Angekommen in Afrika: Unsere Reise durch Namibia und Botswana, von Ursula Schon

Angekommen in Afrika: Unsere Reise durch Namibia und Botswana, von Ursula Schon.

Angekommen in Afrika: Unsere Reise durch Namibia und Botswana, von Ursula Schon.

Ursula Schon beschreibt in ihrem Buch Angekommen in Afrika ihre Eindrücke von Landschaften, Natur und Menschen während einer Reise durch Namibia und Botswana.

Ursula Schon  

[...] Ausgeschlafen und total entspannt verlassen wir am nächsten Morgen unser Dünenhäuschen, unser Auto macht heute Pause - wir auch. Von unserem Haus, auf Stelzen gebaut, damit keine ungebetenen Gäste irgendwann vor der Tür liegen, führt eine Holztreppe zurück in den Sand, der frisch geharkt und angefeuchtet einen Hauch von Zivilisation vermitteln soll. Fröhliche Stimmen in aller Frühe rund um unser Schlafzimmer hatten schon vermuten lassen, dass sich draußen Wichtiges ereignet. Man wagt kaum, dieses frisch geharkte „Sandbeet" zu betreten - Sand und sonst gar nichts - hätte es auch besser nicht getan, denn die feuchte, feinsandige Masse klebt wie Pattex an unseren Wanderschuhen und gibt ihnen ein verschämt gerötetes Aussehen. Der trockene pulverfeine Sand auf dem Weg zum alten Farmhaus tut noch ein Übriges und wir erscheinen mit dick panierten nein, nicht Schnitzeln sondern Schuhen zum morgendlichen Frühstück. Auch hier sind fleißige Hände damit beschäftigt, den Sand zu fegen und zu harken. Irgendjemand kommt daher, hinterlässt deutliche Spuren im Sand und die Prozedur beginnt von neuem: fegen, harken ... Der Mythos des alten Sisyphos lässt mal wieder grüßen! Auch auf den Farmen stets das gleiche Bild: Wie einst im fernen Europa die Vorfahren fein säuberlich den Hof kehrten, so soll es auch hier sein: Es wird gekehrt jeden Tag und immer wieder. Plötzlich ist man sich sicher: Einer der - stets dunkelhäutigen - guten Geister auf der Farm muss mit einem Besen in der Hand das Licht der Welt erblickt haben.

Beim Frühstück werden wir - trotz Büffet - noch von drei jungen Kellnern „bewacht", die sehnsüchtig darauf zu warten scheinen, dass unsere Kaffeetassen leer werden. Hier hat man für den Service immer reichlich Personal aus den verschiedenen Stämmen des Landes. Da die Löhne hierzulande sehr niedrig sind, können die Gastbetriebe und Farmen trotzdem rentabel arbeiten. Wenn drei Leute sich die Arbeit teilen, sinkt gleichzeitig die Arbeitslosenquote. Die afrikanische Variante des modernen Job-sharing! Doch der Tag besteht nicht nur aus - wenn auch stets willkommenen - Mahlzeiten! Fred, der Manager, drückt uns ein Blatt mit den markierten Wanderwegen in die Hand und los geht's. Wir wollen allerdings nur einen ganz kleinen Teil der Kalahari erwandern, denn mit über 1,6 Mill. Quadratkilometern erstreckt sie sich über neun Länder und ist die größte zusammenhängende Sandfläche der Welt.

Die größten Anteile haben Namibia, Südafrika und vor allem Botswana. Die Dünen sind bis zu 30 Meter hoch und wandern nicht, im Gegensatz zu den Dünen der Namib. Daher sind sie auch teilweise mit Grasbüscheln und einzelnen Akazien bewachsen. Die auffallend rötliche Farbe erhält der Sand durch eine dünne Schicht Eisenoxyd, die jedes einzelne Sandkorn umhüllt. Wir durchqueren eins der breiteren Dünentäler und stapfen tapfer die nächste Düne hoch und noch eine und noch eine...dann haben wir nicht mehr weitergezählt. Vom Dünenkamm jeweils das gleiche Bild: 100 bis 200 Meter weiter die nächste Düne - sonst nichts, keine Menschenseele weit und breit und auch keine „Tierseele". Vernünftige Kreaturen suchen jetzt, wenn die Mittagshitze die Wüste erfasst, ein bisschen Schatten irgendwo unter einem Kameldornbaum.

Leider können wir nicht wie Antilopen und Zebras lange Zeit ohne Wasser auskommen und da wir im Gegensatz zu den Löwen keine Beute machen, die uns mit ausreichend Flüssigkeit versorgen würde, müssen wir nun umkehren, denn unsere Wasservorräte sind tüchtig geschrumpft. Wenn wir jetzt weitergingen, kämen wir bestimmt - in einigen Wochen - nach Botswana. Doch eigentlich zieht es uns jetzt eher zurück in unsere schattige Behausung, wo wir, wie all unsere tierischen Verwandten hier draußen, eine ausgiebige mittägliche Siesta halten werden. Nach über zwei Stunden durch tiefen Sand werden uns unsere müden Füße bestimmt sehr dankbar sein.

Zurück in unserem Dünenhäuschen schalte ich die Klimaanlage ein und gönne meinen strapazierten Gliedmaßen die wohlverdiente Entspannung. Während ich in kleinen Schlucken frisches, kühles Wasser trinke - es gibt nichts Besseres gegen den Durst - , kommt mir so recht zum Bewusstsein, wie es den San ergangen sein muss, die einst in kleinen Sippen durch die Kalahari streiften, immer auf der Suche nach Wasser und Nahrung. Kein Geschöpf der Erde ist wahrscheinlich so geschickt darin Wasser aufzuspüren wie die San. Wenn sie kein Wasser finden, trinken auch sie die Körpersäfte ihrer Beutetiere. Eine kräftige Antilope liefert einer Familie Flüssigkeit für eine ganze Woche.

Eine noch bessere Quelle ihren Durst zu stillen sind für die San einige an das Wüstenklima angepasste Pflanzen: Tsama-Melonen, mit ihren tief reichenden purzeln und so groß wie kleine Kürbisse, reifen im Frühsommer, d.h. wenn die Trockenheit ihren Höhepunkt erreicht hat. Wild wachsende Rüben und Gurken ergeben ausgepresst einen Mund voll Saft. Kein Wunder, dass es nie eine größere Population der San geben konnte, denn der stete Wassermangel erlaubte den Sanfrauen nur etwa alle drei bis vier Jahre, ein Kind zu säugen und aufzuziehen. Da es aber keine funktionierende Geburtenkontrolle gab, kann man sich vorstellen, was mit den Babys geschah, die darüber hinaus geboren wurden. In den Reiseführern wird darüber tunlichst geschwiegen - kein Thema für Touristen in Urlaubsstimmung.

Bei der Farmrundfahrt am Nachmittag treffen wir auf drei wohlgenährte Gepardenmännchen, die über den Cheetah Conservation Found ihren Weg hierher fanden. Da es immer noch Farmer gibt, die Geparden erschießen, um ihren Viehbestand zu schützen, werden die hilflosen Kleinen dann oft bei einer Stiftung zum Schutz von Geparden abgegeben. Zwei von ihnen wurden mit gebrochenen Beinen aufgefunden, ohne menschliche Hilfe bald Beute von Löwen, Leoparden oder Hyänen. Mit wachen Raubkatzenaugen beobachten sie uns im offenen Landrover und schleichen, wenn wir stehen bleiben, erwartungsvoll um das Farmauto herum. Irgendwann steigt unser Guide aus und wirft ihnen größere Stücke frisches Wildfleisch hin. Die drei schnappen gierig danach und schleppen ihre „Beute" ein Stück weit weg, um sie vor den Artgenossen in Sicherheit zu bringen, denn auch bei Geparden hört spätestens bei der Nahrungsaufnahme die Freundschaft auf. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Angekommen in Afrika: Unsere Reise durch Namibia und Botswana, von Ursula Schon.

Titel: Angekommen in Afrika
Untertitel: Unsere Reise durch Namibia und Botswana
Autorin: Ursula Schon
Verlag: Monsenstein Und Vannerdat
Münster, 2011
ISBN 978-3-86991-242-4
Broschur, 12x18 cm, 166 Seiten, 40 Farbfotos

Schon, Ursula im Namibiana-Buchangebot

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Angekommen in Afrika beschreibt eine dreißig Tage währende Reise durch Namibia und Botswana.

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