Afrikanischer Heimatkalender 1932, von Dr. Heinrich Vedder et al.

Afrikanischer Heimatkalender 1932, von Dr. Heinrich Vedder et al. Herausgegeben vom Kirchenbundesrat des Deutschen Kirchenbundes Süd- und Südwestafrikas.

Afrikanischer Heimatkalender 1932, von Dr. Heinrich Vedder et al. Herausgegeben vom Kirchenbundesrat des Deutschen Kirchenbundes Süd- und Südwestafrikas.

Die dritte Ausgabe Afrikanischer Heimatkalender 1932 beinhaltet zahlreiche Beiträge von Dr. Heinrich Vedder und anderen Autoren seiner Zeit.

Dr. Heinrich Vedder: Eine wahre, ernst-lustige Geschichte aus Südwestafrika

Wir Missionare haben gar oft die Frage gehört: Kann denn so ein Eingeborener die Tiefen der christlichen Unterweisung erfassen? Es will uns scheinen, als sei ihm das nicht möglich. Ihr tut eine Arbeit, die von vornherein aussichtslos ist. Lehrt erst diese Menschen einige hundert Jahre arbeiten, bis sie sich weiter entwickelt haben, und dann predigt ihnen die christliche Lehre! Ich will mich mit denen, die solchen Standpunkt einnehmen, nicht in einen Streit einlassen, denn es ist wahr, die Tiefen der christlichen Lehren werden wirklich nur von wenigen ergriffen, und das gilt nicht nur von Hottentotten und Buschmännern, sondern auch von gar manchem, der 8-16 Jahre lang das Glück hatte, niedere und höhere Schulen besuchen zu können. Aber im Christenleben handelt es sich letzten Endes ja gar nicht um den Umfang und die Tiefe der Gedanken, sondern um Gottvertrauen und Liebe und Gehorsam, und das sind Dinge, die nicht im Kopf vor sich gehen, sondern ihre Wohnung zwei Spannen lang darunter haben, wo das Herz bald freudig, bald mutlos pocht; und es pocht unter einer schwarzen und gelben Haut genau so, wie unter einer weißen Haut. Was diese Gleichnisrede bedeutet, weiß mein Leser gar wohl. So will ich ihm denn eine Geschichte erzählen, die ihm zeigt, daß es auch unter den Hottentotten Christen geben kann, an deren innerem Leben aus Gott nicht zu zweifeln ist. Um aber allen Zweifeln vorzubeugen, möchte ich vornherein versichern, daß die nachfolgende Geschichte Zug um Zug der Wahrheit entspricht. In M. war's, im Namalande. Dort wohnte vor rund 25 Jahren ein Wachtmeister. Er versah den Polizeidienst des Distrikts und war eine überaus ehrliche Haut, ein bischen grob, wie das ja wohl immer ein Wachtmeister sein muß, aber wer ihn näher kannte, der wußte, daß unter der rauhen Schale ein guter Kern verborgen war. Und dieser Polizeiwachtmeister hielt nicht viel vom Christentum der Eingeborenen, denn er war der Meinung, daß sie zu dumm seien, um es begreifen zu können. Nicht weit von seiner Wohnung befand sich eine kleine Werft. Dort wohnten lauter Hottentotten, die man auch Nama nennt. Diese Hottentotten waren zum Teil Christen, und der Missionar hatte unter ihnen einen zum Gemeindeältesten ernannt, damit die kleine Gemeinde zusammengehalten werde, denn er selbst konnte den abgelegenen Ort nur selten besuchen. Der Älteste, wir wollen ihn Lukas nennen, hatte nun den festen Vorsatz, sein Amt treulich auszuüben, und deswegen rief er abends nach getaner Arbeit alle an seiner Hütte zusammen, die guten Willens waren, und dann wurde gesungen. Sanglustig, wie die Nama sind, blieb es nicht bei einem Lied, sondern eins reihte sich an das andere. Je länger man sang, desto mehr erfreute und erbaute man sicli am eigenen Gesang, und desto schwerer wurde es den Sängern, vor Mitternacht abzubrechen. Die meisten Gesänge konnte man auswendig, denn ein richtiger Namachrist kennt sein halbes Gesangbuch auswendig. Kam aber einmal ein weniger bekanntes Lied an die Reihe, dann pflegte Lukas die Strophen einzeln vorzusagen. Nun haben zwar die Nama hübsche Stimmen und pflegen stets mehrstimmig zu singen, ohne im Gesang der Harmonien große Fehler zu machen. Sie singen aber auch ganz gern laut, besonders wenn sie sich unter dem weiten Himmelsdom befinden, und Gottes Sterne wie Kerzen vom Himmel flammen. Es ist aber nicht jedermanns Ding, stundenlang lautem Gesang in einer fremden Sprache zuzuhören, besonders wenn es auf Mitternacht geht und man gern schlafen möchte. Der Wachtmeister in der Nähe ärgerte sich. Er wollte schlafen und konnte doch nicht. Immer wieder störte ihn der Gesang. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Jahrbuch: Afrikanischer Heimatkalender 1932, von Dr. Heinrich Vedder et al.

Titel: Afrikanischer Heimatkalender 1932
Autoren: Heinrich Vedder; Anne Maag; Lotte-Sanita Ebers; Winfried Ebers; Hans Anton Aschenborn; Carl Oßmann; Paul Süchting; J. Wittmann
Redaktion: Pastor Schräder; Lotte-Sanita Ebers
Herausgeber: Kirchenbundesrat des Deutschen Kirchenbundes Süd- und Südwestafrikas
Ohne Ortsangabe (Windhoek, Südwestafrika)
Originalbroschur, 18x24 cm, 80 Seiten, etliche Holzschnitte und Abbildungen

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