Am Lagerfeuer der Andern. Von Land und Leuten in Südwestafrika, von Heinrich Vedder

Am Lagerfeuer der Andern. Von Land und Leuten in Südwestafrika, von Heinrich Vedder. Verlag: John Meinert Ltd. Windhoek, Südwestafrika 1942

Am Lagerfeuer der Andern. Von Land und Leuten in Südwestafrika, von Heinrich Vedder. Verlag: John Meinert Ltd. Windhoek, Südwestafrika 1942

Das erste „Lagerfeuer", das 1938 erschien, ist niedergebrannt. Sein Hüter und Verleger, Herr J. Meinert in Windhuk, sagte dem Autoren, Heinrich Vedder, daß nur noch wenige Scheite vorhanden seien. Was ist da zu tun? Nichts anderes, als was bei uns jedermann in solchem Falle tut: Man steht auf und geht zum „Lagerfeuer der andern". Auch da gibt es Licht und Wärme, Beschauliches zu sehen und Erbauliches von Land und Leuten in Südwestafrika zu hören.

Die ältesten Bilder von Südwestafrika

Es sagte einst jemand in aller Öffentlichkeit: „Nächst dem Zahnarzt ist ein Mann mit einer Kamera für mich die unangenehmste Erscheinung in Südwest. Er sagte das mit einem so überstarken Brustton der Überzeugung, daß ihm ein Zweifel, es könne jemand auch anderer Meinung sein, gar nicht zu kommen schien. Deswegen darf dies Wort nicht unwidersprochen bleiben. Zwar sollten die Zahnärzte für sich selber eintreten, sie haben aber dermaßen viel zu tun, um durch kleine Schmerzen große Schmerzen zu beseitigen, daß wir vergeblich darauf warten würden. Auch ist eine lange Verteidigungsschrift überflüssig. Welch ein Übermaß von Schmerzen würde jahraus, jahrein zu erdulden sein, wenn diese Künstler unser Land meiden würden. Anders steht es freilich mit dem Mann mit der Kamera, obwohl er im gleichen Atemzug genannt wurde. Er hat so etwas von einem Herrscher an sich. Es macht ihm nichts aus, sich an jemand heranzumachen, ihm zu sagen, wo er sich hinstellen solle, wohin er gucken müsse, wie er seine Arme zu halten habe, ob er den Hut aufbehalten oder abnehmen solle; ja, er kommandiert „Stillgestanden" wie der Feldwebel, und das alles mit einer Selbstverständlichkeit, gegen die es keinen Widerspruch gibt. Sogar sein „Bitte schön!" ist nicht etwa eine Bitte, sondern ein Befehl, dessen Befolgung mit unbedingter Zuversichtlichkeit erwartet wird. Hat er geknipst, so pflegt er allerdings „danke sehr!" zu sagen, und in den weitaus meisten Fällen derartiger Überfälle ist damit die ganze Geschichte am Ende. Man kann allerdings auch einmal ein unerwartetes Glück haben. Es ist noch nicht lange her, da geriet ich in das Haus eines Mannes mit der Kamera. „Sie sind in meinem Album!" sagte er. Das wollte ich nicht glauben. Das Album wurde geholt, und siehe da, der Mann hatte recht. Ein Bild, vor zwei Jahrzehnten angefertigt, von mir nie gesehen, befand sich in seinem Besitz. Und da er zwei Exemplare davon besaß, bekam ich sogar eins davon zu eigenem Besitz, nach zwei Jahrzehnten! Und dennoch wollen wir den Mann mit der Kamera nicht schmähen. Wieviel Freude hat er nicht schon denen ohne Kamera gemacht. Und für eine Freude soll man nicht nur empfänglich, sondern auch immer dankbar sein. Wieviel Freude hat er außerdem schon den Freunden und Verwandten, besonders den Großmüttern in der Heimat gemacht, denen es nur durch den Mann mit der Kamera ermöglicht wurde, die Enkel im fernen Afrika wenigstens im Bilde zu sehen. Wie beglückt geht so ein Bildchen von Hand zu Hand und entlockt den Besuchern so freundliche und anerkennende Worte, daß man wünschen möchte, dieser gute Ton möchte dauernd durch alle Gespräche über Freunde und Nachbarn weiterklingen. Und dann, was würden wir darum geben, wenn, sagen wir vor hundert Jahren, schon die Kamera erfunden wäre und wir nun die alten Bilder besehen und sie mit der Gegenwart vergleichen könnten. Aber vor hundert Jahren gab es dieses Instrument noch nicht. Erst 1873 gelang es H. W. Vogel, eine Trockenplatte herzustellen, die man einpacken und ohne Mühe am Ort der Tat einschieben konnte. Drei Jahrzehnte lang hatte man sich mit nassen Platten behelfen müssen. Und, wer sollte es glauben, aus dieser Zeit wird uns in einem alten Bericht aus Südwest gemeldet, daß ein Mann eine Aufnahme mit nasser Platte machte. Was aber daraus geworden ist, ein Bild oder eine Enttäuschung, hat man nicht erfahren. Und dennoch haben wir Bilder aus Südwest, die nahezu hundert Jahre alt sind. Sie sind mit der Hand gezeichnet, nicht immer so ganz genau, wie die Kamera es tut, aber doch so, daß man merkt, daß der Zeichner gut beobachtet und seinen Stift gut geführt hat. Zuerst wollen wir dem freundlichen Leser den Zeichner selbst vorführen. Es ist der Rheinische Missionar H. C. Knudsen, der 1842 nach Bethanien im Namalande gesandt wurde. Sein Vorgänger war der deutsche Missionar der Londoner Missionsgesellschaft H. Schmelen. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch 'Am Lagerfeuer der Andern. Von Land und Leuten in Südwestafrika', von Heinrich Vedder.

Titel: Am Lagerfeuer der Andern
Untertitel: Von Land und Leuten in Südwestafrika und was man von Menschen und Dingen sonst noch am Lagerfeuer zu erzählen pflegt.
Autor: Heinrich Vedder
Verlag: John Meinert Ltd.
Windhoek, Südwestafrika 1942
Originalleinen, 16 x 24 cm, 228 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen

Vedder, Heinrich im Namibiana-Buchangebot

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