Afrikas magische Fremdheit. Vom Kap diagonal bis Mauritius, von Harald Stöber

Afrikas magische Fremdheit. Vom Kap diagonal bis Mauritius, von Harald Stöber.

Afrikas magische Fremdheit. Vom Kap diagonal bis Mauritius, von Harald Stöber.

Der Journalist Harald Stöber bereiste die in seinem Buch ‚ Afrikas magische Fremdheit. Vom Kap diagonal bis Mauritius’ beschriebenen Länder in den späten 1980er Jahren. Als kritischer Autor hatte er besonders den Personenkult um die neuen schwarzen Führer und die politischen Rollen des europäischen Auslandes und der Kirchen aufs Korn genommen.

Harald Stöber  

Wo der Kapdoktor nicht nur für Xhosas weht

Unser erstes Reiseziel war die Republik Transkei, das Land der Xhosas und die eigentliche Heimat Nelson Mandelas, ein Land, das früher einmal von prächtigen Wäldern bestanden war und heute fast kahlgeschlagen ist. Quert der Reisende die Transkei, freut er sich über jeden Baum, den er entdeckt. Nach offiziellen Angaben leben in diesem zirka 44.500 Quadratkilometer großen Gebiet etwa 3 Millionen Menschen, von denen die Hälfte unter vierzehn Jahren alt ist (durchschnittliche Klassenstärke: 54 Schüler). Außerhalb der Transkei leben noch einmal knapp drei Millionen Xhosas, so dass dieses Volk rund sechs Millionen Köpfe zählt. Da das Bevölkerungswachstum bei zirka sechs Prozent p. a. liegt (das ist Weltrekord!), bedarf es keiner großen Phantasie sich vorzustellen, mit welch gewaltigen Problemen es hier die Verantwortlichen zu tun haben. Die Republik Transkei wurde auf eigenen Wunsch am 26. Oktober 1976 unabhängig, drängte jedoch nicht nach internationaler Anerkennung (wie übrigens auch die Republiken Venda, Ciskei und Bophuthatswana nicht). Die Größe der Transkei entspricht in etwa jener der Niederlande. - Das Parlament setzt sich aus 155 Mitgliedern zusammen, und das Kabinett (Military Council) unter Führung des erst 33-jährigen Holomisa aus vierzehn Ministern; 75 Parlamentarier werden gewählt, die übrigen sind Vertreter traditioneller Stammeshierarchien. „General" Holomisa putschte Ende 1989 mit der (nachgeschobenen) Begründung, dass sich sein bevölkerungsmäßig sehr junges Land an der Spitze keine verknöcherten Alten mehr leisten könne. Die politischen Opfer: G. M. N. Matanzima und seine Mannschaft. Der sich auf rund 1,5 Milliarden Rand belaufende Jahresetat wird zum größten Teil aus südafrikanischen (weißen) Quellen gespeist.

Es ist sattsam bekannt, dass aus vorwiegend ideologischen Gründen, deren Wirklichkeitsferne sprichwörtlich ist, das Homeland-System Südafrikas insbesondere von links orientierten Journalisten sowie mitschwimmenden Politikern und Diplomaten verteufelt wird, obwohl diese Leute selbst kaum je eines dieser Gebiete mit eigenen Augen gesehen haben, zumindest nicht „von unten". Oft genügen sogenannte authentische Briefe gewisser Freunde aus Soweto oder Alexandra, die in der Regel selbst schon längst entwurzelt oder durchkriminalisiert sind und demzufolge keinerlei Interesse an der Wahrheit haben. Durch ganz bewusste Verdrehungen der Tatsachen und strotzend vor Gehässigkeit zeichnen sich in der Regel nicht genannte „Spiegel"-Schreiber 'in Sachen Homelands' aus, die vom südlichen Afrika so wenig unter die Haut bekommen haben, wie ein lappländischer Elch.

Dieser blanke Unsinn, bei dem sich nicht zuletzt die Schwarzen hierzulande vor Schmerzen krümmen, liest sich auszugsweise so („Spiegel" 12/90): „Vier solche für Schwarze bestimmte Geisterrepubliken, durchweg öde und abgeschiedene Landstriche, entließ Weiß-Südafrika in eine Freiheit, die international nichts wert ist: Transkei, Ciskei, Bophuthatswana und Venda. Alle tragen sie den zynischen Namen ,Homeland', aber in Wirklichkeit sind sie Zwangskolonien. Die schwarzen Führer waren Vasallen des weißen Regimes, mit lediglich zwei Ausnahmen: Enos Mabuza und Dr. Buthelezi. Nun scheint der Albtraum der Schwarzen - die Apartheid - endgültig gescheitert, und die unabhängigen Republiken wollen zurück nach Südafrika.

Die Homelands waren ein Eckpfeiler der Apartheid, die Schwarzen (70 Prozent der Bevölkerung) sollten auf vierzehn Prozent des Territoriums zusammengepfercht leben. In den Homelands leben heutzutage vorwiegend Alte, Kranke und Kinder, und weniger als zwanzig Prozent der Homeland-Bevölkerung könnte sich innerhalb der Reservatsgrenzen ernähren. Nun besiegelt de Klerks Buren-Perestroika das Ende der alten Ordnung, und vielen Weißen graust vor der Zukunft. Rivalitäten unter den Schwarzen mögen für die blutigen Gemetzel untereinander ebenso eine Rolle spielen wie die allgemeine Verelendung durch die Apartheid. Jedenfalls gelang es dem ANC bislang nicht, die verzweifelten schwarzen Massen (!) davon zu überzeugen, dass Gewaltakte den Verhandlungsprozess eher erschweren!"

Dem Verfasser dieser verleumderischen Zeilen dürfte nicht einmal annähernd bewusst sein, dass er denjenigen, für deren Menschenrechte er angeblich eintritt, damit einen Bärendienst erwiesen hat; nur gut, dass hier kaum ein Schwarzer vom „Spiegel" etwas weiß. Es ist müßig, detailliert auf diesen Unsinn näher einzugehen, zumal jener Schreiberling vermutlich niemals „Afrika von unten" gesehen hat, nur so viel: Der Autor wird weder Venda, Transkei, Ciskei noch sonst ein Homeland wirklich kennen, denn dann hätte er es sich verkniffen, beispielsweise von öden und abgeschiedenen Landstrichen zu sprechen, in denen nur Alte, Kranke und Kinder leben. Auch hat er keinen der legitimierten Abgeordneten und auch keinen Minister gesprochen, die es sich verbeten hätten, dass ihre traditionellen Gebiete „Zwangskolonien" sein sollen. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch:  Afrikas magische Fremdheit. Vom Kap diagonal bis Mauritius, von Harald Stöber.

Buchtitel: Afrikas magische Fremdheit
Untertitel: Vom Kap diagonal bis Mauritius
Autor: Harald Stöber
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Leipzig, 2011
ISBN 9783862685103 / ISBN 978-3-86268-510-3
Broschur, 15x21 cm, 245 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos

Stöber, Harald im Namibiana-Buchangebot

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