Aufbruch nach Namibia. Der lange Weg von Reiner und Gillian Stommel zur Farmschule Otjikondo, von Michael Schnurr

Aufbruch nach Namibia. Der lange Weg von Reiner und Gillian Stommel zur Farmschule Otjikondo, von Michael Schnurr. Sipplingen, 2011. ISBN 9783941602076 / ISBN 978-3-941602-07-6

Aufbruch nach Namibia. Der lange Weg von Reiner und Gillian Stommel zur Farmschule Otjikondo, von Michael Schnurr. Sipplingen, 2011. ISBN 9783941602076 / ISBN 978-3-941602-07-6

Blick ins Buch: Aufbruch nach Namibia. Der lange Weg von Reiner und Gillian Stommel zur Farmschule Otjikondo, von Michael Schnurr.

Blick ins Buch: Aufbruch nach Namibia. Der lange Weg von Reiner und Gillian Stommel zur Farmschule Otjikondo, von Michael Schnurr.

Der hier gewählte Auszug aus dem Buch von Michael Schnurr, Aufbruch nach Namibia: Der lange Weg von Reiner und Gillian Stommel zur Farmschule Otjikondo, beschreibt die Eindrücke von Reiner Stommel, kurze Zeit nach seiner Ankunft in Südwestafrika.

Michael Schnurr  

Zweieinhalb Jahre später wacht Bruder Reiner Stommel mitten in Südwestafrika auf. Seine erste Nacht im afrikanischen Busch wird er so schnell nicht vergessen. Er hat kein Auge zugetan. Das mit einem Bett notdürftig ausgestattete Zimmer verfügt über kein elektrisches Licht. Stockfinstere Nacht umgibt den jungen Mann, nachdem er die Kerze gelöscht hat. Großen Spinnen und anderem Getier rückt Reiner Stommel mit dem Kopfkissen zu Leibe, doch immer wieder krabbelt etwas im Zimmer herum. Dazu rauben die zahlreichen unbekannten Geräusche der afrikanischen Nacht ihm den Schlaf. Das Schlimmste ist allerdings der Gestank, der über allem liegt. Bettzeug und Räume werden mit Seife aus Eselfett gewaschen. So riecht nicht nur das ganze Haus danach, sondern auch Decken und Kissen strömen diesen penetranten Duft aus. Als Bruder Stommel aus den Federn kriecht, hat der Erzbischof schon die Rückfahrt nach Windhoek angetreten. Die Arbeiter begrüßen Bruder Stommel auf Afrikaans. Der junge Missionar versteht wenig. Darf er mit den Männern und Frauen überhaupt reden? Wo sind die Grenzen? Da der Priester fehlt und der Erzbischof wieder abgereist ist, entscheidet er sich seinem Glauben entsprechend dafür, die Schwarzen wie jeden anderen Mitmenschen zu behandeln. Noch vor der Abreise aus Deutschland hatten die Oblaten ihren Brüdern aufgetragen, Afrikaans zu lernen, die Sprache der Buren, auf der sich zu dieser Zeit die Weißen und Schwarzen auf den Farmen verständigen. So hat Bruder Stommel ein Worterbuch in Afrikaans im Gepäck und versucht sich in ersten Sprechübungen. Doch mehr als Goeiemöre (Guten Morgen) und Hoe gaan dit met julle? (Wie geht es Euch?) kriegt er zunächst nicht zustande. Und als er dann unter den Arbeitern einem begegnet, der stottert, ist es mit der Verständigung vollends vorbei. Hinzu kommt für den jungen Missionar die Unsicherheit, wie er mit den schwarzen Frauen auf der Missionsstation umgehen soll. Die jungen, oft attraktiven Frauen, begegnen ihm offen und es kommt auch schon einmal vor, dass eine von ihnen mit großen Augen durch sein Zimmerfenster schaut. Doch bald wird klar, dass die eigentliche Gretchenfrage beim Essen auf den jungen Missionar wartet. Bruder Stommel isst kein Fleisch und ist damit vermutlich der erste Vegetarier im Land. Auf der Mission gibt es eine Frau, die Brot bäckt, auch Reis und Nudeln werden bevorratet, doch Gemüse ist Mangelware. In einem Land, in dem heute noch Vegetarier ungefragt Hühnchenfleisch vorgesetzt bekommen, wenn sie bekennen, dass sie kein Fleisch essen, ist Reiner Stommel also ein absoluter Exot, dessen Einstellung für die Schwarzen völlig unverständlich ist. Nach wenigen Tagen geht das Fleisch auf St. Michael zur Neige. Den jungen Missionar, der seine Rationen immer ausgesondert und den Tieren gegeben hat, stört das nicht. Die Arbeiter aber werden ungeduldig und beginnen zu murren. Sie geben ihm zu verstehen, dass er dafür sorgen muss, dass Wild geschossen wird. Einer der Schwarzen bringt ihm ein Gewehr. Die Flinte sei zwar schon ziemlich ausgeschossen, meint er, aber eine Antilope werde er damit schon erlegen können. So bricht Bruder Stommel an einem der ersten Tage seiner Missionarstätigkeit in Südwestafrika mit geschultertem Gewehr auf einer klapprigen Eselskarre zusammen mit fünf Farmarbeitern Zur Jagd in den afrikanischen Busch auf. Die Tiere sind es nicht mehr gewohnt, eingespannt zu sein, und lassen sich kaum lenken. Die Männer werden auf der Karre hin- und hergeschüttelt. Dann sichtet ein Arbeiter die ersten Antilopen: „Kudu! Kudu!" ruft er, doch Bruder Stommel hat noch nie einen Kudu gesehen und weiß nicht, worauf er zielen soll. Dennoch legt er an, ein Schuss kracht, die Tiere stieben auf und davon, getroffen hat er keines. Durch den Knall haben sich auch die Maultiere erschrocken und ziehen an. Alle bis auf den Wagenlenker, stürzen von der Karre. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Aufbruch nach Namibia. Der lange Weg von Reiner und Gillian Stommel zur Farmschule Otjikondo, von Michael Schnurr.

Buchtitel: Aufbruch nach Namibia
Untertitel: Der lange Weg von Reiner und Gillian Stommel zur Farmschule Otjikondo
Autor: Michael Schnurr
Herausgeber: Produktionsbüro Michael Schnurr
Sipplingen, 2011
ISBN 9783941602076 / ISBN 978-3-941602-07-6
Broschur, 14 x 21 cm, 173 Seiten, zahlreiche sw-Fotos

Schnurr, Michael im Namibiana-Buchangebot

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