Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika, von Max Schmidt

Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika, von Max Schmidt.

Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika, von Max Schmidt.

Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika, von Max Schmidt. Verlag Edwin Runge. Berlin, 1907. Originalleinenband.

Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika, von Max Schmidt. Verlag Edwin Runge. Berlin, 1907. Originalleinenband.

Diese Faltkarte von Deutsch-Südwestafrika im Maßstab 1:375.000 (33 x 42 cm) befindet sich im Anhang des Buches: Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika (Max Schmidt).

Diese Faltkarte von Deutsch-Südwestafrika im Maßstab 1:375.000 (33 x 42 cm) befindet sich im Anhang des Buches: Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika (Max Schmidt).

In seinen Memoiren 'Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika' berichtet der Feldgeistliche Max Schmit unter anderem über die horrenden Verluste der Schutztruppe durch Typhus und Erschöpfung als Folge der Kämpfe am Waterberg und der vorangegangenen strapaziösen Marschleistungen.

Max Schmidt  

Zwei ruhige Wochen in Owinaua

[...] Bei der nahen Wasserstelle Okarupoko hatte ich die Abteilung Estorfs wieder erreicht und durfte sofort meinen Dienst ausnehmen. Nach drei Tagen rückte der Major nach Owinaua zurück, wo nun wieder alle ihm unterstellten Truppen vereinigt lagen. Die Herero waren durch mehrere, behutsam ausklärende Patrouillen in der Gegend bei Epata und Otjinene, also im Eiseb-Rivier festgestellt und sollten dort nicht vorzeitig beunruhigt werden. Die Abteilungen mußten die schon sehr begehrten Proviantkolonnen abwarten, die den weiten und immer weiteren Weg von Okahandja ins Sandfeld und den Eiseb abwärts zu überwinden hatten. Der Angriff auf die Schwarzen sollte gleichzeitig von den Abteilungen von Mühlenfels und Ludwig von Estorff durchgeführt werden; das Hauptquartier wollte zur Leitung des Ganzen bei Estorff eintreffen. Ein ruhiges Lagerleben von etwa vierzehn Tagen war die Folge des Abwartens. Menschen wie Tiere stärkten und sammelten ihre Kräfte. Das Lager war in der dichten Baumsteppe so versteckt gewählt, daß es trotz seiner Ausdehnung sich erst in der allernächsten Nähe zeigte. Eine Reihe ergiebiger, kleiner Teiche gab gutes, reichliches Wasser. Hier hatten die Herero sich wohlgefühlt. Owinaua-Naua bedeutet in ihrer Sprache: O wie schön, wie schön! Unsere Truppe mußte jedoch die Wasserbecken erst von vorgefundenen Tierleichen säubern, auch einzelne zuschütten und neue aufgraben. Solche Ruhezeiten strebt der Feldprediger nach Kräften auszukaufen. Dies war um so nötiger, da er nach wenigen Wochen wieder zu anderen Truppenteilen weiterziehen mußte. Sofort am Tage nach dem Eintreffen, am 14. Sept., konnte der Abteilung Volkmann der erste Biwaksabend in Owinaua gehalten werden. Oberleutnant von Zülow ließ sich zur Mitwirkung bereit finden und erzählte von den schweren Anfangswochen des Herero-Aufstandes, von dem Vordringen der ersten Swakopmunder Hilfstruppe in die hartbedrängte Feste Okahandja. Wie alle im Kreise saßen und lauschten! Dazu deutsche Vaterlands- und Kriegslieder unter afrikanischem Himmel. Darauf eine kameradschaftlich-christliche Ansprache und die für uns passenden Verse von Paul Gerhards „Nun ruhen alle Wälder", den Gebetsgruß an die Lieben der Heimat zum Schluß. (Auch euch, ihr meine Lieben.) Am 16. September war ein Abendgottesdienst in Okarupoko für Estorffs Truppenteile. Das südliche Kreuz stand in dieser Jahreszeit und zu jener Stunde als erstes und alleiniges Sternbild am Himmel. Ich konnte also die Absicht verwirklichen, eine Feldpredigt über dieses Sieges- und Glaubenszeichen zu halten. Am 17. September ließen wir sofort einen Biwaksabend in Okarupoko folgen. Den ersten Teil übernahm der Major selber und erzählte aus dem Schatze seiner afrikanischen Erfahrungen. Sonntag, den 18. September konnte bereits wieder in Owinaua ein Gottesdienst die Abteilung Volkmann und am 19. September ein weiterer Biwakabend alle Truppenteile versammeln. Wieder teilte Major von Estorff seinen Kriegern eine Auswahl afrikanischer Erlebnisse mit. Wie ein Vater saß er am Biwakfeuer im Kreise seiner Soldaten, von denen es jeder einzelne sich zur Ehre schätzte, diesem in seltenem Maße verehrten Führer zu folgen. Nach einem Zwischenliede folgten dann ein paar Stücke aus der Schatzkammer des Feldpredigers, bedeutsame Erfahrungen der Seelsorge aus Kriegs- und Friedenszeiten, wie sie sich für diese traute Feldgemeinde eigneten. Die nächsten Tage brachten mehr Unruhe, bis wir am 21. September die Biwaksabende fortsetzen konnten, diesmal unter Mitwirkung des Oberleutnant Böttlin, der als Mitkämpfer vom Ausstande der Bondelzwarts berichtete. Der nächste Abend, für den Leutnant von Staussenberg, der erprobte Reiter, bereits von seinem sibirischen Dauerritt zu erzählen zugesagt hatte, wurde durch die neu einsetzenden Ausgaben wieder hinausgeschoben. Auch der für Sonntag, den 25. September angesetzte Gottesdienst mußte unterbleiben, da der Vormarsch zum Angriffe angetreten wurde. Wir erwarteten einen erneuten, ernsten Kampf; denn, falls sich die Herero nochmals zum Widerstand gezwungen sahen, mußte ihre Gegenwehr eine verzweifelte sein. Um so ernster war deshalb die Stimmung, als am 26. September in Okatawbaka für die Vorhut und am 27. September für die Hauptmasse kurze Feldgottesdienste unmittelbar vor dem Vormarsche gefeiert wurden. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika, von Max Schmidt.

Buchtitel: Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika
Autor: Max Schmidt
Verlag: Edwin Runge
14.-20. Tsd. Berlin, 1907
Originalleinenband, 14x22 cm, 204 Seiten, 1 Faltkarte, Schrift: Fraktur

Schmidt, Max im Namibiana-Buchangebot

Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika

Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika

Erfahrungen im Kriegsleben von Max Schmidt, Divisionspfarrer in der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika (1904/1905).

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