Auf dem Reitochsen quer durch’s südwestliche Afrika, von Walter Moritz

Auf dem Reitochsen quer durch’s südwestliche Afrika, von Walter Moritz.

Auf dem Reitochsen quer durch’s südwestliche Afrika, von Walter Moritz.

Missionar Johann Heinrich Schmelen, ritt mit einem Reitochsen durch’s südwestliche Afrika, einem zu seiner Zeit noch durchaus üblichen Verkehrsmittel. Walter Moritz beschreibt seine Lebensgeschichte.

Unter dem Namastamm der Topnaar bei Walvisbaai habe ich von 1965-1972 als Geistlicher gearbeitet. Der Platz, wo 1845 die Station Rooibank/Schwppmannsdorf gegründet wurde, war gleichsam ein Ziel des Pioniers im südlichen Afrika. Schmelen kam 1825 hierher und schlug die Gründung einer Missionsstation vor, da Wasser, Weide und reichlich Holz vorhanden war. Schmelen strebte zu den Namas (Khoe-khoe) in nördlicher Richtung, wir dagegen sollten auf unserer Reise vom Norden her im Süden Spuren Schmelens aufspüren. Schmelen ritt damals auf einem Reitochsen, wir dagegen fuhren mit einem VW-Bus, bepackt mit Wasserbehältern, Benzin und der nötigen Verpflegung. So ging es im September 1970 quer durch die Namibwüste. Schmelen hatte damals kein Brot zum Essen, die Springböcke in der Namib dienten ihm als Nahrung. Er ritt auf einem Reitochsen. Sein Karos, seine Felldecke, diente ihm tagsüber als Sattel und nachts als Schlafdecke. Wir dagegen hatten unseren Bulli so eingerichtet, daß wir bequem darin schlafen konnten. Für uns waren es Tage, für Schmelen waren es Wochen, ja Monate, in denen er das Land durchquerte.

Bethanien war der Ort, wo wir das Schmelen-Haus bewunderten, das als Museum eingerichtet war. 1814 kam Schmelen hierher und errichtete 1819 das erste Steinhaus im damaligen Südwest. In den Reports of Mr. Schmelen in Great Namaqualand 1819 fand ich folgende handschriftliche Zeilen in Englisch, die ich zu übersetzen versuche: "Im Januar fing ich an, mit Hilfe meiner Leute ein Haus für mich zu bauen und hatte es im April fertig. Die Hölzer, die brauchbar sind, sind weit und schweirig zu bekommen. Da Bethanien eine Menge von ausgezeichneten Steinen für Häuser hat, versuchte ich, die Wände daraus zu machen. Es ist bemerkenswert, die verschiedenen Arten von Steinen zu sehen, die hier gefunden werden. Wir können hier Steine beinahe von jeder Form finden, Steine (stone planks), ein oder zwei Zoll dick, ein oder zwei Fuß breit."

In Klein Namaqualand hatte Schmelen beobachtet, daß Farmer dort in einem Vlei (Pfanne, wo zeitweilig Wasser steht) Korn anbauen. Er schreibt in demselben Bericht: "Da wir verschiedene solche Vleis in der Nähe Bethaniens haben, machte ich den Versuch mit meinen Leuten, ein Stück Land von Büschen und Bäumen zu säubern, machte einen Zaun darum und brach den Boden auf: Ich versuchte, ein wenig Korn zu sähen, Gerste und Roggen. Dies wurde nur im Januar gensacht, aber jetzt war nicht unsere eigentliche Saison. Gewöhnlich beginnt man im März oder April. Die Luft und die Regensaison zwischen Groß- und Klein Namaqualand ist verschieden. Unsere Regenzeit hier geht bis März oder April. Um diese Zeit beginnt die Regenzeit im Klein-Namaqualand, gerade zu der Zeit, wenn man hier zu pflügen beginnt."

Von Bethanien aus ging unsere Reise weiter, wir überquerten den Oranje (in der Namasprache Garib) und machten in Steinkopf Station. Dieser Ort ist nach Schmelens geistlichem Vater in London genannt. Es war Blütezeit im September, einer der schönsten Monate. Hunderte von Kilometern nur Blumen über Blumen. Noch nie habe ich an meinem Geburtstag so viele Blumen gesehen. Doch kann es hier auch trostlose Trockenheit geben. Ein Abstecher in westlicher Richtung bringt uns nach Komaggas im KleinNamaland. Auch hier hat Schmelen gewirkt. Erfürchtig stehen wir vor seinem Grabstein aus weißem Marmor und lesen die Worte:

Dem Andenken des Missionars der Klein- und Großnamaqua
Johann Heinrich Schmelen
geb. 7. Jan. 1777 zu Kassebruch bei Bremen
gest. 26. Juli 1848 zu Komaggas

Neben ihm liegt das Grab von seiner 2. Frau Elisabeth Maria geb. Bann, die er 1832 heiratete und die vier Monate nach ihm am 14.11.1848, starb. Seiner ersten Frau, Zara Schmelen, die kurz nach der Herausgabe der vier Evangelien (1831) heimging, ist inzwischen ein ganzes Buch gewidmet. Schon seit den 70iger Jahren bei der Einrichtung des Archivs der Rheinischen Mission (heute ELCRN) in Windhoek, sammelte ich Material über Schmelen. Dort stieß ich auf handschriftliche Aufzeichnungen von Missionar G. Meyer. die teils in der “Heimat", Beilage zur AZ. veröffentlicht wurden (1928).

Schmelens Evangelien, sein Fragebüchlein und andere Handschriften fand ich in der Grey Collection in der öffentlichen Bibliothek in Kapstadt. Sein Brief an die Rheinische Mission von 1831 und 1938 befindet sich im Archiv der Rheinischen Mission in Wuppertal (jetzt VEM), wo auch andere Aufzeichnungen der Missionare aufbewahrt werden. (Es heißt heute: Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal). Dankenswerter Weise stellte mir Frau Dr. Schmidt ihre Kopien aus den Tagebüchern von Schmelen zur Verfügung, die sich in London im Archiv der School of Oriental and African Studies befinden. Weitere Literatur ist hinten genannt bzw. in den Anmerkungen zu finden.

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Auf dem Reitochsen quer durch’s südwestliche Afrika, von Walter Moritz.

Buchtitel: Auf dem Reitochsen quer durch’s südwestliche Afrika
Untertitel: Missionar Schmelen, ein Pionier der Sprache der Nama (1811-1848) am Oranje, in Bethanien, Steinkopf und Komaggas
Autor: Walter Moritz
Reihe: Aus alten Tagen in Südwest, Band 17
Selbstverlag
Werther, 2004
ISBN 9991663304
Broschur, 15 x21 cm, 60 Seiten, 52 sw- Fotos und 1 Karte

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