Afrikanischer Heimatkalender 2008, von Andreas Vogt et al.

Afrikanischer Heimatkalender 2008 ISBN 9991677488 / ISBN 99916-774-8-8. Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (DELK)

Afrikanischer Heimatkalender 2008 ISBN 9991677488 / ISBN 99916-774-8-8. Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (DELK)

Neben dem Experten für Denkmalpflege, Dr. Andreas Vogt, haben für die Ausgabe Afrikanischer Heimatkalender 2008 weitere namhafte Autoren Beiträge geleistet.

Erich Hertel  Andreas Vogt  Manfred O. Hinz  Henning Melber  

Martin Eberhardt: Keine „Volksgemeinschaft" in Südwest. Die Deutschen in Südwestafrika und der Nationalsozialismus.

Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 und die folgende Beseitigung der demokratischen Ordnung der Weimarer Republik stieß unter den in Südwestafrika lebenden Deutschen auf viel Zustimmung. Der „Deutsche Verein" von Grootfontein machte sich Gedanken darüber, ob auch die Deutschen in der ehemaligen Kolonie Deutschlandlied und Horst-Wessel-Lied zusammen singen und dabei den rechten Arm zum Hitlergruß erheben sollten. Der Direktor der Swakopmunder höheren deutschen Schule kommentierte nach der Reichstagswahl vom März 1933, erstmals seit der „unglückseligen Revolution" von 1918 habe der Reichstag wieder eine nationale Mehrheit, und der Deutsche Verein von Kalkfeld veranstaltete anlässlich der Wiedereinführung der alten schwarz-weiß-roten Flagge eine gut besuchte Feier. Das Ende der Weimarer Republik war von vielen im seit 1919 von der Südafrikanischen Union verwalteten Mandatsgebiet Südwestafrika lebenden Deutschen geradezu herbeigesehnt worden. Das Völkerbundsmandat über die frühere deutsche Kolonie betrachteten die Deutschen als unrechtmäßig und als temporäres Übel. Die Hoffnung auf eine koloniale Revision hatten deshalb die allermeisten von ihnen nie aufgegeben, erwarteten sie jedoch nur von einer „nationalen Regierung", wie damals viele sagten, und nicht von der oftmals stillschweigend mit der angeblich kolonialfeindlichen Sozialdemokratie gleichgesetzten Republik. Dass 1924/25 trotzdem über 90 Prozent der damaligen deutschen Einwohner dem im „Londoner Abkommen" festgehaltenen Rat der Reichsregierung gefolgt waren und die britisch-südafrikanische Staatsangehörigkeit angenommen hatten, war nur ein taktischer Schritt gewesen, denn nur so konnten sie an den Wahlen zur „Legislative Assembly" teilnehmen und ihren Einfluss zur Geltung bringen. Zudem war die fremde Staatsangehörigkeit auf dem Wege einer „automatischen Naturalisation" erworben worden. Dies bedeutete, dass die deutsche Staatsbürgerschaft nicht aufgegeben werden musste, was den Glauben an eine Rückkehr des Landes unter deutsche Herrschaft förderte und bei vielen „Südwestern" zu der Überzeugung führte, staatsbürgerliche Loyalität gebe es nur zu Deutschland, nicht aber zu Südafrika. Hitler und seine Bewegung waren jedoch ein gänzlich ungeeigneter Adressat für die Hoffnungen der deutschen Siedler in der ehemaligen Kolonie. Gemäß seinem Grundplan, ein Bündnis mit England zu schließen, hatte Hitler dem klassischen Überseekolonialismus mehrfach eine klare Absage erteilt und die territoriale Expansion des Deutschen Reiches nach Osteuropa propagiert. Bei diesem kolonialen Desinteresse blieb es auch nach seiner Ernennung zum Reichskanzler. In mehreren Interviews versicherte Hitler, die früheren Kolonien nicht zurückhaben zu wollen, und selbst den 1934 stattfindenden Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Inbesitznahme der ersten deutschen Kolonien blieb er demonstrativ fern. Von der Ablehnung von Kolonien durch den neuen Reichskanzler nichts ahnend, zugleich aber von der NS-Machtübernahme in Deutschland ermutigt, griffen radikale Deutsche die Führung des als Partei der deutschen Bevölkerung fungierenden „Deutschen Bundes für Südwestafrika" (DB) an. Der Bund hatte seit 1928 unter seinem Vorsitzenden Albert Voigts eine kompromissorientierte Politik verfolgt, um so wesentliche Anliegen der Deutschen allmählich durchzusetzen. Dazu gehörten vor allem die Anerkennung von Deutsch als dritter Amtssprache und die erleichterte Einbürgerung derjenigen Deutschen, die seit 1924 neu eingewandert waren und daher nicht an den Wahlen zur „Legislative Assembly" teilnehmen konnten. Im „Kapstädter Abkommen" vom April 1932 hatte der Bund seine Ziele erreichen können. Nachdem in den folgenden Monaten Administration und südafrikanische Einwohner in wirtschaftspolitischen Fragen von Deutschen heftig attackiert worden waren, hatte sich die „Verenigde Nasionale Suidwes Party" aber wieder von der Vereinbarung zurückgezogen und die südafrikanische Regierung hatte das Abkommen auf Eis gelegt. (...)

Dies ist ein Auszug aus: Afrikanischer Heimatkalender 2008, von Dr. Andreas vogt et al.

Titel: Afrikanischer Heimatkalender 2008
Autoren: Erich Hertel; Henning Melber; Helgard Patemann; Manfred O. Hinz; Margarete von Schütz; Andreas Vogt; Albrecht Lötz; Oliver Roland; Susanne Rodriguez-Koffel; Martin Eberhardt; Ngeno-Zach Nakamhela; Reinhard Deichgräber
Herausgeber: Informationsausschuss der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia (DELK)
Windhoek, Namibia 2008
ISBN 9991677488 / ISBN 99916-774-8-8
Broschur, 17x24 cm, 116 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos

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