Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil, von August Kuhlmann

Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil, von August Kuhlmann. Verlag des Missionshauses Barmen, 1911

Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil, von August Kuhlmann. Verlag des Missionshauses Barmen, 1911

Ausführlich beschreibt Missionar August Kuhlmann im zweiten Teil seines Erlebnisberichts aus Deutsch-Südwestafrika, Auf Adlers Flügeln, seine Sicht auf den Ausbruch des Herero-Aufstandes im Januar 1904.

August Kuhlmann  

Eine Korrespondenz zwischen dem Rheinischen Missionar August Kuhlmann und dem Generalleutnant von Trotha

Otjimbingue, den 9. Februar 1905.
An Exzellenz Generalleutnant von Trotha in Windhuk.

Die Friedensverhandlungen sind hier in der Otjimbinguer Gegend anhaltend mit Erfolg begleitet; bis heute haben sich im ganzen an 300 Herero gestellt und ihre Gewehre abgeliefert. Es ist mir eine erfreuliche Wahrnehmung, daß die Leute wieder Vertrauen zu unsrer Regierung gewinnen und sich, wenn auch mit schwerem Herzen, so doch willig nach Karibib schicken lassen. Es würde nun für das Wohl unsrer Kolonie in Zukunft von großer Bedeutung fein, wenn die Herero, die die Strafwürdigkeit ihres kriegerischen Treibens stillschweigend anzuerkennen scheinen und ihr Tun durch furchtbare Verluste an Menschen und Vieh und ihres Landes hinreichend gesühnt glauben, jetzt nicht durch übermäßige Strenge in ihrem wiederkehrenden Vertrauen enttäuscht würden. Von weittragender Bedeutung wird nach mancher Seite hin die Frage sein, ob den Leuten ihr geringer Viehbestand, sofern er nicht aus geraubten Tieren besteht, bleiben kann oder nickt. Es sei mir gestattet in dieser Beziehung meine Wahrnehmung und Meinung mitzuteilen. Aus den Unterhandlungen mit den zurückgekehrten Herero gewann ich den Eindruck, daß diesem und jenem einige Tiere übrig geblieben sind, und es würden in Bezug auf das ganze Volk - und nach meiner begründeten Überzeugung find mehr Herero im Lande geblieben wie wir bisher annahmen - doch so viel sein, daß die arbeitsunfähigen Leute der verschiedenen Stämme vielleicht mit Hilfe von Gartenbau, zu dem außer ihren Frauen und Kindern ihnen etliche Knechte belassen werden könnten, ihren Unterhalt auf etwa zugewiesenen Reservaten finden würden. Damit würde abgesehen von andern wirtschaftlichen Vorteilen, die Ernährungsfrage der alten, schwachen und auch überschüssigen jungen Leute erheblich erleichtert werden. Bleibt es jedoch bei der bisherigen Forderung der Abgabe jeglichen Viehes, so erwachsen daraus bedeutende Schwierigkeiten und Nachteile, ein Teil der Herero schlachtet, bevor er sich stellt, die wenigen Kühe und Kälber ab, um feinen Hunger zu stillen und andere kommen überhaupt nicht, sondern verstecken sich mit dem Dieh an den Orten im Felde, wo sie für uns unerreichbar find. Ein Bote von hier machte die Mitteilung, daß 2 Werften mit Vieh unterwegs umgekehrt seien aus Furcht, daß ihnen ihr Vieh genommen würde. Auf ähnliche Hindernisse werden wir wohl überall im Lande stoßen, und es werden nur wenige Herero sein, die sich mit ihrem Vieh stellen. Dadurch entsteht aber für unsere Kolonie ein doppelter Schaden: Erstlich geht ihr ein guter Stamm Vieh verloren, und zweitens wird durch das Verbleiben der Herero im Felde die Unsicherheit im Lande auf lange Zeit sehr groß sein. Könnten wir von den Herero, die sich gestellt haben, Leute mit der Botschaft ins Feld schicken, daß das Vieh nicht genommen würde, so könnten wir vielleicht noch mehr erreichen wie bisher. Es dürfte von Interesse fein, was mir in dieser Beziehung ein recht verständiger Herero sagte: „Lehrer, wir haben fast alles verloren, und wir wissen, daß unser Land durch diesen Krieg des Kaisers Land geworden ist und daß wir, wenn es ein rechter Frieden werden soll, alle Gewehre abgeben müssen; wenn uns aber die wenigen Kühe, die uns geblieben find, gelassen werden könnten, so wäre das ein ondangi d. h. so würde uns das der Regierung zu grobem Dank verpflichten. Mit Hilfe der Kühe, deren Milch wir auch für unsre kleinen Kinder sehr nötig haben, mit Hilfe der Feldkoft, die uns unsre Frauen suchen würden, und mit Hilfe von Gartenbau würden wir uns zu ernähren suchen. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem zweiteiligen Buch: Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil, von August Kuhlmann.

Titel: Auf Adlers Flügeln (Zweiter Teil)
Autor: August Kuhlmann
Verlag des Missionshauses
Barmen, 1911
Originalbroschur, 13x19 cm, 90 Seiten, sw-Fotos

Kuhlmann, August im Namibiana-Buchangebot

Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil

Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil

Im zweiten Teil der Kriegserinnerungen Auf Adlers Flügeln, berichtet August Kuhlmann von den Jahren des Herero-Aufstandes.

Auf Adlers Flügeln. Erster Teil

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Dies ist der erste Teil der seltenen Erinnerungen von Missionar A. Kuhlmann, die unter dem Titel Auf Adlers Flügeln 1911 erschienen.

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