Afrika. Auf dem Weg nach Tinga Tinga, von Ralf Küttelwesch

Afrika. Auf dem Weg nach Tinga Tinga, von Ralf Küttelwesch. Factum Coloniae. Mittenwalde, 2009. ISBN 9783946878018 / ISBN 978-3-946878-01-8

Afrika. Auf dem Weg nach Tinga Tinga, von Ralf Küttelwesch. Factum Coloniae. Mittenwalde, 2009. ISBN 9783946878018 / ISBN 978-3-946878-01-8

Der folgende Auszug stammt aus der Einleitung zu Ralf Küttelweschs Reise- und Wanderbericht 'Afrika. Auf dem Weg nach Tinga Tinga'.

Es roch anders, ein eigentümlicher Geruch signalisierte: dies ist ein anderer Kontinent, und der ungewohnte Lichteinfall bestätigte: es ist Afrika, es ist der Äquator! Jedenfalls nicht weit weg davon. Vor dem Flughafengebäude in Nairobi standen Kamerad Petersen und ich und konnten uns der Angebote von Taxifahrern kaum erwehren. Wir feilschten und fuhren mit dem billigsten Anbieter in Richtung Innenstadt. Geld hatten wir wenig, atemlos wurde ich allerdings, als Kamerad Petersen am Tag vor dem Abflug vom Köln-Bonner Flughafen mit ganz genau gar keinem Geld in der Tasche und ohne Schlafsack bei mir auftauchte. Den Schlafsack konnte ich ihm borgen, Geld dagegen nicht. Das lieh sich Petersen von der Freundin eines Kameraden in der Nacht vor dem Abflug. So flog er also mit 400 D-Mark, einem geliehenen Schlafsack und einem ebenso geliehenen „Affen" und ich mit meinen zuvor verdienten 1200 DM Richtung Afrika. Da waren wir nun auf dem Weg nach Nairobi und auf der Suche nach einer billigen Unterkunft. Zur Vorbereitung der Reise hatte ich mir einen nicht mehr ganz aktuellen alternativen Reiseführer zugelegt. Die darin empfohlene „New Kenia Lodge" existierte aber noch. Hier nahmen wir Quartier und besuchten noch in der Ankunftsnacht ein in dem Reiseführer empfohlenes Lokal namens „Green Bar". Nach dem Eindruck der heruntergekommenen Herberge, in der nicht minder heruntergekommene Europäer und andere Weiße residierten, war die Besichtigung der Restauration ein weiterer Beweis dafür, daß wir wirklich preiswert reisten. Neben schwarzen Töchtern der Frau Potifah war der schmutzige Schankraum angefüllt mit Weißen, die wohl aus falsch verstandener Solidarität mit den armen Mohren in zerfetzten Jeans und barfuß auf dem völlig klebrigen und verdreckten Fußboden der Kneipe herumschlichen, je nach Temperament mit einer schwarzen Diane im Arm. Wir trugen Bundeswehrstiefel und fühlten uns damit, gemäß den Umständen, zumindest einigermaßen passend gekleidet, was das Schuhwerk betraf (zur Oberbekleidung später mehr), Rauschgift wurde in der Schänke frei gehandelt und von den weißen Gästen auch vor Ort konsumiert, Bier dagegen wurde am Tresen, der komplett von einem Gitter umgeben war, nur in Form einer Flasche für eine Person durch eine schmale Durchreiche abgegeben. Eine Runde zu schmeißen, war unter diesen Umständen natürlich unmöglich. Mit Blick auf unser schmales Salär und der Qualität der anwesenden Gäste kam uns aber der Gedanke daran auch nicht ansatzweise. Eine kleine Auseinandersetzung gab es noch, als wir uns jeweils eine Flasche Bier als Einschlafhilfe in unsere Unterkunft mitnehmen wollten. Abgesehen von der puritanisch scheinheiligen Vorschrift, in der Öffentlichkeit keinen Alkohol zu trinken und auch nicht zu transportieren, jedenfalls nicht erkennbar (Papptüte), ist das Flaschenpfand in Afrika eine ernste Angelegenheit. Es dient - nicht wie bei uns - tatsächlich dazu, die leeren Flaschen zur Wiederverwendung zurück an die abfüllende Brauerei zu liefern, oder auch nicht. Die Kunst, Glasflaschen herzustellen, ist in Afrika kein Allgemeingut und jede zerstörte Flasche muß aus Ubersee neu herangeschafft werden. Es war also nicht verwunderlich, daß uns mit Sturmgewehren ausgerüstete Miliz zur Herausgabe der wertvollen Getränkeverpackungen zwang. Die Nacht verlief unruhig. Am nächsten Morgen, im noch ungewohnten Sonnenlicht des afrikanischen Kontinents, besahen wir uns die ganze Bescherung unserer Umgebung. Der Rundgang begann damit, daß wir ein paar Schritte von unserem „Hotel" einen einige Meter hohen Müllberg besichtigten, der im Nahkampf von einigen Kindern mit dort beheimateten großen Ratten verteidigt wurde. Wir ließen uns einen Tag Zeit, um die bettelnden Kinder, Krüppel, Müllhalden und heruntergekommenen Geschäfte und Lokale zu besichtigen (die Kinder und Krüppel besichtigten uns). Das reichte, nur weg! Unser Ziel war eigentlich Südwestafrika und Südafrika, unser Reiseführer lockte uns aber zunächst Richtung Norden, genauer gesagt, nach Nordwesten. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Afrika. Auf dem Weg nach Tinga Tinga, von Ralf Küttelwesch.

Titel: Afrika
Untertitel: Auf dem Weg nach Tinga Tinga
Autor: Ralf Küttelwesch
Genre: Reisebericht
Verlag: Factum Coloniae
Mittenwalde, 2009
ISBN 9783946878018 / ISBN 978-3-946878-01-8
Kartoneinband, 11 x 15 cm, 120 Seiten, durchgehend bebildert

Küttelwesch, Ralf im Namibiana-Buchangebot

Afrika. Auf dem Weg nach Tinga Tinga

Afrika. Auf dem Weg nach Tinga Tinga

Afrika: Auf dem Weg nach Tinga Tinga ist eine Beschreibung einer Reise zweier Freunde durch Kenia, Tansania, Sambia, Simbabwe, Botswana und Namibia aus dem Jahr 1990.