Berthold Deimling: Ein umstrittener Kolonialoffizier, von Hans Hilpisch und Hans-Joachim Liedtke

Berthold Deimling: Ein umstrittener Kolonialoffizier, von Hans Hilpisch und Hans-Joachim Liedtke. Kuiseb-Verlag. Windhoek, Namibia 2022. ISBN 9789994576814 / ISBN 978-99945-76-81-4

Berthold Deimling: Ein umstrittener Kolonialoffizier, von Hans Hilpisch und Hans-Joachim Liedtke. Kuiseb-Verlag. Windhoek, Namibia 2022. ISBN 9789994576814 / ISBN 978-99945-76-81-4

Berthold Deimling: Ein umstrittener Kolonialoffizier, von Hans Hilpisch und Hans-Joachim Liedtke. Deimlings militärische Eigenmächtigkeiten am Waterberg und die Truppe, Ausbildung, Pferde des 2. Feldregiments.

Berthold von Deimling  Hans Hilpisch  

Anders als bei vorausgegangenen Entsendungen von Truppen nach Südwest wurde das 2. Feldregiment schon in der Heimat als taktischer Verband aufgestellt. Hierzu bedurfte es der Meldung von Freiwilligen, woran es im Offizierkorps des Reiches nicht mangelte. Schlechter stand es allerdings mit dem Freiwilligenaufkommen bei den Unteroffizieren und Mannschaften. Hier waren inzwischen wegen des Mangels an Meldungen aus der aktiven Truppe die Anforderungen gesenkt worden und es musste zum Teil auf Reservisten zurückgegriffen werden. Manche Soldaten meldeten sich aus Romantik oder Abenteuerlust, einige aus bloßer Langeweile, andere waren im Zivilberuf gescheitert, wieder andere meldeten sich, um der ewig nörgelnden Ehefrau für eine Weile zu entkommen. In Munsterlager erfolgte die erste Einweisung der Soldaten in die Eigentümlichkeit der afrikanischen Kriegführung und vor allem in die Reitausbildung, da viele der Freiwilligen aus der Infanterie stammten und daher des Reitens unkundig waren. 14 Tage waren dafür angesetzt, ein Zeitraum, der völlig unzureichend war. Die Ausbildung umfasste das Trainieren des Buschkrieges mit Feinddarstellung, mit Pferd und in kriegsmäßiger Ausrüstung. Besonders geübt wurden das Annäherungsgefecht, das Entwickeln zur Schützenlinie und der Bajonettangriff Anstelle der in Südwest genutzten zehn- und mehrspännigen Ochsenwagen wurden zu Übungszwecken Gespanne der Artillerie eingesetzt. Als Schlachtvieh, das für die Verpflegung der Truppe in Südwest eine bedeutende Rolle spielte, wurde „ein wohlgenährter Ochse aus den Elbmarschen" mitgeführt und an ihm das Schlachten und die Zubereitung des Fleisches demonstriert. Auch das Abkochen, also die Zubereitung der Verpflegung, sowie der Posten-und Patrouillendienst standen auf dem Lehrplan, ebenso wie das Auffinden von Wasserstellen, wozu ein Wasserloch in der Heide diente. Schließlich hing hiervon in Südwest eventuell das Überleben ab. Zum Unterricht zählten letztlich auch Satteln und Zäumen sowie Pferdepflege- Eine Einweisung in Land und Leute in Afrika rundete die Ausbildung ab. Hierzu bemerkt der Große Generalstab: „Bei der Bildung und Verwendung der aus Freiwilligen des ganzen Heeres zusammengesetzten Verstärkungstruppen traten zudem alle die Mißstände hervor, die in der Eile geschaffenen Neuformationen stets anhaften und anfangs ihren kriegerischen Wert herabdrücken. Bei dem dringlichen Bedarf War es indessen nicht möglich, die Truppe vorher innerlich zusammenzuschweißen und mit der Eigenart der kolonialen Kriegführung vertraut zu machen; man war gezwungen, die aus der Heimat nachgeführten Verstärkungen in unfertigem Zustand an den Feind zu bringen." Auch die Unfertigkeit der Abteilung Deimling sollte sich nach Ankunft in Südwestafrika schon auf dem Vormarsch deutlich bemerkbar machen. Auf fünf Transportschiffen erreichte das 2. Regiment Deimling mit seinen Pferden zwischen dem 23. Juni und dem 10. Juli Swakopmund. Diese Pferde kamen aus dem Reich. Hauptmann Kurd Schwabe schreibt dazu: „Zum ersten Mal hatte man hier [...] auf das Pferdematerial des Heimatlandes zurückgegriffen.* Die Wahl der Sachverständigen fiel auf das kleine ostpreußische Bauernpferd, in seiner Heimat ,Klepper, Kunter oder Kusel' genannt, dessen Typus dem des russischen Landpferdes ähnelt. Zäh und genügsam ist der ,Klepper' an schmale Kost und harte Arbeit gewöhnt; Stallpflege wird ihm nur in beschränktem Maße zuteil und in den Sommermonaten sucht er sich seine Nahrung auf der Weide. All diese Eigenschaften schienen dies Pferd besonders für die Verwendung in Südwestafrika zu befähigen, und man hatte sich in dieser Hoffnung nicht getäuscht." Dieser allgemein positiven Aussage Schwabes zu den zur Verfügung stehenden Pferden steht die deutlich gegensätzliche Erfahrung des Kriegsteilnehmers Anonymus gegenüber: „Ehe der Vormarsch gegen die Stellung der Herero am Waterberg angetreten werden kann, bedarf die Truppe nach dem Marsch von der Küste her einer mehrtägigen Retablierung [...]. Ein Teil [der Pferde] muss als lahm zurückgelassen und gegen andere aus der Pferdesammelstelle Karibib ausgetauscht werden. Schon jetzt macht sich das Aufhören des Haferfutters an dem Nachlassen der Leistungsfähigkeit bemerkbar. Das trockene Gras füllt den Pferden nur den Magen, sie setzen einen Heubauch an, sind aber schlapp. Der Versuch, das erwachsen eingeführte deutsche Pferd, sowohl das von der Kavallerie genommene, wie das kleine, sonst als Soldatenpferd so vorzüglich geeignete edle Litauer, drüben ohne Hafer, nur mit grünem oder trockenem Weidefutter durchzubringen, hat sich im Laufe des Feldzuges leider als verfehlt herausgestellt.' Deutlicher noch bewertet Hauptmann Epp die Eignung der unterschiedlichen Pferderassen unter den Bedingungen in Südwest: [...]

Dies ist ein Auszug aus: Berthold Deimling: Ein umstrittener Kolonialoffizier, von Hans Hilpisch und Hans-Joachim Liedtke.

Titel: Berthold Deimling
Untertitel: Ein umstrittener Kolonialoffizier
Autoren: Hans Hilpisch; Hans-Joachim Liedtke
Verlag: Kuiseb-Verlag
Windhoek, Namibia 2022
ISBN 9789994576814 / ISBN 978-99945-76-81-4
Broschur, 15 x 21 cm, 260 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen und Karten

Hilpisch, Hans und Liedtke, Hans-Joachim im Namibiana-Buchangebot

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