Afrika. Beiträge zu einer praktischen Kolonialkunde, von Paul Rohrbach

Afrika. Beiträge zu einer praktischen Kolonialkunde, von Paul Rohrbach.

Afrika. Beiträge zu einer praktischen Kolonialkunde, von Paul Rohrbach.

Diese Kolonialkunde für Afrika entstand aus der Zusammenarbeit des Verlages mit einigen der hervorragendsten praktischen Kräfte, die es damals in Deutschland gab.

Viehzucht in Südwestafrika: A. Die Grundlagen

Von Farmdirektor v. Schönberg, Rietfontein S.W.A.

Die Existenz des südwestafrikanischen Farmers gründet sich in erster Linie auf Vieh, das die natürlich anfallenden Futtergewächse der Steppe auf dem Halm ausnutzt. Wo es der Regenfall erlaubt, kommt etwa Trockenackerbau (dry-farming) hinzu. Ein Gebiet für sich ist die Bewässerungswirtschaft in Verbindung mit Staudämmen, artesischen und subartesischen Bohrlöchern, und ebenso die Ueberflutungsbewässerung, bei der einzelne Regenfälle durch geeignete Vorrichtungen zum Ueberfluten eingedämmter Felder ausgenutzt werden. Der vordringlichste Zweck dieser verschiedenen Anbaumethoden soll aber nicht die Körnergewinnung sein, sondern die Gewinnung von Zufutter und Reservefutter für wertvolles Zucht- und Nutzvieh und auch für kranke und im Wachstum begriffene Tiere. Dem südwestafrikanischen Boden, und infolgedessen auch den Pflanzen, fehlen häufig Phosphor und Kalk; daher treten beim Vieh bestimmte Mangelkrankheiten auf, gegen die Phosphor und Kalk in verschiedener Form verabreicht werden müssen. Das ist heute für die meisten südwestafrikanischen Farmer eine Selbstverständlichkeit. Abgesehen hiervon kommt es darauf an, den Graswuchs soweit wie möglich zu fördern. Je dichter die Grasnarbe die Weidefläche bedeckt, um so weniger Wasser fließt ab, wodurch der Untergrund der Farmen sich mit Wasser anreichert. Das ist sehr wichtig für die Erzielung einer guten Weide, für den Busch- und Baumwuchs und die Wasserversorgung der Farmen überhaupt. Eine dichte Grasnarbe verhindert auch mehr oder weniger die Bodenabspülung, und das ist ebenfalls wichtig, weil durch Bildung von scharf eingeschnittenen Rinnsalen und Schrunden das Regenwasser schneller abgeführt und dies Wasser somit dem Grundwasser der Farmen nicht zugeführt wird. Das Abbrennen des Grases ist verwerflich und schädlich für den Busch-und Baumwuchs, der unbedingt erhalten werden muß, um eben die Entwaldung zu verhindern. Die Erhaltung eines Bestandes von guten Gräsern ist also eine grundlegende Maßnahme für die Farmwirtschaft in Südwestafrika. Dazu gehört in erster Linie, daß auf den Farmen nicht zu viel Vieh weidet: nicht viel geringes, sondern weniger, aber gutes Vieh. Man muß also Auslese (Leistungszucht) treiben. Das Einzäunen der Farmen sowie die Unterteilung in Koppeln (sogenannte Kamps) ist eine kostspielige, aber notwendige Maßnahme, um etwa im Wechsel von zwei Jahren die Kamps bis zur Samenreife der Gräser schonen zu können. Indem man das Aussamen gewährleistet, erhält man die guten Gräser auf der Farm. Die Kamps gestatten auch eine Verteilung des Viehs auf der Farmfläche, wie sie dem Willen des Farmers entspricht. Natürlich wird der Farmer die Einzäunung erst im Lauf der Entwicklung der Farm einrichten. Die Zahl der Kamps hängt auch von der Anzahl der Wasserstellen ab, die der Farmer schaffen kann, denn das Vieh muß täglich zum Wasser gelangen können. Oft werden mehrere Kamps eine gemeinsame Wasserstelle haben. Solche Wasserstellen bestehen aus einem Brunnen (an Kalkpfannen oder unterhalb von Dämmen) oder einem Bohrloch mit einem Windmotor sowie einem Sammelbassin mit Tränke. Oft ist auch ein Kraftmotor nötig, um windstille Zeiten überwinden zu können. An den Rivieren entstehen Wasserstellen in erster Linie, denn vielfach ist im Untergrund gutes und bald erreichbares Wasser für einen Brunnen zu finden, oder der Einbau einer sogenannten Grundschwelle in den sandigen Grund der Riviere an geeigneter Stelle bringt eine Wasseranreicherung, so daß eine Wasserstelle ausgebaut werden kann. Wenn durch Bohrung kein Wasser zu erschließen ist oder günstiger Untergrund und Uferverhältnisse zum Dammbau einladen, wird die Errichtung von Dämmen zu Tränk- oder Bewässerungszwecken entweder durch Auf mauern von massiven Steindämmen oder durch Aufschüttung von Erddämmen mit gemauerten Ueberläufen durchgeführt. Sehr wichtig ist dabei eine ausreichende Stauhöhe, denn im Jahre gehen ca. 2,5 m Wasserstand allein durch Verdunstung verloren. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Afrika. Beiträge zu einer praktischen Kolonialkunde, von Paul Rohrbach.

Buchtitel: Afrika
Untertitel: Beiträge zu einer praktischen Kolonialkunde
Autor: Paul Rohrbach
Genre: Sachbuch; Kolonialkunde
Verlag: Werner & Co
Berlin, 1943
Originalkartoneinband, Originalschutzumschlag, 6x23 cm, 311 Seiten, 16 Seiten Abbildungen

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