Geschichten am Lagerfeuer, von Heinrich Vedder

Geschichten am Lagerfeuer, von Heinrich Vedder. Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft. Windhoek, Namibia 2002 ISBN 393685839X / ISBN 3-936858-39-X

Geschichten am Lagerfeuer, von Heinrich Vedder. Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft. Windhoek, Namibia 2002 ISBN 393685839X / ISBN 3-936858-39-X

Neben 'Geschichten am Lagerfeuer' hat Missionar Heinrich Vedder auch wissenschaftliche und geistliche Werke verfaßt.

Neben 'Geschichten am Lagerfeuer' hat Missionar Heinrich Vedder auch wissenschaftliche und geistliche Werke verfaßt.

Als Erzähler zu seiner Zeit weit bekannt und sehr beliebt, hat Missionar Heinrich Vedder hat auch sehr weltliche, stimmungsvolle Lagerfeuer-Geschichten über Land und Leute Südwestafrikas geschrieben. 'Geschichten am Lagerfeuer' ist ein zusammengefaßter Neudruck zweier früherer Werke und heute fast ebenso selten wie diese.

Das Lagerfeuer gehört mit zu den schönsten Erlebnissen in Afrika. Wer von Afrika erzählen will, muss am Lagerfeuer gesessen haben, mit guten Kameraden, die kurze Tabakspfeife unter der Nase, in den Augen den Widerschein des flackernden Feuers. Und über ihm muss die afrikanische Nacht gestanden haben und das Gefunkel der ewigen Sterne. Und der Wind muss leise im hohen Gras und über die Kuppen der Berge hin gesungen haben und in der Ferne hörst du ab und zu den Schakal oder sonst ein Tier der Weite und der Wildnis. Und dann - ja dann müsst ihr euch erzählen, denn ihr sitzt ja am Lagerfeuer! Der Tag ist hinter der Sonne her im Westen ins Meer gestiegen, das Tagewerk ist getan, war es nun Reiten und Jagen, Suchen und Forschen, Vergnügen oder Dienst. Mit dem Tage und mit der Sonne ging auch die Hitze; die Kühle kam, die Stille, der Frieden des Abends und der Nacht. „Nun reden lauter alle springenden Brunnen..." - ja, auch das Menschenherz verlangt nun nach Rede und Gegenrede, es schließt sich auf dem Freunde und Gefährten, es erzählt von seinen Gedanken und Wünschen, es grübelt an den Rätseln und Geheimnissen der Natur und des Lebens, es sinnt der Geschichte des weiten und herrlichen, des wilden und gefahrlichen Afrika und seiner Menschen nach, - und es freut sich der Anteilnahme des Gefährten. So trägt der Wind eure Rede und Gegenrede über die Steppe und in den Busch, von Zeit zu Zeit stopft ihr die Pfeifen, gebt ihr dem Feuer Nahrung, - zuweilen schweigt ihr auch und horcht nach dem Schritt eurer Pferde, nach dem Knistern des Feuers, nach dem Gespräch eurer Eingeborenenbegleiter dort am andern Feuer, - oder ihr horcht auch ins eigene Herz hinein, bis das Brünnlein der Rede wieder zu quellen beginnt. Nach einem heißen Tag und anstrengendem Ritt in den östlichen Randbergen der Namib kam ich abends mit meinem Freund, einem Farmer und Jäger, in freieres Gelände. Beim aufgehenden Mond fanden wir die Wasserstelle, aber - o Schreck für mich Stadtmenschen und Schreibtischhocker- sie war trocken! Zebras hatten daran herumgestampft und metertiefe Löcher gescharrt, aber auch sie hatten kein Wasser gefunden. Nach kurzer Beratung ging's weiter, um die Wasserstelle aufzusuchen, die erst am nächsten Tage erreicht werden sollte. Eine Hochfläche hinauf und dann hinein in ein wildes, schluchtenzerrissenes Gebirge. Der Mond mag sich über unsern müden Zug gewundert haben: voran mein Jägerfreund, dann ich, dann der Hund Wachtel, dann der Bergdama Isaak mit dem Packpferd, zuletzt ein Esel mit Tellereisen und Eingeborenenkost und als Schließender zu allerletzt Isaaks vierzehnjähriger Sohn, Acherub gerufen; wir Weißen zu Pferde, die Eingeborenen auf Eseln. Meine Feldflasche wurde immer leichter, die Kehle trotzdem immer trockener. Wo es besonders steil bergauf oder bergab ging, führten wir die Pferde. Eine Lust war's bestimmt nicht. Ich dachte: warum bist du nun ausgerechnet nach Afrika gegangen? - Mitternacht mag vorbei gewesen sein, da hielt mein Freund oben auf einer Höhe an und sagte: „Hier ist es." Und da hörte ich auf einmal unten im Grunde Frösche quaken und sah im Mondlicht offenes Wasser glitzern und hörte den Wind in den Kronen riesiger Feigenbäume rauschen. Nun ging's hinab ins Paradies. Neue Kraft strömte durch die Glieder. Die Sättel herunter, die Pferde gespannt, den Kochtopf heraus, Wasser geholt, - was waren das alles für herrliche Handgriffe! Schon loderte unter den uralten Feigenbäumen ein Lagerfeuer, Tee wurde gekocht. Reis und Konservenfleisch brodelte im Topf und in der Pfanne schmorte eine Springbockleber. Geredet wurde nur das Notwendigste, jeder hatte noch zuviel zu tun. Als das Mahl dann fertig war, wurden wir gesprächiger: Wir lobten stolz unser eigenes Werk. So ist der Mensch. Wenn ihm mal was gelungen ist, dann hat er oft nicht mehr Verstand als die Henne, die ein Ei gelegt hat und gackert. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Geschichten am Lagerfeuer, von Heinrich Vedder.

Titel: Geschichten am Lagerfeuer
Autoren: Heinrich Vedder et alt.
Verlag: Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft
Windhoek, Namibia 2002
ISBN 393685839X / ISBN 3-936858-39-X
Originalbroschur, 15 x 21 cm, 216 Seiten, 30 sw-Abbildungen

Vedder, Heinrich im Namibiana-Buchangebot

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