Auf Pad in Südwest. Ein Reisebegleiter durch Südwestafrika, von Udo Sauerbier

Auf Pad in Südwest. Ein Reisebegleiter durch Südwestafrika, von Udo Sauerbier.

Auf Pad in Südwest. Ein Reisebegleiter durch Südwestafrika, von Udo Sauerbier.

Udo Sauerbier schildert in seinem Reisebericht 'Auf Pad in Südwest' eine Anfang der 1980er Jahre unternommene Reise durch Südwestafrika.

Udo Sauerbier  

[...] Das Linksfahren irritierte mich die ersten Stunden derart, daß ich bei Kurven immer hoffte, daß niemand auf der richtigen Seite entgegenkommt. Später, als ich mir dann in den Süden selber den Wagen mietete, hatte ich mich hingegen so sehr an das Linksfahren gewöhnt, daß es keine Probleme mehr mit sich brachte. In etwa 2 Stunden hatten wir den Weg von Otjiwarongo bis Omaruru geschafft. Wir bogen aber am Ortsbeginn der etwa 10.000 Seelen großen Stadt nach Westen ab, durchquerten das trockene Omaruru-Rivier und stießen auf eine Krepplpad nach Uis. Zu unserer Linken im Süden erstreckten sich die Erongo-Berge, im Westen vor uns schimmerte das Massiv des Brandberges, des mit 2.606 Metern höchstem Berge von Südwest. Dann bogen wir von der Pad ab auf die Sandpad nach Omatjette. »Die Pad müßte wieder mal gehobelt werden,« sagte der Farmer, indem er den Wagen über die Sandfurche steuerte, die sich in der Mitte der Pad angesammelt hatte. Dann verlangsamte er die Fahrt, weil rechts am Rande zwei Schwarze etwa zwanzig Rinder entlang trieben. »Es war sehr lange trocken, wir hatten hier keinen Regen. Nicht so wie Ihr in der Etoscha-Pfanne. Hier hat es schon seit fast einem Jahr nicht mehr geregnet und die Weiden sind dürre geworden. Da treiben die Farmer ihr Vieh auf die bessere Weide eines Nachbarn oder aufbessere Stücke in ihrem eigenen Land.« - »Sie nehmen also die Rinder von Nachbarn oder befreundeten Farmern auf, wenn dort kein Gras oder kein Wasser mehr vorhanden ist?« - »Genau so ist es,« antwortete der Farmer Georg B. »Wir helfen uns gegenseitig, soweit das irgend möglich ist. Natürlich kann man nicht die ganze Herde von paar Tausend Stück aufnehmen. Aber unsere Vereinigung der Distriktsfarmer verteilt die Beesters soweit auf andere Farmen, daß der trockene Farmer überleben kann. Ich habe jetzt 300 Rinder in Pension. - Auch aus dem benachbarten Damaraland bekommen wir Rinder zugetrieben, weil die Damaras, die ihre Wasserpumpen nicht ordentlich warten oder reparieren, noch öfter Schaden haben als die weißen Farmer. Dann nehmen wir auch die Rinder der Damarafarmen und versorgen sie über eine gewisse Zeit.« Rechts erschienen kantige sonnenverbrannte Kalk- oder Dolomit-Berge, dazwischen schmale Täler mit scharfkantigem Abbruch. Es sind die Kanonas-Berge, in denen sich noch vor kurzer Zeit SWAPO-Banditen festgesetzt hatten, deren Auftrag es war, eine deutsche Farmers-Witwe in der Nähe mit ihren drei Kindern zu überfallen und zu töten. Das Erongo-Bataillon der Südwester hat diese SWAPO ausfindig gemacht und im Gefecht getötet. Im Schatten eines Mopane-Baumes am Straßenrand hockten zwei Schwarze, die beim Annähern unserer Staubsäule aufstanden. Sie winkten freundlich. »Wollen die mitgenommen werden?« fragte ich. Der Farmer verneinte. »Die gehören zur Farm Molkenhof, haben hier irgend etwas erledigt und werden dann von ihrem Farmer abgeholt. Die länger dienenden Schwarzen kennen wir hier alle wenigstens vom Ansehen. Diese zwei sind Hereros, die sich durch Scheren der Schafe zusätzlich etwas verdienen.« Das Omaruru-Rivier lag nun etwa 30 Kilometer hinter uns, bis Omatjette mögen es noch 60 Kilometer sein, da biegen wir nach Süden von der Sandpad ab. Wir hoppeln und schwingen über tiefe Furchen der Wagenspuren quer durch mit Mopane-Bäumen und Sträuchern bestandenem Busch. Hier und da überragt ein riesiger Kameldornbaum das Gehölz. Dann rollt und rutscht der Wagen abwärts in das ausgetrocknete Okandjou-Rivier, das quer durch die gleichnamige Farm unseres Gastgebers verläuft. Die dicht mit Gebüsch bestandenen Ränder des Riviers sind allenfalls zwei bis drei Meter hoch. Immerhin, nach den Schilderungen des Farmers müssen sich in der Regenzeit hier mitunter gewaltige Wassermassen entlang wälzen, die man durch Dämme für die Landwirtschaft zu verwerten sucht. An einem Wildzaun rechts des Weges hängt ein Kuduschädel mit seinem fast einem Meter hohen Geweih. Diese Trophäe markiert den inneren Bereich des Farmlandes. Nach etwa einem Kilometer sind wir am Tor der Farm Okandjou. Auf das Hupen des Farmers eilen zwei Schwarze herbei und schwenken das große Tor herum, so, daß wir hindurchfahren können. Wir sind am Ziel und halten direkt unter einem etwa sieben Meter hohen Kameldornbaum. »Herzlich willkommen auf Okandjou!« sagt Frau Bargen und streckt uns zum Empfang beide Hände entgegen. Eine freundliche gepflegte Frau in den fünfziger Jahren mit leicht angegrauten Haaren und dem gütigen Blick erfahrener Menschen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Auf Pad in Südwest. Ein Reisebegleiter durch Südwestafrika, von Udo Sauerbier.

Buchtitel: Auf Pad in Südwest
Untertitel: Ein Reisebegleiter durch Südwestafrika
Autor: Udo Sauerbier
Typ: Reisebericht
Selbstverlag
Mainz, 1982
Keine ISBN gemeldet
Originalkartoneinband, 15x22 cm, 224 Seiten, zahlreiche sw-Fotos

Sauerbier, Udo im Namibiana-Buchangebot

Auf Pad in Südwest. Ein Reisebegleiter durch Südwestafrika

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Antiquarischer Reisebericht: Auf Pad in Südwest. Ein Reisebegleiter durch Südwestafrika.

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