Ansiedler-Schicksale, von Helene von Falkenhausen

Ansiedler-Schicksale, von Helene von Falkenhausen. Peter's Antiques, Swakopmund, Namibia 1995, ISBN 9991670564 / ISBN 99916-705-6-4

Ansiedler-Schicksale, von Helene von Falkenhausen. Peter's Antiques, Swakopmund, Namibia 1995, ISBN 9991670564 / ISBN 99916-705-6-4

Aus dem erschütternden Lebensbericht der Helene von Falkenhausen in Deutsch-Südwestafrika, Ansiedler-Schicksale, beschreibt das folgende Kapitel die Geburt ihres zweiten Kindes im Jahr 1902, den Wohnhausbau und ein noch glückliches Familienleben.

Helene von Falkenhausen  

Etwa ein Jahr diente uns jenes kleine Haus zur Wohnung. Dort wurde uns am 22. April 1902 abermals ein Söhnchen geboren. Ein seltsames Himmelszeichen war an diesem Tage zu unseres Friedeis (das Kind erhielt nach seinem Vater den Namen Friedrich) Geburtsstunde zu sehen: eine Mondfinsternis, welche auch in Deutschland beobachtet wurde. Damals begegneten sich unsere Gedanken mit denen unserer Lieben daheim; denn in den nächsten Briefen schrieben unsere Angehörigen, daß sie beim Erblicken dieser Himmelserscheinung lebhaft an uns gedacht und sich gefragt hätten, ob wir sie wohl auch beobachteten, und denselben Gedanken hatte mein Mann damals ausgesprochen. Ich, die ich etwas abergläubisch bin, deutete dieses Ereignis so, daß dieses Kindchen, das ich so unendlich liebte, einer bedeutenden Zukunft entgegenginge. Es erlebte aber noch nicht seinen zweiten Geburtstag; nach namenlosen Qualen starb es mir auf unserer Reise nach Deutschland am 9. März. Dieses Geschöpfchen war meinem Herzen ganz besonders teuer; von Geburt an zarter, als unser stämmiger kleiner Alexander, bedurfte es gleich zuerst sorgsamerer Pflege als dieser. Es war, wie mein Mann scherzend sagte, mein spezielles Kindchen, während Axel nur für sein Vaterle Augen und Ohren hatte.Ich hatte in dieser Zeit viel mit Malaria zu kämpfen gehabt, und meine Kräfte waren sehr erschöpft; allein lange Schonung gab es nicht. Klein-Axels wegen mußten wir schon 2 Wochen später nach Windhoek fahren, und nach unserer Rückkehr war ich schwer krank. Während der Regenzeit im Hartebeesthause, wo das Wasser durch die von Termiten gefressenen Löcher in dem Segeldach wie durch ein Sieb in die Räume drang, und wir uns, nachdem wir durch Bedecken der Sachen und Unterstellen von Gefäßen unser Hab und Gut notdürftig geschützt hatten, eng zusammen um den Tisch setzten, gelobten wir einander, unter diesem leckenden Dach keine zweite derartige Regenzeit zu verbringen. Als dieselbe vorüber war, wurde mit Macht der Hausbau betrieben. Die Vorarbeiten waren bald soweit gediehen, daß, um mit dem eigentlichen Bau schneller vorwärts zu kommen, mein Mann einen Weißen zu Hilfe nahm. Dieser, sowie ein zweiter erwiesen sich leider als unbrauchbar. Erst kurz vor Beginn der nächsten Regenzeit gelang es meinem Mann, einen tüchtigen Maurer zu bekommen, und Weihnachten 1902 fand uns in dem neuen Hause. Hier fühlten wir uns wieder wie Menschen. Es bestand aus vier großen und sehr hohen Räumen; Schlafzimmer und Store bildeten den vorstehenden Giebelteil des Hauses, Wohnzimmer und Küche waren quer angebaut. Später beabsichtigte mein Mann einen ebensolchen Giebel an die andere Seite des Mittelbaues anfügen zulassen, und der Raum zwischen den Giebeln, vor den beiden Mittelzimmern sollte die Veranda werden. Mit welcher Seligkeit widmete ich mich in diesen Räumen meiner Hauswirtschaft! Es dauerte zwar lange, ehe wir eingerichtet waren; die häufige Abwesenheit meines Mannes, abermaliges längeres Krankenlager und sonstige Zwischenfälle hinderten mich daran. Dann, als ich die Gardinen aufmachen wollte, welche ich in einer Kiste aufbewahrt hatte, machte ich die unliebsame Entdeckung, daß sie durchweg von Termiten zerfressen waren und handgroße Löcher aufwiesen. Fast einen Monat hatte ich mit dem Stopfen der Gardinen nach deren Muster zu tun, was mir schließlich zu meiner Freude gut gelang. Die Termiten fügten uns häufig großen Schaden zu; über Nacht hatten sie in die Proviantsäcke Löcher hineingefressen, beim Heben entleerte sich dann der Inhalt. Sie verschonten nichts. Eines Tages fand ich ein Bild an der Wand derartig mit Lehm an dieser festgeklebt, daß es beim Lostrennen zerriß. [...]

Dies ist ein Auszug aus den Memoiren 'Ansiedler-Schicksale', von Helene von Falkenhausen.

Titel: Ansiedler-Schicksale
Untertitel: Elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika 1893–1904
Autorin: Helene von Falkenhausen
Verlag: Peter's Antiques
Swakopmund, Namibia 1995
Limitierte Auflage: 2000 Exemplare
Buchnummer: 0818
ISBN 9991670564 / ISBN 99916-705-6-4
Originalbroschur, 14 x 20 cm, 217 Seiten, einige sw-Abbildungen

von Falkenhausen, Helene im Namibiana-Buchangebot

Ansiedler-Schicksale

Ansiedler-Schicksale

Dies ist ein seltener Nachdruck des seltenen Originaltitels 'Ansiedler-Schicksale; Elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika 1893–1904'.

Ansiedler-Schicksale. Elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika 1893 – 1904

Ansiedler-Schicksale. Elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika 1893 – 1904

Die Autobiografie Ansiedler-Schicksale beschreibt das entbehrungsreiche Leben während elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika 1893-1904.