Deutsch-Südwest-Afrika. Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893, von Curt von Francois.

Deutsch-Südwest-Afrika. Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893, von Curt von Francois.

Deutsch-Südwest-Afrika. Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893, von Curt von Francois.

Curt von Francois, früherer Kommandeur der Schutztruppe und Landeshauptmann von Deutsch-Südwestafrika schreibt im zweiten Kapitel seines Buches Deutsch-Südwest-Afrika, Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi im April 1893:

Die deutsche Besitzergreifung bis zur Vertreibung der Beamten aus dem Hererolande

1882 hatte Lüderitz ein Geschäft in Angra Pequena errichtet und sich um den Schutz der Reichsregierung beworben. Graf Herbert Bismarck machte von dieser Niederlassung im Februar 1883 in London Mitteilung, um festzustellen, ob England in jenen Gebieten Hoheitsrechte auszuüben beabsichtige. Lord Granville antwortete ausweichend. Er wolle erst genaue Angaben über die zu schützenden Orte haben, ehe er eine bestimmte Antwort geben könne. Er war aber der Ansicht, dass Ansprüche einer fremden Macht in die legitimen Rechte Englands auf diese Küste eingreifen würden. Unser Auswärtiges Amt gab darauf die Erwiderung, dass es diese Auffassung nicht teilen könne. Unterdessen hatte Lüderitz am 1. Mai I883 durch seinen Bevollmächtigten, Vogelsang, durch Kaufvertrag von dem Kapitän Josef Frederic von Bethanien Angra Pequena und alles Land 5 deutsche Meilen im Umkreise erworben für 2000 Mark in Gütern und 200 Gewehre mit Zubehör. Am 25. August 1883 verschrieb Josef Frederic von Bethanien für 500 £ und 50 englische Gewehre einen 20 Meilen breiten Küstenstreifen vom Oranje bis zum 26,0 südlicher Breite, also ein Gebiet von 900 geographischen Quadratmeilen, an Lüderitz. Da Lüderitz ganz besonders an den der Küste vorliegenden Guanoinseln gelegen sein musste, diese aber von dem Engländer Spence abgebaut wurden, reiste er zur Vertretung seiner neu erworbenen Rechte im August 1883 nach Kapstadt. Mit ihm ging dorthin die Anweisung des Auswärtigen Amtes an den deutschen Konsul Lippert, die Ausübung des konsularischen Schutzes über die Besitzungen von Lüderitz zu übernehmen. In Kapstadt wurde Lüderitz mitgeteilt, dass England schon längst von 11 herrenlosen Inseln an jener Küste Besitz ergriffen und dieselben an Kapitän Spence zur Ausbeutung der Guanolager verpachtet habe. Damit ging der wertvollste Teil des Lüderitzschen Besitzes verloren. Lüderitz besah sich darauf seine Besitzungen, durfte persönlich im März 1884 dem Fürsten Bismarck über seine Aufnahme in Kapstadt, seine Erwartungen, Hoffnungen und Absichten vortragen und erlangte den Beifall Sr. Durchlaucht des Reichskanzlers. Als nächste Folge seiner Audienz ging am 24. April 1884 an den deutschen Konsul in Kapstadt folgendes Telegramm ab:

„Nach Mitteilung des Herrn Lüderitz zweifelten die Kolonialbehörden, ob seine Erwerbungen nördlich des Oranje Anspruch auf deutschen Schutz haben. Sie wollen amtlich erklären, dass er und seine Niederlassungen unter dem Schutze des Deutschen Reiches stehen.“ gez. Bismarck.

Um alle Zweifel der englischen Regierung zu heben und die Proteste der Kapregierung abzuschneiden, wurden die Korvetten „Elisabet“, Kapitän zur See Schering, „Leipzig“, Kapitän zur See Herbig, und Kanonenboot „Wolf“, Korvettenkapitän von Raven, beauftragt, die Küste vom Oranje-Fluss nordwärts bis Kap Frio, das englische Walfischbaygebiet ausgeschlossen, unter den Schutz des Deutschen Reiches zu stellen. In Ausführung dieses Auftrages wurde Anfang August 1884 vom Korvettenkapitän von Raven in Sandwichshafen, an der Swakopmündung und bei Kap Frio die deutsche Flagge gehisst und wurden Grenzpfähle aufgestellt. Am 6. August 1884 wurde vom Kapitän zur See Herbig die deutsche Flagge in Angra Pequena gehisst und folgendes Schriftstück verlesen:

„Seine Majestät der deutsche Kaiser Wilhelm L, König von Preussen, haben mir befohlen, mit Allerhöchstderen gedeckter Korvette „Elisabet“ nach Angra Pequena zu fahren und das dem Herrn Lüderitz gehörige Territorium an der Westküste Afrikas unter den direkten Schutz Seiner Majestät zu stellen. Das Territorium des Herrn Lüderitz wird nach den amtlichen Mitteilungen als sich erstreckend von dem Nordufer des Oranje-Flusses bis zum 26.0 Südbreite, 20 geographische Meilen landeinwärts angenommen, einschliesslich der nach dem Völkerrecht dazu gehörigen Inseln.“

Lüderitz dehnte nun seine Besitzungen schnell aus. Seine Agenten Vogelsang, Belck, Israel und Pohle kauften 1884 und 1885 Gerechtsame auf Minenabbau und Handelsbetrieb von Piet Heibib im Topnaar-Gebiet, Euxamab im Kaokofeld, Jan Afrikaner im Windhoeker Bezirk, von den Bersabahottentotten, von dem Häuptling von Hoakhanas und von den Bastards von Rehoboth. Nacheinander wurden entsandt, drei Expeditionen unter Prescher, Dr. Höpfner, Direktor Pohle und Dr. Hans Schinz, welche Erze suchen, deren Abbau vorbereiten, sowie untersuchen sollten, welche anderen Nutzungswerte das Land böte. Vogelsang hatte die kaufmännische Leitung und Faktoreien in Angra Pequena, Guibis, später in Aus und Bethanien einzurichten. Das bedeutende Vermögen von Lüderitz schmolz bei diesen höchst kostspieligen Unternehmungen rasch dahin. Die Nichtauffindung abbauwürdiger Erze schnitt dem Unternehmen von vornherein den Lebensfaden ab. Der Handel warf gar nichts ab, sondern verschlang Unsummen durch kostspielige Anlage der Verkaufshäuser, Mangel an Kunden, und durch die hohen Gehälter der Angestellten. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Deutsch-Südwest-Afrika. Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893, von Curt von Francois.

Buchtitel: Deutsch-Südwest-Afrika
Untertitel: Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893
Autor: Curt von Francois
Verlag: Dietrich Reimer (Ernst Vohsen)
Berlin, 1899

von Francois, Curt im Namibiana-Buchangebot

Deutsch-Südwest-Afrika. Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893

Deutsch-Südwest-Afrika. Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893

Dies ist ein von Peter Haller in Namibia verfertigter, hochwertiger Nachdruck des sehr seltenen Originalwerks 'Deutsch-Südwest-Afrika. Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893' von Curt von Francois.

Weitere Buchempfehlungen

Voels van die Nasionale Etoshawildtuin

Voels van die Nasionale Etoshawildtuin

Die bekende boekie Voels van die Nasionale Etoshawildtuin word deur R. A. C. Jensen en C. F. Clinning geskryf.

Deutsch-Südafrika im 25. Jahr Deutscher Schutzherrschaft

Deutsch-Südafrika im 25. Jahr Deutscher Schutzherrschaft

Mit Deutsch-Südafrika meint der Autor Wilhelm Külz Südwestafrika und beschreibt dessen Geschichte in diesem seltenen Buch bis zum Jahr 1909.

Von der Sandbüchse zum Post- und Telegraphenland

Von der Sandbüchse zum Post- und Telegraphenland

Der Aufbau des Kommunikationsnetzwerks in Deutsch-Südwestafrika 1884-1915