Kinderfarm-Briefe, von Ernst Ludwig Cramer

Kinderfarm-Briefe, von Ernst Ludwig Cramer. Rütten & Loening Verlag. Postsdam, 1942

Kinderfarm-Briefe, von Ernst Ludwig Cramer. Rütten & Loening Verlag. Postsdam, 1942

Getrennt von seiner Familie in Südwestafrika, schrieb Ernst Ludwig Cramer die "Kinderfarm-Briefe" nach seinem erfolgreichen Werk "Die Kinderfarm" im Jahr 1942.

Liebe deutsche Jungens und Mädels! Dieses Buch gehört wieder euch, wie auch die „Kinderfarm". Doch am Anfang der „Kinderfarm" steht, daß ich sie für euch geschrieben habe. Das kann ich von diesem Buch nicht so sagen. Diesmal habt ihr selbst es geschrieben, wenigstens zum allergrößten Teil. Und das Schöne dabei ist, daß ihr das gar nicht gewußt habt. Das entdeckt ihr erst jetzt, wenn ihr das Buch in die Hand nehmt. Eure Briefe sind darin abgedruckt. Wie ihr sie mir geschrieben habt. Nun, das merkt ihr ja selbst. Nichts, kein i-Tüpfelchen habe ich daran geändert. In den Briefen habt ihr mich viel gefragt. Ihr wolltet noch mehr wissen von Doris, Günter, Edda und Dietrich, von der Mutter und „was dem kleinen Helmut gefehlt" hatte, weil ihr ihn, wie ein kleines Mädchen schrieb, „so goldig" fandet. Ich habe nicht alle eure Briefe hier abdrucken können. Ich habe auch nicht etwa gedacht: Dieser Brief ist besser, und der andere ist nicht so gut. Für mich waren sie alle gleich schön. Das sollt ihr wissen. Daher habe ich Briefe von allen Ecken und Kanten unseres schönen, großen Vaterlandes ausgewählt. Vom Rhein und der Donau, von der Elbe und der Oder. Es kommen aber nun noch immer mehr Briefe an mich. Und wenn ich antworte, und ich antworte immer und habe daher überhaupt keine Freizeit mehr, dann fangen alle diese Kinder aus dem weiten deutschen Vaterland einen richtigen Briefwechsel mit mir an. Ich kann euch sagen, das ist reinweg doll. Aber ich kann in Zukunft nicht mehr allen antworten. So viel Zeit habe ich gar nicht. Das tut mir leid. Ich hätte es doch so sehr gerne getan. Und wenn ich es irgend kann, tue ich es trotzdem! Jawohl! Denn ihr, liebe Jungens und Mädels, habt mir mit euren Briefen eine große Freude gemacht. Ihr habt mir hier in Deutschland meine Kinder ersetzt. Ihr habt mir nicht nur geschrieben, ihr habt mir auch Feldpostpäckchen geschickt. Und Kärtchen hineingelegt wie dieses: […] So habe ich viele Päckchen bekommen, und ihr habt mir ein richtiges schönes Weihnachtsfest beschert. Dafür muß ich euch besonders danken. Da ihr nun alle so sehr gerne noch mehr von Afrika und der Kinderfarm wissen wollt, will ich euch in diesem Buch noch alles sagen, was ich weiß. Vom Juni 1939, wo ich nach Deutschland kam, bis zum Kriegsausbruch im September hat mir die Mutter noch Briefe geschrieben. Nach Kriegsausbruch kam am 6. Oktober 1939 nur noch das Telegramm mit der Nachricht von Helmuts Tod. Es stand nicht einmal darin, was Helmut gefehlt hatte; ich wußte es lange nicht. Dann kamen im Januar 1940 noch einmal drei kurze Briefe von der Mutter. Im März 1940 endlich zwei Briefe über Italien. Seitdem ist keine Nachricht mehr gekommen, bis heute nicht. Was in allen diesen Briefen der Mutter steht, werdet ihr in diesem Buch lesen. Und dann habt ihr alle nach mir gefragt, wo ich bin, was ich mache, wie lange ich Soldat bin. Und vieles mehr. Da werde ich euch also noch etwas von mir erzählen. Damit werde ich anfangen. Dann erzähle ich alles, was in den Briefen der Mutter steht. Und dann kommt das eigentliche, euer Buch, das ihr selbst geschrieben habt: eure eigenen Kinderfarm-Briefe. Ich habe sie euch ja alle beantwortet und habe euch in meinen Antworten viel erzählt. Nun, einen Teil dieser Antworten werdet ihr in diesem Buch wiederfinden. Und jetzt soll es beginnen. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Kinderfarm-Briefe, von Ernst Ludwig Cramer.

Titel: Kinderfarm-Briefe
Autor: Ernst Ludwig Cramer
Illustration: Heiner Rothfuchs
Genre: Autobiographie, Erinnerungen
Verlag: Rütten & Loening Verlag
Postsdam, 1942
Originalkarton, Originalschutzumschlag, 15 x 22 cm, 330 Seiten

Cramer, Ernst Ludwig im Namibiana-Buchangebot

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