerikanischen Hawai'i) gehörten zu den am meisten nachgedruckten und verkauften Fotografien aus der Südsee überhaupt. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Bilder aus der deutschen Südsee, von Hermann Joseph Hiery.

Titel: Bilder aus der deutschen Südsee
Autor: Hermann Joseph Hiery
Verlag: Ferdinand Schöningh
ISBN 3506701126 / ISBN 3-506-701-12-6
Paderborn, 2005
Kartoneinband, 18 x 24 cm, 277 Seiten, 546 sw-Abbildungen

Hiery, Hermann J. im Namibiana-Buchangebot

Bilder aus der deutschen Südsee

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