Anlässe, Ausklang und Opfer des Hottentottenkrieges, von A. Wilhelm Steffan et al.

Anlässe, Ausklang und Opfer des Hottentottenkrieges, von A. Wilhelm Steffan et al. Schriftenreihe zur Förderung geschichts-, kultur- und naturwissenschaftlicher Forschung im Bereich der ehemaligen deutschen Einfluß- und Schutzgebiete in Übersee. 5. Jahrgang, Heft 10 / 2005

Anlässe, Ausklang und Opfer des Hottentottenkrieges, von A. Wilhelm Steffan et al. Schriftenreihe zur Förderung geschichts-, kultur- und naturwissenschaftlicher Forschung im Bereich der ehemaligen deutschen Einfluß- und Schutzgebiete in Übersee. 5. Jahrgang, Heft 10 / 2005

Die Beitragssammlung Anlässe, Ausklang und Opfer des Hottentottenkrieges, von A. Wilhelm Steffan et al., ist Band 10 der Schriftenreihe Befunde und Berichte zur Deutschen Kolonialgeschichte.

[…] Begonnen hatten die Unruhen aber bereits, als im Frühjahr 1904 Berichte über die wenig erfolgreichen Gefechte mit den Herero an den Onjati-Bergen nach Süden drangen, und als der langsame Verlauf des Herero-Krieges erste Zweifel an der bis dahin gefürchteten Macht der Deutschen weckte. Wahrscheinlich trug auch die Kriegshysterie der Deutschen selbst zu den neuen Nama-Aufständen bei: Den geringsten Widersetzlichkeiten nämlich wurde oft leichtfertig mit der Drohung begegnet, man würde mit ihnen genau so verfahren wie mit den Herero: ihnen Waffen, alles Land und Vieh wegnehmen. Dazu kam noch die Argwohn verbreitende Verstärkung der während des Herero-Aufstandes verringerten südlichen Schutztruppen-Abteilungen durch die am 2. Juli in Lüderitzbucht angelandeten 300 Schutztruppen-Reiter zusammen mit einer Geschützbatterie unter dem Befehl des Majors von Lengerke. Im Norden des Nama-Landes entschloß sich indessen der langjährige Verbündete und Gefolgsmann der Deutschen, Hendrik Witboi, diesen seine Treue aufzukündigen: Sein wohl schon früher gezeigter „religiöser Wahnsinn“ wurde durch einen Wanderapostel der sogenannten Äthiopischen Kirche, den aus der Kapkolonie gekommenen Betschuana-Hottentotten Stürman Skipper, zum Widerstand gegen die Deutschen angestachelt: Mit dem Glaubenssatz „Afrika für die Farbigen" verkündete er von Gott gesandt zu sein, um alle Weißen aus Afrika zu vertreiben. Mit seinen religiös gefärbten Aufrufen war er eine wesentliche Triebfeder für alle kriegerischen, oder zunächst zumindest räuberischen Unternehmungen. Am 3. Oktober überbrachten die Witbois Samuel Isaak und Petrus Jod dem Bezirksamtmann Henning von Burgsdorff die schriftliche Nachricht ihres Kapitäns, daß dieser „... jetzt aufhören wolle, der deutschen Regierung zu folgen:" Um zu versuchen Hendrik Witboi umzustimmen, ritt von Burgsdorff unbewaffnet gen Rietmont, traf am folgenden Tage aber in Mariental auf dessen dort versammelte Anhänger, die ihn nach dem Empfang des Briefes ihres Kapitäns befragten. Auf seine Bejahung hin wurde er hinterrücks von dem Bastard-Hottentotten Salomon Sahl niedergeschossen. Dieser mit einem Mord beginnenden offiziellen Kriegseröffnung schlossen sich noch andere Hottentotten-Stämme an, obgleich nicht alle. Einer der ersten, die seinem Aufruf zur Erhebung folgten, war Simon Kopper, der Kapitän der Fransmann-Hottentotten in Gochas. Andere Stämme, besonders im Westen und Norden, folgten seiner Aufforderung nicht, oder sie wurden durch das schnelle und bedrohliche ,Aufsichaufmerksammachen’ der örtlichen Schutztruppen-Besatzungen von einer Erhebung abgehalten. Bei den Aufständischen aber waren es ebenso wie im Herero-Aufstand vor allem die Jüngeren, die eine ‚Kriegspartei’ bildeten, und ebenso wie dort, erschöpfte sich zunächst die Kriegsführung in der Niedermetzelung ungeschützt lebender Farmer und ihrer Familien, dem Niederbrennen ihrer Anwesen und dem Raub ihrer Habe und Herden - und dann in der meist aus dem Hinterhalt erfolgenden Vernichtung kleinerer Schutztruppen-Patrouillen. Erst die daraufhin organisierte gezielte Gegenwehr der durch Nachschub aus dem Reich und Verbände aus dem Norden verstärkten Schutztruppe, vor allem unter der Leitung des Obersten Deimling, führte zu größeren Gefechten, die tatsächlich als kriegerische Auseinandersetzungen zu bezeichnen sind. Hierbei stand der besseren Bewaffnung der Schutztruppe die Bedürfnislosigkeit und Kriegserfahrung der Hottentotten-Krieger und ihre genaue Kenntnis des wildzerklüfteten und wasserarmen Landes gegenüber. Nicht nur, daß es selbst Rückzugsmöglichkeiten bot, von denen aus neue Überfälle zu führen waren, auch das Überschreiten der Grenze des Schutzgebietes und das unbehelligte Ausweichenkönnen auf britisches Territorium verhalf den Hottentotten immer wieder zu Vorteilen. So kann es nicht verwundern, daß dieser sich über etwa 3 Jahre hinziehende Krieg auf beiden Seiten zu großen Verlusten rührte. Hierzu ist die Feststellung kennzeichnend, daß die deutsche Schutztruppe im Hottentotten-Krieg weitaus größere Verluste erlitt als beim Herero-Aufstand. Dies geht auch aus der vom Vorsitzenden der deutschen Kriegsgräberfürsorge in Namibien, Herrn Harald Koch/Windhuk, erstellten und hier dargebotenen Auflistung hervor: […]

Dies ist ein Auszug aus: Anlässe, Ausklang und Opfer des Hottentottenkrieges, von A. Wilhelm Steffan et al.

Titel: Anlässe, Ausklang und Opfer des Hottentottenkrieges
Herausgeber: A. Wilhelm Steffan
Schriftenreihe zur Förderung geschichts-, kultur- und naturwissenschaftlicher Forschung im Bereich der ehemaligen deutschen Einfluß- und Schutzgebiete in Übersee
5. Jahrgang, Heft 10 / 2005
Windhoek, Gelnhausen 2005
ISBN 9991679359 / ISBN 99916-793-5-9
Broschur, 16 x 23 cm, 86 Seiten, etliche sw-Abbildungen

Steffan, A. Wilhelm und Godendorff, Siegfried und von Estorff, Ludwig und Bauzus und von Erckert, Friedrich und von Tschirnhaus, W. und Wülfing, Walter im Namibiana-Buchangebot

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Befunde und Berichte zur Deutschen Kolonialgeschichte, Band 10: Anlässe, Ausklang und Opfer des Hottentottenkrieges.