Der Ochsenwagen erzählt, von Walter Moritz

Der Ochsenwagen erzählt, von Walter Moritz. Reisen in Südwestafrika.

Der Ochsenwagen erzählt, von Walter Moritz. Reisen in Südwestafrika.

In seiner Einleitung über das Pionierfahrzeug Südwestafrikas, dem Ochsenwagen, erzählt Walter Moritz und berichten Zeitzeugen über Fluch und Segen des Reisens mit dem tonnenschweren Gefährt.

Im Museum in Swakopmund steht er, der ehrwürdige alte Ochsenwagen, beladen mit Kisten und Kasten, mit Wasserfaß und Eisentöpfen behangen, als ob er noch heute losfahren wollte. Doch das würden die Menschen nicht zulassen; denn die schönen Teerstraßen könnten beschädigt werden, die sich von Kapstadt bis hin in den hohen Norden von Südwestafrika hinaufziehen. Als Schmelen 1823/24 die verschiedenen Nama-Stämme besuchen wollte, hatte er auch einen Ochsenwagen zur Verfügung. Die Buschleute dachten, das sei ein Schiff, das auf dem Lande fährt, und flüchteten vor ihm. Doch eins der Räder konnte die Stöße der Steine und Stöcke in dem noch ungebahnten Land nicht aushalten, und Schmelen mußte mit seinen 80 Begleitern auf Reitochsen weiterziehen. Die Namas gaben ihm eines Tages Bescheid, daß er nach seinem „großen Ochsen" (dem Wagen) sehen sollte, der immer auf derselben Stelle stehen blieb, nicht frißt und ein Bein (Rad) gebrochen hat. Andere fragten ihn, auf welchen Bäumen solche Räder wachsen.

Wie weit war der Weg, als die Herero-Missionare mit dem Ochsenwagen den Oranje überquerend, das ausgedehnte Gebiet des Namalandes durchstreiften. Ein Brief von Kapstadt bis zu der ersten Station im Hererolande, Otjikango, brauchte fünf bis sechs Monate. Wenn einer der Missionare Proviant von Kapstadt holen mußte, dauerte diese Reise fast ein Jahr, ehe er seine wartenden Kollegen im Hereroland wieder erreichte. Die eingekauften Lebensmittel waren dann nach der langen Reise zum großen Teil schon wieder verbraucht. Eine große Erleichterung bedeutete es, als die Rheinische Mission alle zwei Jahre ein Schiff charterte, das in Walvisbaai ankerte und Proviant und Briefe für die Missionare im Hereroland brachte. Scheppmannsdorf wurde der Umschlagplatz für die Güter. Später kam dann alle zwei Monate ein Schiff. Walvisbaai war das Eingangstor zum Hereroland, während Port Nolloth das Tor zum Namaland war. Dort sammelte sich der Ochsenwagen-Zug. Jeder Neuankommende bewunderte die Größe und Stärke des Ochsenwagens, der damals 2000 Mark kostete, und die lange Reihe der 18 Rinder, die paarweise zu 9 Jochen vor demselben Gespann waren.

Der Wagen mußte gleichsam ein ganzes Haus ersetzen. Bett und Gefäße, Tischgeräte in den Vorder- und Seitenkisten, große Wasserfässer und vieles andere mehr machten den Ochsenwagen zu einem wandernden Hotel. Wenn alles zur Abreise fertig war, schwang der Treiber seine Peitsche und rief: "Trek! Trek!", und so begann die schwierige Reise. Sechs bis acht Paar Ochsen sind an einem langen Trek-Tau, wobei das vorderste Paar von einem Jungen geleitet wird (Touleier), und das letzte Paar an der Deichsel fest ist. Da das Tau natürlich biegsam ist, und meist nur die drei und vier letzten Paare wirklich straff anziehen, so bildet die Ochsen-Linie die schönste und malerischste Schlangenlinie, wie Büttner es beschreibt. Denn der Leiter sucht sich mit dem Vorochsenpaar irgendeine Lücke zwischen den Büschen, und wenn er um den hindernden Busch herum ist, sucht er natürlich wieder die allgemeine gerade Richtung einzunehmen.

Die mittleren Ochsen können nun dem Busch nicht mehr ausweichen, sondern müssen wohl oder übel durch die Dornen hindurch, bis denn die schweren Wagenräder das Werk vollenden und den Busch niederbrechen.In den allerverzweifelsten Fällen kann aber nur die Axt helfen, besonders wenn die Ochsen nicht gut eingefahren sind und sich nicht damit zufriedengeben, so durch die Büsche gehen zu müssen, sondern rechts oder links auszubrechen versuchen. Das ist ein Anblick zum Erbarmen, wenn dann so ein starker niedergebogener Busch mit seinen scharfen Dornen den Ochsen unter dem Bauch wegfährt, aber in der Wüste darf man nicht viel Federlesens machen, so langsam alles vor sich geht, darf keine Zeit versäumt werden, weil die Wasserplätze so weit von einander entfernt sind. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Der Ochsenwagen erzählt, von Walter Moritz.

Buchtitel: Der Ochsenwagen erzählt
Herausgeber: Walter Moritz
Reihe: Aus alten Tagen in Südwest, Band 1
Selbstverlag
6. Auflage, Werther 1996
ISBN 062000245-X
Broschur, 15x21 cm, 31 cm, 9 sw-Fotos

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