Die Sandwüste hat eine Zukunft. Tagebuch und Zeichnungen des Malers Ernst Vollbehr 1910, von Walter Moritz

Die Sandwüste hat eine Zukunft. Tagebuch und Zeichnungen des Malers Ernst Vollbehr 1910, von Walter Moritz.

Die Sandwüste hat eine Zukunft. Tagebuch und Zeichnungen des Malers Ernst Vollbehr 1910, von Walter Moritz.

Das Tagebuch des Malers Ernst Vollbehr und darin enthaltene Zeichnungen von 1910 sind der Inhalte des Beitrages Die Sandwüste hat eine Zukunft. Dies ist ein Auszug aus dem Kapitel: Lüderitzbucht mit seinen Diamantfeldern.

Also dies ist nun Süd-West, das da vor uns liegt - der Haupteinfuhrhafen Lüderitzbucht ! Öde, trostlose Wüstenküste. Einige weiße stille Dünen, die wie Wolken über der Küste erscheinen, oder durch den stets wandernden Dünensand mit dem Himmel in eins übergehen. Wir nahmen direkt Kurs auf Land. Dem Festland waren Inseln vorgelagert, durch die wir bald in den Hafen von Lüderitzbucht gelangten. Aus dem gewaltigen Panorama erhob sich das Wahrzeichen des Hafens, der Nautilusberg. Zu seinen Füßen hatte die Niederlassung Angra Pequena gestanden, die erste deutsche Kolonialstation, die der wagemutige Bremer Kaufmann Lüderitz dort geschaffen hatte. Alles, was er dort aufgebaut, ist verschwunden; nur der Friedhof, der in seiner unberührten Einsamkeit an den der Heimatlosen auf Sylt erinnert, gemahnt inmitten der gewaltigen Natur, umrauscht von dem ewig ruhelosen Meer, an die Stellen, wo einst das deutsche Hoheitszeichen, das eiserne Kreuz in schwarzweiß-rotem Banner, aufgepflanzt wurde. Hier ruhen die ersten Pioniere des „Deutschland über See" mit zahlreichen Angehörigen der deutschen Kriegsmarine vereint. Es ergeht mir, wie es vielen vor mir ergangen ist: Daß wir von diesem Lande Besitz ergriffen haben, will mir gar nicht in den Kopf. Erst später, als ich das Innere kennen lernte, verstand ich es. Ein Walfisch tummelte sich in den grünen Wellen, und aller Augen waren auf ihn gerichtet. Erst als die Anker in die Tiefe rasselten, hatten wir wieder Interesse für das plötzlich vor uns liegende Bild der auf Fels und Sand rasch aufstrebenden lebhaften Stadt Lüderitzbucht.

Diamantensucher: Als ich noch überlegend an Bord auf und ab ging, glaubte ich, daß alle bekannten und befreundeten Südwest-Afrikaner mir nochmals ins Ohr flüsterten, was sie mir alle miteinander gesagt: Ich solle nur ruhig ans Land gehen, denn unbeschreibliche Schönheiten von glühenden Sonnenuntergängen, von denen die Tafelberge und die Wüßte feurig erglühten, weite Fernblicke, große Eindrücke, sternenhelle, kühlungbringende Nächte, stille mondbeschienene Landschaften und gewaltige unberührte Gebirgszenerien würde ich zu schauen bekommen. Ich würde dann begreifen, warum unsere Afrikaner immer und immer wieder Sehnsucht nach diesem umwirtlich erscheinenden Lande hätten; ich würde das Heimweh der Offiziere und Mannschaften der Schutztruppe verstehen, die doch unsägliche Qualen dort erlitten hatten.

Jetzt hieß es Abschied nehmen von dem angenehmen Dampfer Gertrud Woermann, der mich drei volle Wochen beherbergt hatte, mit seiner Bequemlichkeit und der guten Verpflegung. In einer kleinen Dampfpinasse ging es an Land neuen Menschen, neuen Gegenden und neuen Gefahren, einem frischen Schaffen und Festhalten neuer Eindrücke entgegen. Vorerst ging's in die Arme des allgütigen Zolles. Ich Unglückswurm hatte einen Revolver bei mir, und damit ich diesen in der Kolonie tragen durfte, mußte ich mir auf recht umständlichem Wege einen Waffenführungsschein besorgen. Von Polizei zur Zollstation und wieder durch heißen Sand zurück pendelte ich einige Male hin und her - alles dem verflixten Ding zuliebe! 

In Lüderitzbucht sollte ich mich als Gast der Herren Woermann fühlen. Ich ging, richtiger stolperte über Eisenbahnschienen, durch tiefen Sand und Kohlenvorräte über Klippen - denn Straßen gibt es in Lüderitzbucht noch nicht - nach dem hochgelegenen, schönen Hause der Woermann-Linie. Dort war meine Ankunft schon angezeigt, und ich wurde von den jungen Angestellten der Linie freundlich empfangen. Ein schönes Zimmer, mit Aussicht auf die Haifischinsel und aufs Meer, stellte man mir zur Verfügung. Ich ließ mich gleich wohnlich nieder, heftete zum Schmuck Skizzen an die Wände und fühlte mich bald zwischen den jungen Leuten heimisch. Ein herrlicher Balkon bot mir Gelegenheit, den Hafen und die Stadt zu übersehen, und als die Sonne unterging und die ganze, mit feinem Sand angefüllte Atmosphäre und die Wüste beleuchtete, gab es so feine Stimmungen, daß ich wieder in meinem Elemente war und mich glücklich fühlte, dieser eigenartigen Natur gegenüber zu stehen.

Und auf diesem Balkon stand ich oft, meine Hauptbilder von Lüderitzbucht stammen von dort. Als Gast Woermanns hatte ich herrliche Gelegenheit, von einer Dampfpinasse aus die ganze Umgebung von Lüderitzbucht kennen zu lernen und sozusagen mein Atelier oft auf der Pinasse aufzuschlagen. Die jungen Leute der Linie hatten so großes Interesse für meine Tätigkeit, daß sie mich allenthalben mit hinnahmen und daß ich dadurch in kurzer Zeit das Charakteristische der Gegend kennen und lieben lernte. Wenn ich nicht auf der Dampfpinasse war, so saß ich zu Pferd und konnte daher große Strecken schnell zurücklegen. Bald war ich überall in Lüderitzbucht und seiner nächsten Umgebung gewesen. In vielen Bildern und Skizzen hatte ich die Eigentümlichkeiten der Stadt dargestellt. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Die Sandwüste hat eine Zukunft. Tagebuch und Zeichnungen des Malers Ernst Vollbehr 1910, von Walter Moritz.

Buchtitel: Die Sandwüste hat eine Zukunft
Untertitel: Tagebuch und Zeichnungen des Malers Ernst Vollbehr 1910
Herausgeber: Walter Moritz
Reihe: Aus alten Tagen in Südwest, Band 12
Selbstverlag
Werther, 1994
ISBN 99916-30-26-0
Broschur, 15x21 cm, 64 Seiten, 1 sw-Foto, 41 Zeichnungen

Moritz, Walter und Vollbehr, Ernst im Namibiana-Buchangebot

Bunte leuchtende Welt. Die Lebensfahrt des Malers Ernst Vollbehr

Bunte leuchtende Welt. Die Lebensfahrt des Malers Ernst Vollbehr

Ernst Vollbehr beschreibt in 'Bunte leuchtende Welt. Die Lebensfahrt des Malers Ernst Vollbehr' sein Künstlerleben und seine Reisen in aller Welt, auch in den damaligen deutschen Kolonien.

Der Krieg zwischen Herero und Deutschen aus Sicht der Herero

Der Krieg zwischen Herero und Deutschen aus Sicht der Herero

Krieg zwischen Herero und Deutschen aus Sicht der Herero. Nach Forschungen von Werner Andreas Wienecke und Dr. Theo Sundermeier1966 im Arminiuis-Reservat in Namibia.

Bildungs-Institute der Rheinischen Mission und der ELCRN in Namibia 1831-2022

Bildungs-Institute der Rheinischen Mission und der ELCRN in Namibia 1831-2022

Die Entwicklung der Ausbildung von Mitarbeitern und der Bildungs-Institute der Rheinischen Mission und der ELCRN in Namibia von 1831 bis 2022.

Khoekhoegowab. Die Namasprache rund um Missionar Johann Georg Krönlein aus Segnitz

Khoekhoegowab. Die Namasprache rund um Missionar Johann Georg Krönlein aus Segnitz

Historische und sprachliche Forschung zur Namasprache: Khoekhoegowab. Die Namasprache rund um Missionar Johann Georg Krönlein aus Segnitz.

Die Topnaar und die !Nara

Die Topnaar und die !Nara

Die Topnaar und die !Nara. Geschichte und Leben eines indigenen Namastammes in der Namibwüste.

Namibia: Entdeckungen, Expeditionen & Geschichten fürs Lagerfeuer

Namibia: Entdeckungen, Expeditionen & Geschichten fürs Lagerfeuer

Aus der landeskundlichen Reihe 'Auf Pad mit Konny': Namibia. Entdeckungen, Expeditionen & Geschichten fürs Lagerfeuer.

Stamps & Stories: 50 Stories of Namibia's Postage Stamps Vol 2

Stamps & Stories: 50 Stories of Namibia's Postage Stamps Vol 2

Stamps & Stories: 50 Stories of Namibia's Postage Stamps Vol 2 contains entertaining stories related to the images on Namibian postage stamps.

Autobibliografie unter besonderer Berücksichtigung der Afrikana in Namibia

Autobibliografie unter besonderer Berücksichtigung der Afrikana in Namibia

Mit einer Hinführung zur Entstehung von Büchern und Gedichten: Autobibliografie unter besonderer Berücksichtigung der Afrikana in Namibia.

Vom Paradies in die Wüste: 12 Jahre als Missionar in Namibia und Wupperthal/Südafrika

Vom Paradies in die Wüste: 12 Jahre als Missionar in Namibia und Wupperthal/Südafrika

"Vom Paradies in die Wüste" Biographischer und hsitorischer Bericht der Tätigkeit als Missionar in Namibia und Wupperthal/Südafrika.

Die Ravensberger Erweckungsbewegung und die Rheinische Mission

Die Ravensberger Erweckungsbewegung und die Rheinische Mission

Die Geschichte der Ravensberger Erweckungsbewegung in Bezug auf die Rheinische Mission in Südafrika und Südwestafrika/Namibia.

Der Beginn der Rheinischen Mission unter den Damara

Der Beginn der Rheinischen Mission unter den Damara

Der Beginn der Rheinischen Mission unter den Damara in Tsumamas, Gaub, Okombahe und anderen Plätzen in Südwestafrika.

Die Anfänge der Mission in Namibia

Die Anfänge der Mission in Namibia

„Die Anfänge der Mission in Namibia" erscheint als Heft 22 der Geschichtsreihe: „Aus alten Tagen in Südwest".

Stamps & Stories: 50 Geschichten zu Briefmarken-Motiven Namibias, Band 2

Stamps & Stories: 50 Geschichten zu Briefmarken-Motiven Namibias, Band 2

Band 2 der Reihe Stamps & Stories erzählt 50 Geschichten zu den Hintergründen der Briefmarken-Motive Namibias.

Vier Generationen Redecker in Namibia seit 1866

Vier Generationen Redecker in Namibia seit 1866

Diese Familienbiographie beschreibt detailliert und hochinteressant die wechselvolle Geschichte von vier Generationen der Redecker in Namibia seit 1866.

Jonker Afrikaner und Missionar Kleinschmidt zwischen Rehoboth und Otjimbingwe

Jonker Afrikaner und Missionar Kleinschmidt zwischen Rehoboth und Otjimbingwe

Tagebuch, Briefe, Berichte: Jonker Afrikaner und Missionar Kleinschmidt zwischen Rehoboth und Otjimbingwe 1839-1864.

Mennighüffener Missionar als Missionsstratege unter den Herero

Mennighüffener Missionar als Missionsstratege unter den Herero

Mennighüffener Missionar Gottlieb Viehe war in Otjimbingwe, Omaruru, Okahandja 1867-1901 als Missionsstratege unter den Herero tätig.

Namibia. Begegnungen - Erfahrungen - Erinnerungen

Namibia. Begegnungen - Erfahrungen - Erinnerungen

Sechs Jahre nach seinem Abschied aus Namibia, reist Pastor Walter Moritz 1978 erneut dorthin und berichtet von Veränderungen, Begegnungen, Erfahrungen und Erinnerungen.

150 Jahre Bünder Missionsfest

150 Jahre Bünder Missionsfest

Die lesenswerte Festschrift zum 150 Jahre-Jubiläum des Bünder Missionsfestes.

Auf dem Reitochsen quer durch’s südwestliche Afrika

Auf dem Reitochsen quer durch’s südwestliche Afrika

Missionar Schmelen (1811-1848) missionierte am Oranje, in Bethanien, Steinkopf und Komaggas. Er bereiste das südwestliche Afrika mit einem Reitochsen.

Einführung in die Geschichte Südwestafrikas von Heinrich Vedder

Einführung in die Geschichte Südwestafrikas von Heinrich Vedder

Dies ist eine Neuauflage von: Einführung in die Geschichte Südwestafrikas von Heinrich Vedder.

Ein Bielefelder Missionar als Pionier in Namibia

Ein Bielefelder Missionar als Pionier in Namibia

Franz Heinrich Vollmer war ein Bielefelder Missionar und Pionier im frühen Namibia. Dies sind sein Tagebuch und Briefe von 1853-1866.

Herero- und Namakrieg 1863-1870

Herero- und Namakrieg 1863-1870

Herero- und Namakrieg 1863-1870 sind die Erinnerungen an die Kriegswirren und die missionarische Friedensarbeit von Peter Heinrich Brincker.

Verwehte Spuren in der Namibwüste

Verwehte Spuren in der Namibwüste

In den Buch Verwehte Spuren in der Namibwüste berichtet Walter Moritz über alte Ansiedlungen am Kuiseb in Namibia.

Die Nara, das Brot der Wüste

Die Nara, das Brot der Wüste

Bericht über die Verwendung der Nara, einer in der Wüste wachsenden Frucht, bei den Topnaar in Namibia.

SWA-Fotos um 1900

SWA-Fotos um 1900

Hochwertige historische Fotos aus verschiedenen Landesteilen SWAs von G. Lange, um 1900.

Hermann H. Kreft

Hermann H. Kreft

Die Lebensgeschichte des Südwestafrika-Missionars alias Diamantenmissionars Hermann H. Kreft.

Dr. Heinrich Vedder

Dr. Heinrich Vedder

Die Lebensgeschichte des Südwestafrika-Missionars Dr. Heinrich Vedder. Vom Ravensberger Seidenweber zum berühmten Afrika-Missionar.

Die Swartboois in Rehoboth, Salem, Ameib und Franzfontein

Die Swartboois in Rehoboth, Salem, Ameib und Franzfontein

Zusammenfassende Darstellung der weit verstreuten schriftlichen Quellen zur Geschichte der Swartboois in Rehoboth, Salem, Ameib und Franzfontein.

Das älteste Schulbuch in Südwestafrika-Namibia

Das älteste Schulbuch in Südwestafrika-Namibia

Das älteste Schulbuch in Südwestafrika-Namibia wurde 1845 von Missionar H. C. Knudsen als Nama-Fibel geschrieben.

Scheppmannsdorf-Rooibank und die älteste Druckerei in Südwestafrika-Nambia

Scheppmannsdorf-Rooibank und die älteste Druckerei in Südwestafrika-Nambia

Die Geschichte des Ortes Scheppmannsdorf am Kuiseb, heute Rooibank, wo sich die älteste Druckerei in Nambia bzw. Südwestafrika befand.

Erkundungsreise ins Ovamboland 1857

Erkundungsreise ins Ovamboland 1857

Aus dem Tagebuch vollzieht der Leser die Erkundungsreise des Carl Hugo Hahn ins Ovamboland von 1857 nach.

Erlebnisse im Hereroaufstand 1904

Erlebnisse im Hereroaufstand 1904

Erlebnisse im Hereroaufstand 1904 bietet Aussagen von Zeitzeugen über die Rolle und das Verhalten der Mission und der Missionare während des Krieges.

Ababis: Erlebnisse eines Albert Voigts

Ababis: Erlebnisse eines Albert Voigts

Die gemeinsame Geschichte der Farm Ababis und des Albert Voigts in Südwestafrika.

Der Ochsenwagen erzählt

Der Ochsenwagen erzählt

Der Ochsenwagen erzählt ist eine Sammlung zeitgenössischer Erlebnisberichte über das Reisen mit dem ehemals wichtigsten Transportmittel Südwestafrikas.

Umfassende Bibliographie der Völker Namibiens und Südwestangolas, Band 1 und 2

Umfassende Bibliographie der Völker Namibiens und Südwestangolas, Band 1 und 2

Dieses Standardwerk schloß mit seinem Erscheinen eine empfindliche Lücke

Die Sandwüste hat eine Zukunft. Tagebuch und Zeichnungen des Malers Ernst Vollbehr 1910

Die Sandwüste hat eine Zukunft. Tagebuch und Zeichnungen des Malers Ernst Vollbehr 1910

Das Tagebuch des Malers Ernst Vollbehr und darin enthaltene Zeichnungen von 1910 sind der Inhalte des Beitrages Die Sandwüste hat eine Zukunft.