Twyfelfontein (Krynauw, deutsche Ausgabe), von D. W. Krynauw

Twyfelfontein (Krynauw, deutsche Ausgabe von 1968), von D. W. Krynauw. Denkmalskommission von Südwestafrika,1968.

Twyfelfontein (Krynauw, deutsche Ausgabe von 1968), von D. W. Krynauw. Denkmalskommission von Südwestafrika,1968.

"Auch wenn jemand selbst dort war, fällt es ihm schwer zu glauben, daß hier in der Wüste, hier auf Twyfelfontein, vor Tausenden von Jahren Menschen und Tiere gelebt haben und auch heute noch versuchen zu leben. Und doch ist es so..." schrieb 1968 der Autor dieser Schrift, D. W. Krynauw.

Davon zeugen die hinterlassenen Kunstwerke auf dem roten Sandstein am Berghang, das einfache Häuschen von Herrn Levin am Fuß des Berges und auch der einsame weiße Ziegenbock oben auf dem Plato beim Steilabfall des Berges. Aber wir müssen sofort hinzufügen: Nur selten haben wir die Levins beim Häuschen angetroffen. Meistens waren sie auf Trekpad, denn auf Twyfelfontein war nicht viel für sie zu finden. Der einsame Ziegenbock ist sicher per Zufall zurückgeblieben, als Levin die Farm endgültig verlassen mußte, nachdem Twyfelfontein vom Staat angekauft worden war für die Entwicklung von Bantuheimatgebieten. Aber für andere Menschen, für Wissenschaftler und auch für uns Laien, gibt es da viel zu erleben; denn der Hang hinter dem Haus und andere Stellen in dem Tal sind voll von Felsgravierungen, großen und kleinen, mit Tieren, Menschen und symbolischen Zeichen. Was das Schönste ist? Man braucht nicht danach zu suchen, wenigstens auf der großen Terrasse nicht. Dort zwischen den Sandsteinblöcken gehl ein Mensch nur spazieren und schaut, als wenn er in einem Museum wäre. Vielleicht das bemerkenswerteste Schauspiel von Felsgravierungen in Afrika. Die Farm Twyfelfontein liegt ungefähr 35 Meilen nördlich des Brandberges in einem Tal zwischen schönen, aber kahlen Tafelbergen. Am Osthang des U-förmigen Tales liegt das einfache Farmhaus. Die Berghänge des Tales sind ein wildes Durcheinander von roten Sandsteinblöcken. Schon allein diese grotesken Felsformationen lohnen einen Besuch von Twyfelfontein. Außer den Felsen am Osthang hinter dem Farmhaus befinden sich auch am Westhang eine Anzahl Blöcke mit Felsgravierungen und -Zeichnungen. Wenn es gut geregnet hat, ist Twyfelfontein ein prächtiges grünes Tal. Von den Hängen des grossen U's laufen eine Menge kleiner Rivierrinnen. Sie vereinigen sich zu einem größeren Rivier, das nach ungefähr einer Meile in das Awahoabrivier mündet. In einem Trockenjahr ist das Tal kahl und dürr, und die Mopanebäumchen an den Rivierläufen hängen grau und schlaff. Erst nach längeren Unterhandlungen bekam Levin 1947 die Farm; denn, so hat die Regierung gemeint, wie konnte ein Mensch hier seinen Lebensunterhalt finden. Aber Levin hielt durch. Am Berghang, oberhalb der Stelle, wo er später sein Häuschen baute, war eine kleine Quelle, von den Bergdamaras, die früher einmal dort hausten, Uiais, eine Quelle, genannt, ohne ein weiteres kennzeichnendes Beiwort; denn bei dieser Quelle war nichts, nicht einmal Gras oder Binsen. Levin konnte nicht glauben, daß dieses Quellchen in den kommenden Jahren genug Wasser für Mensch und Tier liefern würde und gab daher der Farm den bezeichnenden Namen Twyfelfontein. Aber die Quelle ließ niemanden im Stich. Auch heute noch ist der dünne Wasserstrahl das einzige Wasser in jener Durststrecke, gerade genug für menschlichen Gebrauch, gerade genug, um den Kran unten beim Haus laufen zu lassen. Ein Stückchen entfernt vom Haus wurde später ein Bohrloch geschlagen und ein Reservoir gebaut. Aber das Wasser, das durch einen Windmotor gefördert wurde, war brackig und nur für die Tiere geeignet; den Menschen konnte es zu einem erfrischenden Bad verhelfen, wenn sie diesen abgelegenen Platz am Rande der Namib besuchten. Nur einmal hatten wir das Glück, Levin selbst auf Twyfelfontein anzutreffen. Das war im Jahre 1963. Es hatte dort gut geregnet, und die kahle, trockene Farm ohne Pflanzen- und Tierleben war jetzt ein Lustgarten. So weit man sehen konnte, wogte das Gras im Winde; Levin stand mit funkelnden Augen vor der Tür. Bei diesem Besuch lernten wir vieles besser verstehen. Unter solchen Bedingungen konnten die verschiedenen Tiere, von denen frühere Bewohner des Tales die Felsgravierungen in den Sandstein geritzt hatten, hier leben - Giraffen, Elefanten, Nashörner und die Löwen. Hinter den Felsblöcken konnten die früheren Bewohner, wer immer sie gewesen waren, Verstecke finden vor ihren Feinden. Sie konnten das Wild beobachten. Hier haben sie dann die Spuren ihrer Anwesenheit hinterlassen: alte Feuerstellen, Felsenverstecke, Steinwerkzeuge und natürlich auch die wenigen Felszeichnungen und die zahlreichen Felsgravierungen. Über die Entdeckung der Felsgravierungen von Twyfelfontein ist wenig bekannt. Wir konnten nur feststellen, daß der Landmesser Volkmann bereits in der deutschen Zeit von ihnen wußte. Erst nach dem zweiten Weltkrieg, als Twyfelfontein bereits eine Farm war, erregten sie wieder die Aufmerksamkeit, und wenn wir heute von Twyfelfontein sprechen, können wir es nicht tun, ohne die Namen Albert Viereck und J. Rudner zu nennen. Es war unser Mitglied Ernst Rudolph Scherz, das sich aufmachte, um die Sache zu untersuchen. Mit ihm war sein Freund Viereck, damals bereits bekannt für die Untersuchung archäologischer Funde auf seiner Farm Neuhof-Kowas. […]

Dies ist ein Auszug aus der Schrift: Twyfelfontein, von D. W. Krynauw.

Titel: Twyfelfontein (deutsche Ausgabe)
Untertitel: Zusammengestellt für die Historische Denkmalskommission von Südwestafrika von D. W. Krynauw
Autor: D. W. Krynauw
Übersetzung: Fritz Gaerdes
Herausgeber: Denkmalskommission von Südwestafrika
Südwestafrika, 1968
Originalbroschur, 15 x 24 cm, 36 Seiten, 15 sw-Fotos, 1 Kartenskizze

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